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Power and Terror
Noam Chomsky
Power and Terror
US-WAFFEN,
MENSCHENRECHTE UND
INTERNATIONALER
TERRORISMUS
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»Chomsky geht von der ebenso schlichten wie entwaffnenden Moral aus,
dass das, was für andere gelten soll, auch für die eigene Seite gelten müsse.
In der Wirklichkeit, weiß Chomsky, entscheide aber keine Moral, sondern die
Frage, an welchem Ende des Gewehres man sitze: Terroristen sind immer nur
die anderen, auch wenn wir genau dasselbe tun – nur mit besseren Waffen.«
ISBN: 3-203-76008-8
Original: Power and Terror: Post-9/11 Talks and Interviews
Aus dem Amerikanischen von Michael Haupt
Verlag: Europa Verlag
Erscheinungsjahr: 2004
Umschlaggestaltung: Kathrin Steigerwald, Hamburg
Dieses E-Book ist nicht zum Verkauf bestimmt!!!
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Autor
Noam Chomsky
geboren 1928, studierte Linguistik mit Schwerpunkt Hebräisch.
Seit 1961 ist er Professor am Massachusetts Institute of
Technology und seit 1966 außerdem Inhaber des Ferrari-Ward-
Lehrstuhls für Moderne Sprachen und Linguistik. Chomsky ist
Autor zahlreicher vielbeachteter Bücher zu Themen der
Linguistik, Philosophie und Politik und gehört »zu den letzten
prominenten Intellektuellen, die überhaupt noch bereit sind,
gegen den überwältigenden konformistischen Meinungsstrom zu
schwimmen«
(SWR)
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EINLEITUNG
Gleich nach den Terrorangriffen vom 11. September 2001
wurde Noam Chomskys ohnehin immens straffe Zeitplanung
einer echten Belastungsprobe unterzogen. In den folgenden
Monaten hielt er zahlreiche öffentliche Vorträge und gab noch
mehr Interviews als zuvor, viele davon in ausländischen
Medien. Sie wandten sich an ihn als Angehörigen jener
Handvoll amerikanischer Intellektueller, die die aggressive
militärische Reaktion der Regierung Bush auf die Anschläge
kritisierten.
Mit unnachgiebiger Überzeugung dürfte Chomsky wohl an die
tausendmal sein Argument wiederholt haben, daß wir den
Terrorismus der Schwachen gegen die Starken nicht angemessen
beurteilen können, wenn wir nicht zugleich den »sehr viel
extremeren Terrorismus der Starken gegen die Schwachen, der
jedoch als tabu gilt« ins Auge fassen. Das mit einem ständig
wachsenden Aufgebot an historischen Fallstudien, Dokumenten
und Analysen unterfütterte Argument stieß in Washington und
bei den Mainstream-Medien auf taube Ohren, fand aber bei
Tausenden von Zuhörern in den Vereinigten Staaten und im
Ausland enorme Resonanz. Zahllose Menschen vernahmen auch
diesmal wieder, wie schon seit Jahrzehnten, Chomsky als
Stimme der Vernunft und des Gewissens.
Diese Stimme drang auch nach Japan (wo ich lebe), und zwar
in Gestalt einer japanischen Übersetzung seines Buchs 9-11, die
bereits Ende November 2001 erschienen war. Der Produzent
einer unabhängigen japanischen Filmgesellschaft war von dem
Buch genauso begeistert wie ich, und so faßten wir gemeinsam
den Entschluß, einen Dokumentarfilm über Chomsky und seine
Auffassung von Terrorismus und amerikanischer Macht zu
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drehen. Dieses Buch ist ein Resultat unseres Unterfangens.
Schon Anfang Januar 2002, als wir zum ersten Mal mit
Chomsky über unser Projekt sprachen, gewannen wir einen
Eindruck von der Intensität seines Lebens. Er sei, sagte er, an
einer Zusammenarbeit durchaus interessiert, hätte aber erst im
Mai Zeit für ein längeres Interview. Bis dahin habe er mehrere
Reisen geplant: zum Weltsozialforum nach Porto Alegre in
Brasilien, in die Türkei, um für seinen dortigen Verleger vor
Gericht auszusagen, und nach Kolumbien. Zudem halte er sich
im März eine Woche lang in Kalifornien auf. Wir könnten ihn
begleiten und bei seinen öffentlichen Auftritten filmen.
Wir entschieden uns für Kalifornien. Chomsky war von der
Universität in Berkeley zu zwei linguistischen Vorträgen
anläßlich einer jährlich stattfindenden Vorlesungsreihe
eingeladen worden. Während seines fünftägigen Aufenthalts in
der Bay Area hielt Chomsky in der Universität Sprechstunden
ab, traf sich mit Studenten und Fakultätsmitgliedern und nutzte
seine »Freizeit« zu fünf Vorträgen über verschiedene politische
Themen (von denen wir drei filmten). Zu diesen Vorträgen
kamen insgesamt mehr als fünftausend Zuhörer.
Am Freitag schließlich, in Palo Alto, war Chomsky völlig
erschöpft und seine Stimme heiser. Aber als er im Ballsaal eines
Hotels vor eintausend intensiv lauschenden Menschen mit
seinem Vortrag begann, kam er noch einmal so richtig in
Schwung. Er sprach mit zunehmender Eindringlichkeit über die
Gefahr der Weltraumbewaffnung und antwortete auf besorgte
Fragen aus dem Publikum mit bisweilen zehnminütigen
Beiträgen, die selbst schon wieder kleine Reden waren.
Danach verbrachte Chomsky noch eine Dreiviertelstunde in
einer Diskussionsrunde von fünfundzwanzig Personen, stellte
sich weiterhin geduldig den Fragen und signierte Bücher, bis er
einen Krampf in der Hand bekam. »Jetzt kann ich nicht einmal
mehr schreiben«, lachte er.
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