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Frühstück bei Tiffany
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„Bei all ihrer schicken Magerkeit, strahlte sie eine Ha-
ferflocken-Gesundheit aus, eine Seifen- und Zitronen-
Reinlichkeit, und auf ihren Wangen lag eine raue Röte.
Sie hatte einen großen Mund und eine Stupsnase. Eine
Sonnenbrille verbarg ihre Augen. Es war ein Gesicht,
das nicht mehr ganz in der Kindheit zuhause war und
schon einer Frau gehörte.“ So beschreibt Truman Ca-
pote seine unsterbliche Heldin Holly Golightly. Die
fast Neunzehnjährige, die voller Lebenshunger vom
Land in die große Stadt ausgerissen ist, hat nichts au-
ßer ihrer Erscheinung und ihrer Ausstrahlung, die sie
befähigt, mit Männern zu spielen und sich gewisser-
maßen aushalten zu lassen. Manchmal befällt sie, die
im Partytrubel von New York so unschuldig glänzen
kann, aber das „rote Elend“, Katzenjammer und Welt-
schmerz, Angst und Verlorenheit, spürt sie innere
Leere und Einsamkeit. Dann hilft nichts anderes mehr,
als auf die Fifth Avenue zu Tiffany zu fliehen, dem be-
rühmten Juwelier. Der Schimmer der Diamanten be-
ruhigt Holly und gibt ihr die Sicherheit zurück, im
New York zu Beginn der vierziger Jahre zu bestehen.
Ihr Nachbar, ein junger Schriftsteller, beobachtet ihr
krauses Leben, er liebt ihre Schlagfertigkeit, ihre origi-
nelle, von Fremdwörtern gespickte Sprache, ihre Lust
am witzig parlierenden Dialog. Manchmal aber spielt
sie Lieder, „bei denen man sich fragte, wo sie die ge-
lernt hatte … rauzärtliche, umherirrende Melodien mit
Worten, die nach Südstaaten-Nadelwäldern oder der
Prärie schmeckten.“ Eines Tages ist sie weg, übrig
bleibt nur ihr namenloser Kater, auf dessen Suche sich
der Erzähler begibt …
Truman Capote, eigentlich Truman Streckfus Persons,
wurde am 30. September 1924 in New Orleans gebo-
ren. 1934 verließ er den Süden, als die Mutter den Ku-
baner Joseph Capote heiratete und nach New York
zog. Dort stieg er mit Hilfe von Oona O’Neill und
Gloria Vanderbilt in die höhere Gesellschaft ein.
Achtzehnjährig begann er beim New Yorker als Re-
daktionsgehilfe. 1945 hatte er mit Erzählungen in di-
versen Zeitschriften Erfolg. 1946 bekam er den
O. Henry-Preis für „Miriam“, zwei Jahre später mit
„Shut a Final Door“ noch einmal. Der Roman „Ande-
re Stimmen, andere Räume“ wurde zur Sensation, Ca-
pote war 23 Jahre alt. Nach „Die Grasharfe“ wurde er
in eine Reihe mit William Faulkner und Carson Mc-
Cullers gestellt. Capote reiste nun jahrelang durch Eu-
ropa. „Frühstück bei Tiffany“ sicherte den Ruhm. Mit
„Kaltblütig“ schuf er 1966 ein Grundbuch des „New
Journalism“, den sechs Jahre recherchierten Tatsa-
chenroman über den Mord an einer Familie in Kansas.
Danach folgten Drogenexzesse, Nervenzusammen-
brüche, sogar Gefängnisaufenthalte, Capote war aus-
gebrannt. 1975 publizierte er Kapitel des Schlüsselro-
mans „Erhörte Gebete“, in dem er Geheimnisse der
High Society ausplauderte, die deshalb die Beziehun-
gen zu ihm abbrach. Das führte zu Depressionen und
neuen Abstürzen. 1981 erschienen letzte Erzählungen
„Musik für Chamäleons“. Am 25. August 1984, von
Drogen, Halluzinationen und Kliniken zermürbt,
starb Truman Capote in Los Angeles an einer Über-
dosis Tabletten.
Truman Capote
Frühstück bei Tiffany
ROMAN
Aus dem Amerikanischen neu übersetzt
von Heidi Zerning
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