Walser Martin - Das Schwanenhaus.pdf

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Martin Walser
Das Schwanenhaus
Roman
Suhrkamp
Erste Auflage 1980
Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main
Alle Rechte vorbehalten
Satz: LibroSatz, Kriftel bei Frankfurt
Druck: May u. Co., Darmstadt
Printed in Germany
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1.
Als Gottlieb Zürn aufwachte, hatte er das Gefühl, er stehe auf dem Kopf. Offenbar
war sein Kopf im Lauf der Nacht immer schwerer und sein Leib leichter geworden.
Solange sein Kopf mit diesem Gewicht im Kissen lag, hatte er keine Aussicht, wieder
auf die Füße zu kommen. Ich bin das Gegenteil eines Stehaufmännchens, dachte er.
Er öffnete die Augen. Er stand nicht auf dem Kopf. Sobald er die Augen zufallen ließ,
hatte er wieder das Gefühl, er stehe auf dem Kopf.
Plötzlich saß er auf dem Bettrand. Die Füße tief unter ihm auf dem Boden. Die Angst,
er werde nicht mehr aufstehen, hatte geholfen. Die Gefahr auszufallen, war für einen
weiteren Tag gebannt. Gottlieb Zürn fällt aus! Mit diesem aufschreckenden Satz hatte
er es wieder einmal geschafft. Die Schule fällt aus, die Vorstellung fällt aus. Gottlieb
Zürn fällt nicht aus. So beschwor er sich. Der Ruck, mit dem er sich hochgerissen
hatte, wirkte noch nach. Als Annas Schritte sich mit rasch zunehmender
Bestimmtheit der Schlafzimmertür näherten, stand er schon. Obwohl er noch keine
Sekunde zu spät dran war, hätte er sich geniert, wenn sie ihn noch im Bett oder auf
dem Bett sitzend angetroffen hätte. Er wollte nicht, daß sie vor dem Bett stünde und
das Gesicht kriegte, das seine Mutter gekriegt hatte, wenn sie, weil er auf ihre Rufe
nicht reagiert hatte, plötzlich vor seinem Bett stand, dieses Gesicht, das ausgedrückt
hatte, die Familie werde jetzt also in einer Art selbstverschuldeter Lähmung
untergehen. Er bewegte sich, sobald Anna die Tür geöffnet hatte, so leicht wie ein
anderer. Aber Anna war gar nicht gekommen, ihn zu holen. Ihr Gesicht zeigte, daß
sie schon länger etwas suchte und nicht mehr fähig war, ruhig von Stelle zu Stelle zu
schauen, ob es da liege. Den Kopf riß sie immer ein bisschen zu spät in die
Richtung, in die sie schon stürmte. Sie schleuderte Wäschestücke durch die Luft,
rannte hinaus, den Autoschlüssel suche sie, der Ersatzschlüssel sei auch nicht am
Platz. Regina habe sich in der vergangenen Nacht wieder mehrere Male übergeben.
Und wieder bis zu 40 Fieber gehabt. Dr. Freisieben sei verständigt. Sie müsse ihm
Reginas Urin bringen. Einen Rückfall halte er nach den Antibiotika, die Regina von
Dr. Sixt bekommen habe, für unwahrscheinlich. Er werde sich mit Dr. Sixt wieder in
Verbindung setzen. Als Anna weggefahren war, ging er zu Regina hinüber. Ihre
Gesichtshaut sah grau aus, fast violett. Um den Mund eine fahle ovale Zone. Der
Mund zuckte und bebte. Sie würde, wenn er sich beeindruckt zeigte, nicht anders
können, als ihre Krankheit mit seiner Beeindrucktheit zu multiplizieren. Also
beherrschte er sich. Da er so wenig Wirkung zeigte, fühlte sie sich veranlaßt, deutlich
zu stöhnen. Sobald er sie streichelte, wurde ihr Ton passiver, das reine Leid. Alles,
was sie in der vergangenen Nacht ohne sein Dabeisein hinter sich gebracht hatte,
sollte er jetzt zur Kenntnis nehmen und anerkennen. Er streichelte sie heftiger. Das
löste das ersehnte leise Weinen aus. Dieses Weinen hatte fast eine erzählerische
Melodie. Drunten klingelte das Telephon. Ihre Augen kippten, sie sah ergeben zur
Decke, er durfte gehen. Sicher einer, der sich verwählt hatte. Morgens um acht rief
ihn niemand an. Am Samstag vielleicht, wenn die Inserate erschienen waren, aber
nicht am Mittwoch, wenn sie noch gar nicht aufgegeben waren. Um zehn,
Annahmeschluß!
Rosa, was ist, rief er. Nichts Besonderes, sagte sie. Am Freitag komm' ich. Ihre
Stimme klang, als strenge sie sich an, die Stimme hell klingen zu lassen. Sie wollte
ihn nicht erschrecken. Aber, dachte er juristisch, sie nimmt es billigend in Kauf, daß
er bemerke, wie wenig wirklich hell ihre Stimme heute klingt. Sie sei gerade von
einem Fest zurückgekommen, jetzt lege sie sich hin, später müsse sie in die Hoch-
schule, eine Klausur, deshalb habe sie gedacht, sie könne ihre Alten auch einmal in
aller Herrgottsfrühe anrufen. Ob ihr etwas fehle.
Was ihr denn fehlen solle. Das klang fast schon ärgerlich oder tragisch oder patzig
oder vorwurfsvoll oder höhnisch oder.. .
Sie freuten sich also auf Freitag, ach so, da sei er ja in Stuttgart, am Freitag und am
Samstag, aber am Samstagabend sei er zurück. Als er auflegte, hörte er das Kipptor
rucken und ächzen. Anna schleppte zwei Netze und einen Korb Eingekauftes herein.
Er wollte ihr verstauen helfen. Sie verbot es, wie erwartet, mit dem Hinweis, dann
finde sie nachher nichts mehr. Daß Rosa um diese Tageszeit angerufen hatte,
alarmierte sie auch. Seine Schuld. Er hatte den Anruf als etwas Beunruhigendes
geschildert. Regina rief so kläglich als möglich nach ihrer Mutter. Anna rannte hinauf.
Er ging hinaus. Armin bedeutete er, liegen zu bleiben, kein Spiel heute. Else lag fast
rücklings auf der Tischtennisplatte und reckte und streckte sich und fuhr immer
wieder blitzschnell zusammen, als wolle sie sehen, ob sie das Morgensonnengold
jetzt zwischen ihren Pfoten habe. Er griff ihr im Vorbeigehen an den flaumigen
Bauch, sie nahm seine Hand sofort gefangen und ließ sie, den Regeln gemäß, sofort
wieder frei.
Er sah, daß die Feriengäste noch nicht am Ufer waren, auch der öffentliche Uferweg
lag noch verlassen, also ging er hinunter und schwamm seine mittlere Strecke. Das
Wasser wäre warm genug gewesen für die Langstrecke, aber ihm fehlte die Ruhe für
40 oder 50 Minuten gleichmäßiger Schwimmbewegung. Bevor er nicht, mit dem
Alleinauftrag in der Tasche, das Tor der Leistle-Villa in Stuttgart hinter sich zumachen
würde, konnte er Ruhe nur unter Einsatz seiner ganzen Willenskraft fingieren. Auf
dem Tisch in der Terrassennische stand noch das FrühStücksgeschirr von Julia.
Magda hatte keine Spuren hinterlassen. Kaum saß er, hörte er Frau Schneider rufen:
Ellen, sag em Babba, er soll au bidde mei Sonnebrill mitbrenge. Er sprang auf und
war im Haus, bevor die Stuttgarter Familie, die zur Zeit die obere Ferienwohnung
bewohnte, um die ausschwingenden Wacholderzweige vor der Hausecke bog. So
weit, mit Fremden sprechen zu können, war er noch nicht. Als die drunten bei den
Liegestühlen waren, also nicht in die Terrassennische sehen konnten, ging er wieder
hinaus. Wenn er bloß die Zeit bis zum Samstag raffen könnte. Er hätte jedesmal
Tage und Wochen seines Lebens einfach verschenkt, um der entscheidenden
Stunde nicht so lange entgegensehen zu müssen. Hatte sein Leben bisher nicht
hauptsächlich aus solchem Zuwarten bestanden? Sein Leben war fast zu spannend.
Wahrscheinlich war deshalb, seit er als Makler selbständig war, das Bedürfnis, in die
Spielbank zu gehen, erloschen. Als er noch Dr. Enderies Angestellter gewesen war,
hatte es ausgesehen, als könnte die Roulette-Sucht gefährlich werden. Anna hatte
nicht die geringste Neigung zum Spielen, aber sie war, als er noch Jahreskarten
hatte für die Banken in Lindau und Konstanz, immer mitgegangen. Er begriff jetzt
nicht mehr, warum er sich nicht geniert hatte vor ihr. Immer wieder die gleichen
Versprechungen, Ausflüchte, Rechtfertigungen, Zerknirschungen, Zusammenbrüche.
Anna kam herunter. Regina sei endlich eingeschlafen. Wo war der Autoschlüssel,
fragte er. Anna antwortete, sie habe Regina um elf ein Gelonida gegeben, um zwei
ein Gelonida, um drei ein Valium, um sechs ein Gelonida. Das Wichtigste sei, daß
Regina zur Ruhe komme. Ob man nicht doch ganz zu Dr. Sixt zurück solle. Daß Dr.
Cornelius sich nicht mehr für Regina interessiere, seit Regina durch Annas Übertritt
in die AOK kein Privatpatient mehr sei, sei schon allerhand. Sie sprang auf vom
Frühstück, rief Dr. Sixt an und zwang den, sich anzuhören, wie sich Regina nach
neun Antibiotikawochen befinde. Man hörte an Annas Reaktionen, daß Dr. Sixt das
Gespräch viel knapper haben wollte. Als sie auflegte, war sie ruhiger. Dr. Sixt hatte
versprochen, Regina heute noch anzuschauen. Der hat sich auch drücken wollen,
sagte sie.
Sie räumte das Frühstücksgeschirr ab. Gottlieb wollte ihr helfen, spürte aber sofort,
daß er, wenn er Geschirr abtrüge, bloß so tue, als wolle er ihr helfen; er wollte
eigentlich gar nicht; aber sie müßte dann eben doch einmal weniger hin und her
zwischen Küche und Terrasse; also, greif zu jetzt. Da hatte sie schon alles draußen.
Wenn er sich jetzt zur Strafe einen Fetzen Haut von der Fingerkuppe schnitt - er sah
auf dem Weg ins Büro eine Schere liegen -, hatte sie auch nichts davon. Aber
schülerhafte Lösungen lagen ihm. Er ließ sich in seinen nach allen Richtungen
nachgiebigen, ihn sanft schalenden Schreibtischsessel fallen und entfaltete die
Zeitung. Was in der Welt passiert, ist zum Glück wichtiger. Und war doch gleich
durchgerutscht durch alle Nachrichten und Berichte bis zu den Inseraten. Die las er
am liebsten. Rundfunk- und Fernsehprogramme und Inserate waren seine
Lieblingslektüre. Auch in alten Zeitungen. Er wollte die Programme nicht sehen und
das Inserierte nicht kaufen. Er las gern diese Art Mitteilung. Und heute . . . wäre nicht
Anna so völlig auf Regina konzentriert, wäre er sofort hinübergerannt, ihr das
vorzulesen: 283. Freiwillige Versteigerung. Infolge Auflösung versteigere ich im
Auftrage den RESTHAUSHALT Bansin am Dienstag, den 2. September in Villa
Bansin, Mitten, ab 9 Uhr: 1 antik eingel. Schrank, 1 dkl. und altbem. Bauernschrank,
1 Louis-Seize-Kommode, Barock-, Louis-Seize- und Biederm.-Stühle sowie kl.
Tischchen, 1 alpenld. dkl. Bauerntruhe,gr. rd. Ausz.-Tisch m. 6 Lehnstühlen,geschw.
Füße, 4 rd. und 3 Igl. Tische i. Chippendalestil, 52 Pos. Silber u. versilb. Gegenstände
wie ov. Platten, Schalen, Leuchter, Bestecke, vorz. Jugendstil, alte Teppiche wie
Buchara, Schirwan, Ferraghan, teilw.besch., 1 Ölgemälde (David Teniers 1610—
1690) unsign., sowie a, Ölgemälde, Stiche, Bibliothek, Porzellan (Berlin), Kupfer,
Tischlampen (Jugendstil), grauer Nerz-Mantel und vieles nicht Ermähnte.
Besichtigung am Montag, 1. Sept., von 14 bis 18 Uhr. Jürgen Kant, sachverst.
Schätzer und Auktionator, Kempten. Er würde Anna das beim Mittagessen vorlesen.
Er mußte sein eigenes Samstag-Inserat tippen. Als er es durchgelesen hatte, zerriß
er es. Als er wieder tippte, merkte er, daß er das Inserat gar nicht ändern konnte. Die
Kollegen Konkurrenten würden grinsen, wenn er die zwei Eigentumswohnungen und
die im künftigen Autobahngelände liegende Hof-Mühle mit Brennrecht und eigener
Stromversorgung wieder anpries. Sollten sie. Eine Woche später würde da stehen:
Einmalige Gelegenheit oder. Die Traumvilla oder Jugendstil-Juwel am Bodensee, 19
Zimmer, jedes Zimmer mit anderer Decke. Meisterwerke der Jugendstil-Stukkatur,
Halle (100 qm) mit tropischem Holz getäfert, Hallenfenster (Jugendstil, Buntglas)
über zwei Stockwerke, wilhelminische Bauqualität, ursprüngl. Sitz des Direktors der
Deutschen Bank, eigener Hafen, 30 Bootsliegeplätze, 1,8 ha Park, eigener
Tennisplatz, Uferbreite 65 m, nur für seriöse Interessenten. Alleinauftrag Dr. Gottlieb
Zürn (Dr. Enderle-Immobi-lien).
Vorausgesetzt, Frau Dr. Leistle war zu gewinnen. Mit der Schwester wäre er fertig
geworden. Frau Bansin mußte man nur reden lassen. Ein paar Monate lang hatte er
sie einmal pro Woche ausgeführt. Sie war glücklich, für zwei Stunden aus dem
Hochhaus, in das die Verwandtschaft sie gesteckt hatte, herauszukommen.
Jedesmal hatte sie ihm die Version ihres Schicksals vorgetragen, die ihr gerade noch
greifbar war. Einiges blieb sich gleich. Das mochte das Wichtigste sein. Daß sie in
der DDR 700 Arbeiter verloren hatte, vergaß sie nie. Sie sagte: Man hat uns in der
Ostzone 700 Arbeiter genommen. Dann folgte immer der Satz: Davon haben wir uns
nicht mehr erholt. Zum Glück habe sie 1934 den Einfall gehabt: wir kaufen uns etwas
am Bodensee! Sonst hätten sie nach 45 überhaupt nichts mehr gehabt. Natürlich sei
für sie, die von ihrem Vater her aus der württembergischen Künstlerfamilie
Dannecker stamme, nur ein Besitz mit Niveau in Frage gekommen. Die
Bankpräsidenten-Villa habe sie gekannt, bevor sie je am Bodensee gewesen sei. In
Dresden habe man von dieser Villa gesprochen, weil der Bankpräsident Künstler aus
Dresden-Hellerau und Darmstadt an den Bodensee gerufen habe, damit sie sein
Haus schmückten. Das werde ihr jetzt weggenommen. Von den Banausen.
Banausen, das gebrauchte sie immer mit einer Bestimmtheit, als handle es sich
dabei um einen Volksstamm von unverwechselbarer Eigenart. Daß ihr Eberhärdle
das nicht verhindert habe, nicht nur nicht verhindert, daß er das herbeigeführt, ver-
schuldet habe! Gut, man habe ihnen 700 Arbeiter genommen in der Ostzone, aber
das ist anderen auch so gegangen, man kann doch wieder anfangen, das ist ihre
Meinung, man kann immer anfangen. Bitte, er, Dr. Zürn, gebe das beste Beispiel. Sei
er nicht mit ihrem Eberhärdle in dieselbe Schule, in dieselbe Klasse sogar,
gegangen, und jetzt, wo sei ihr Eberhärdle und wo Dr. Zürn? Habe ihr Eberhärdle
nicht immer glänzende Zeugnisse heimgebracht? Viel besser könnten die von Dr.
Zürn auch nicht gewesen sein. Und jetzt, was sei ihr Eberhärdle? Sektenprediger!
Sektenschriften senkrecht in die Luft haltend, stehe er in Lindau, Wangen und
Ravens-burg an Straßenecken und lächle. Wenn er wenigstens eine andere Gegend
aufgesucht hätte für sein blamables Auftreten. Wenn er noch ein bißchen Anstand
hätte, war' er zur Fremdenlegion, jawohl! Ach, Herr Dr. Zürn, Ihre Mutter hat es
besser getroffen als ich. Sie hat, solang sie lebte, erleben dürfen, wie der Direktor
Enderle ihren Buben zum Teilhaber und Nachfolger gemacht hat. So ein kultivierter
Mensch wie der Direktor Enderle, befreundet sogar mit dem Karl Erb. Sie sage ihm
frank und frei, die Tatsache, daß der Direktor Enderle ihn akzeptiert habe, was habe
sie jetzt sagen wollen . . . ach so, ja, der Direktor sei ja, trotz seines schwäbischen
Namens, Rheinländer gewesen, wahrscheinlich habe er überhaupt den Bodensee für
das Rheinland entdeckt, aber glücklich sei der Direktor Dr. Enderle auch nicht
gewesen, ein Makler, wie es keinen mehr gebe, ein Herr, ein Bonvivant eben, und
kein Banause, sie habe immer gehofft, ihr Eber-härdle, ob Dr. Zürn dem schon
einmal begegnet sei, was er dazu sage, Zeugen Jehovas, vielleicht gibt es ja wirklich
ein Leben nach dem Tod, wir müssen doch alle allzu schnell fort von hier, könne es
nicht sein, daß ihr Eberhärdle doch den Haupttreffer ziehe, weil nämlich sie und Dr.
Zürn, ja sogar der Direktor Enderle habe letzten Endes doch dem Geld nachgejagt,
während ihr Eberhärdle an der Ecke stehe und mit religiösen Drucksachen winke,
also so eine Schande, dabei hätten Eberhärdle und seine Frau, die übrigens ihn und
die Kinder sitzengelassen habe und abgehauen sei mit einem Berliner Spekulanten
oder Berlin-Spekulanten, der hat auf jeden Fall vierzig Häuser in Berlin und lebt in
der Karibik, besser kann es einer überhaupt nicht machen, weg von den Banausen
hier, die Schwiegertochter habe schneller gemerkt als sie, was mit dem Eberhärdle
los sei, aber beide haben ihr Lehren erteilen wollen, weil sie in ihrer Verzweiflung
manchmal in die Spielbank mußte, ja-jaa, wenn sich das eine Dame nicht mehr
leisten darf, dann, Herr Dr. Zürn, haben die Banausen gesiegt, dann verzichtet sie,
Frau Beatrice Ban-sin . . . Mit Bansins wäre er zurechtgekommen, obwohl Frau
Bansin seinen Schulkameraden Eberhard enterbte, soweit sie konnte, und für
geschäftsunfähig erklären ließ. Der vollkommen gutmütige Eberhard hätte seinem
Schulkameraden den Alleinauftrag sofort gegeben. Seine Mutter auch. Aber als sie
unterschreiben wollte, war sie auch entmündigt. Aus der Tiefe einer
unüberschaubaren Verwandtschaft war die Entscheidung gekommen:
geschäftsunfähig, ab ins Altersheim nach Maierhöfen. Man hatte es jetzt mit Frau Dr.
Leistle zu tun, der jüngsten Schwester. Aber inzwischen hatte er einen solchen
Vorsprung vor den Konkurrenten, daß nicht einzusehen war, warum Frau Dr. Leistle
jetzt noch einen anderen vorziehen sollte. Er hatte Pläne kopiert, ein Expose entwor-
fen, Fotos gemacht. Keiner der Kollegen Konkurrenten konnte mit einem funkelnden
Inserat und einem so gut wie druckfertigen vierseitigen Prospekt-Entwurf plus Inser-
tions-Plan aufwarten.
Wenn er diesen Auftrag kriegt, Anna, dann hat sich auch noch die Spielsucht rentiert.
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