Caflisch, Max - Typographie Braucht Schrift.pdf

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Max Caflisch
Typographie braucht Schrift
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Typographie braucht Schrift
Festvortrag von Max Caflisch
gehalten anläßlich des 20 jährigen Bestehens
der Association Typographique Internationale
in Lausanne am 29. September 1977
Beim Abschied von Joyce und Adrian Wilson
nach einem angeregten Gespräch in San Francis-
co im Frühjahr 1977 rief mir Adrian zu: »Typo-
graphy needs type.« Der Ausspruch mochte in
Anlehnung an das vor der Association Typogra-
phique Internationale zu haltende Vortragsthe-
ma erfolgt sein. Seit jenem Nachmittag läßt mich
der Ausspruch nicht mehr los; ich versuche eine
Antwort auf die Frage zu finden, was unter Ty-
pographie eigentlich zu verstehen sei. Es ist da-
her angezeigt, den Ausdruck Typographie erst
einmal näher zu betrachten.
Bei Richard L. Niel heißt es in seinem »Satztech-
nischen Taschen-Lexikon« 1 : »Typographie, aus
dem griechischen abgeleitete Bezeichnung für
Buchdruckerkunst, das ist die Kunst von beweg-
lichen Lettern zu drucken.« Diese Erklärung ver-
mag so wenig zu genügen wie diejenige in W.
Haspers »Handbuch der Buchdruckerkunst« 2 .
Dort heißt es kurz und bündig »Typographie,
die Buchdruckerkunst«. August Müller verwen-
det den Ausdruck »typographisch« in seinem
»Lehrbuch der Buchdruckerkunst« 3 ohne das
Wort näher zu erläutern. Das kann wohl nur so
verstanden werden, daß der Fachbegriff Typo-
graphie sich bereits fest eingebürgert hat und
keiner Erklärung mehr bedarf. Und in der Tat:
Schon 1551 nennt sich Lorenzo Torrentino in Flo-
renz »Ducalis Typographus« 4 . Der Begriff dürfte
aber wohl noch älter sein. Im Jahre 1683 erklärt
Joseph Moxon in seinen »Mechanik Exercises:
Or, the Doctrine of Handy-works. Applied to the
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