Kicker 2011 77.pdf

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Nr. 77 / 38. Woche
22. September 2011
€ 1,80
Deutschland
BUNDESLIGA
SCHALKE
Zwei Stars
unter
Druck
BAYERN – LEVERKUSEN
Kroos: „Bayer
kann Zweiter
werden“
Rolfes:
„Uns fehlt die
Stabilität“
HSV
Arnesen:
Die ersten Kratzer
GLADBACH
Reus:
„Wir brechen
nicht ein“
NÜRNBERG
Hecking: Sein
Erfolgsgeheimnis
Der Meister vor dem
Duell in Mainz
Warum es
CHAMPIONS
LEAGUE
nicht läuft
Der ManCity-
Stürmer im
Interview
DZEKO:
„Bayern ist nicht stärker als wir“
699125046.023.png 699125046.024.png 699125046.025.png 699125046.026.png 699125046.001.png 699125046.002.png 699125046.003.png 699125046.004.png 699125046.005.png 699125046.006.png 699125046.007.png 699125046.008.png 699125046.009.png
 
2 BUNDESLIGA
EINWURF
VON OTTMAR HITZFELD
Dortmunds früherer Meistertrainer analysiert
die aktuellen Probleme der Borussia.
die Dortmunder in der Liga
2010/11 absolviert haben, war
wie ein modernes Märchen. Sol-
che Sensationen wiederholen sich
jedoch selten, eine Saison der Su-
perlative ist ungemein schwierig
zu bestätigen. Der komplette Klub
befand sich eine Spielzeit lang in
einem emotionalen Ausnahmezu-
stand, diese extreme Motivation
trieb die Borussia bis zum Titel.
Nun aber hat sich der Alltag ein-
gestellt, sehr hart, mit schon drei
Bundesliga-Niederlagen.
Schon das 0:1 in Ho enheim lös-
te sicher eine gewisse Nachdenk-
lichkeit aus beim BVB: Können
wir diese Leistungen des Vorjahres
noch einmal scha en? Dieser stän-
dige Vergleich wirkt sich negativ auf
die mentale Be ndlichkeit aus, die
Euphorie ist ver ogen. Bei allem
ungebrochenen Engagement fehlt
die totale Überzeugung: Ja, wir kön-
nen es wieder packen.
Das zweite Problem ist das
Verletzungspech. Den Ausfall des
besten Torjägers vermag ein Team
selten zu kompensieren: Lewan-
dowski ist gut, aber kein Barrios.
Dazu fehlt Götze, ein weiterer Welt-
klassespieler, das kann die Borussia
nicht verkraften. Auch Sahin ist
nicht eins zu eins zu ersetzen,
obwohl Gündogan, ein großes
Talent, diese Position ausfüllen
kann. Insgesamt fehlen der Bo-
russia derzeit Qualität und Klasse,
um Tabellenführer zu sein. Dazu
braucht sie die Stammformation.
Zudem, das ist der dritte Punkt,
stellen sich die Gegner besser auf
Dortmund ein, sie spielen nicht
mehr so o en. Die Borussen ren-
nen an und sind für Konter an-
fällig. Spannend ist für mich, ob
dieser aufopferungsvolle Stil auch
im zweiten Jahr praktizierbar ist.
Physisch sind die Borussen dazu
in der Lage, aber sie brauchen
dafür Erfolgserlebnisse.
Deshalb ist nun viel psycho-
logisches Geschick des Trainers
nötig: Einerseits muss man die
Fehler ansprechen, bei drei Nie-
derlagen nach sechs Spielen ist
Selbstkritik nötig; andererseits
muss man Vertrauen schenken,
denn diese Zwischenbilanz geht
an die nervliche Substanz. Das
ist eine große Aufgabe für Jürgen
Klopp, jetzt ist der Psychologe ge-
fragt. Der Meister steht vor einem
schweren Jahr, wird aber unter die
ersten drei kommen.
Nicht zu fassen:
Ilkay Gündogan und
Shinji Kagawa (re.).
Darum
Meister. Zwei Niederlagen in
Folge, das hat es im vorigen Jahr
nicht gegeben, als die Schwarz-
Gelben die Liga dominierten.
Nach einer Bauchlandung
gegen Leverkusen (0:2)
war das Team von Jürgen
Klopp (44) durch die Hin-
runde ge ogen, 15-mal in
Folge ungeschlagen geblie-
ben und hatte das Verfolgerfeld
von der Spitze aus kontrolliert.
Und nun? Momentan sind die
Dominatoren weit von solchen
Höhen ügen entfernt. Die Leich-
tigkeit ist dem Team abhanden-
gekommen, die Fähigkeit, den
Gegner nicht nur zu beherrschen,
sondern mit hohem läuferischen
Aufwand und letzter Konsequenz
den Sieg einzufahren, ist nur noch
in Spurenelementen vorhanden.
„Wir spielen schließlich nicht zum
Selbstzweck, sondern um passen-
de Ergebnisse zu erzielen“,
zürnt Klopp. Dass der Titel-
träger schleppend in die
nächste Saison kommt,
ist fast schon Tradition,
doch schlechter als der
BVB starteten nach Punkten
in der Bundesliga-Historie nur
die Champions Eintracht Braun-
schweig (1966/67) und der VfB
Stuttgart (1984/85). Der Meister
wackelt. Der kicker nennt Gründe:
Spitzen-Besetzung: Bei der
Copa America zog sich Lucas Bar-
rios (26) einen Muskelbündelriss
zu und stand für den BVB in der
laufenden Saison noch keine Se-
kunde auf dem Platz. Mittlerweile
trainiert er wieder mit der Mann-
schaft, wird aber gewiss in Mainz
noch pausieren. Der überragende
Torjäger der beiden letzten Jahre
(65 Spiele, 35 Tore) wird allerdings
nicht nur als Vollstrecker vermisst.
Robert Lewandowski (23) ersetzt
ihn als vorderste Spitze in Klopps
4-2-3-1, doch die geschickte Ballbe-
hauptung, die Barrios auszeichnet,
das Mitspielen und clevere Prallen-
lassen des Balles gehen dem Polen
noch ab.
Abschluss-Werte: Der BVB lässt
in entscheidenden Situationen die
letzte Konsequenz im Abschluss
! Die Gra k der Woche
Nicht nur der BVB: Die letzten 5 Meister hatten Startprobleme
Titelverteidiger
Saison
Tabellenplatz
End-
nach 6 Spielen
platzierung
Borussia Dortmund 2011/12
11
?
Bayern München
2010/11
9
3
VfL Wolfsburg
2009/10
9
8
Bayern München
2008/09
9
2
VfB Stuttgart
2007/08
13
6
Bayern München
2006/07
4
4
Bayern München
2005/06
1
1
Werder Bremen
2004/05
3
3
Kaum zu ersetzen: Der verletzte
Barrios (li.), der verkaufte Sahin.
Jetzt ist der Psychologe
Jürgen Klopp gefragt
D ie überragende Saison, die
E s ist ein neues Gefühl für den
699125046.010.png 699125046.011.png 699125046.012.png 699125046.013.png 699125046.014.png 699125046.015.png 699125046.016.png 699125046.017.png
kicker, 22. September 2011 3
Dortmund
Gibt’s doch gar nicht: Trainer Jürgen Klopp, Assistent
Zeljko Buvac und Sportdirektor Michael Zorc (v. li.).
vermissen. Das ist nicht neu, denn
auch im Vorjahr erzielten die Dort-
munder hier keine Spitzenwerte.
Seit Sonntag aber ist der BVB hier
Schlusslicht: Von 34 Chancen nutz-
te er nur 20,6 Prozent, das ist die
schwächste Quote der Liga.
Rhythmus-Störungen: Das
Meisterensemble muss sich neu
nden, das Team muss anders aus-
tariert werden, und da ergeben sich
einige Unwuchten. Logisch, weil ein
Spieler wie Nuri Sahin (23) fehlt, der
Taktgeber, der Tempo und Richtung
bestimmte und im Zusammenspiel
mit Balleroberer Sven Bender (22)
als Idealbesetzung der Dortmunder
Herzkammer galt. Dort kommt es
derzeit zu emp ndlichen Rhyth-
musstörungen. Neu-Erwerbung
Ilkay Gündogan (20) kann und will
die Sahin-Rolle gar nicht überneh-
men und interpretiert seine Aufga-
be auch grundlegend anders.
Hunger-Streik: In der vorigen
Saison lebte der BVB auch davon,
dass er mit hoher Lau eistung den
ballführenden Gegenspieler früh
attackierte, den Gegner mit Ag-
gressivität im Zweikampf förmlich
au raß. „Uns hat die Gier gefehlt“,
Beispiel betreibt zwar nach wie
vor einen riesigen Aufwand, wirkt
aber oft fahrig und unkonzentriert.
Sein kicker- Notenschnitt ist deut-
lich schlechter als 2010/11 (3,80
statt 3,31), ebenso wie bei Marcel
Schmelzer (3,88 statt 2,87) und Ne-
ger Pause nicht sofort wieder am
oberen Limit spielt.“
Standard-Schwäche: Vier der
sechs Gegentore elen nicht etwa,
weil sich die Hintermannschaft
ausspielen ließ, sondern nach
Standards. „Diese Anfälligkeit bei
Standards“, sagt Klopp, „geht gar
nicht. Das ist keine Einstellungs-
frage, sondern es geht um das eine
Prozent, das fehlt.“
Er wolle „nicht alles über Bord
werfen, sondern an kleinen Stell-
schrauben“ drehen, um das Ge-
samtgefüge neu zu justieren, kün-
digte Klopp vor der Rückkehr in
seine frühere Heimat Mainz an. In
der Aufarbeitung des Hannover-
Spiels fand Klopp „deutliche Worte,
„damit sich bei den Spielern nicht
der Eindruck festsetzt, die Nieder-
lage wäre zufällig passiert“. Mainz
wird zeigen, ob die BVB-Pro s zu-
hören können. OLIVER BITTER
„Diese Anfälligkeit bei Standards geht gar nicht. Das ist keine
Einstellungsfrage, es geht um das eine Prozent, das fehlt.“
JÜRGEN KLOPP, Cheftrainer
konstatiert Klopp nun ernüchtert.
Beleg dafür: Bei der Quote der ge-
wonnenen Zweikämpfe liegt Borus-
sia mit 48,78 % nur auf Platz zwölf,
im Vorjahr wurden 51,38 % notiert
(Platz fünf ).
Leistungs-Schwankungen:
Mehrere Stützen der Meistersaison
sind noch nicht in Tritt. Dauer-
läufer Kevin Großkreutz (23) zum
ven Subotic (3,63 statt 3,05). Beson-
ders eklatant ist der Abfall bei Shinji
Kagawa (22), dem Senkrechtstarter
des Vorjahres (3,83 statt 2,62). Für
den Japaner gelten aber mildernde
Umstände. Nach einem Mittelfuß-
bruch verpasste er fast die kom-
plette Rückrunde und kommt erst
langsam auf Touren. „Ganz klar“,
ndet Klopp, „dass er nach so lan-
Tore, Chancen, Zweikämpfe – fast überall hat die Borussia nachgelassen
1,97 1,17
8,15 5,67
4,13 4,86
51,4 48,8
3,47 4,83
0,65 1,00
51,38 56,50
Tore pro Spiel
Chancen pro Spiel
Chancen pro Tor
gewonnene Zweikämpfe
Chancen zugelassen
Gegentore pro Spiel
Ballbesitz
Saison 2010/2011
Saison 2011/12
699125046.018.png
 
4 BUNDESLIGA
es garantiert
Hamburger, und es gab jede Menge
Lob. Vernebelte der leichte Erfolg
die Sinne?
Hummels: Nein, wir haben das ja
nicht als riesigen Triumph gefeiert,
sondern nur als Bestätigung, dass
wir es immer noch können. Und
es ist garantiert nicht so, dass wir
durch zu viel Lob unsere Schärfe
auf dem Platz eingebüßt hätten.
kicker: Lucas Barrios hat im Meister-
jahr 16 Tore geschossen, in dieser
Runde aber wegen Verletzung noch
keine Minute mitgespielt. Wie sehr
fehlen seine Oensivqualitäten?
Hummels: Auch Robert Lewandowski
hat eine gute Quote (sechs Spiele,
zwei Tore, zwei Assists, die Red.) ,
aber klar: Lucas ist auch ein Stür-
mer mit sehr viel Qualität. Und na-
türlich hatten wir in der vorigen
Saison auch einen Nuri Sahin, der
zwar auch nicht 34-mal wie von
einem anderen Stern gespielt hat,
aber meistens eben sehr gut. Klar,
dass auch er nicht so einfach zu
ersetzen ist.
kicker: Oliver Kahn sagt, es sei na-
hezu ausgeschlossen, denselben
Enthusiasmus weiterzuleben nach
einer gewonnenen Meisterschaft.
Hat er recht?
Hummels: Ach, da wird mir zu viel
Anteil an unseren Erfolgen auf
Enthusiasmus und Euphorie ge-
schoben. Unsere Grundsteine wa-
ren und sind immer der Vollgas-
Fußball, defensive Konsequenz
und Leidenschaft. Das haben wir
garantiert nicht verlernt.
kicker: In Hannover mussten Sie vor-
zeitig vom Platz und wurden am
Montag wegen Rückenbeschwer-
den behandelt. Sind Sie für Mainz
überhaupt t?
Hummels: Das war eine Sache, die
mir immer wieder mal zu schaen
macht. Aber keine Frage: In Mainz
bin ich dabei.
nicht verlernt“
Nationalverteidiger
MATS HUMMELS (22)
spricht oen über den
Fehlstart des Meisters
Borussia Dortmund.
kicker: Herr Hummels, der BVB
startete mit sieben Punkten aus
sechs Spielen sehr schleppend in
die Saison. Wohin
ist die Leichtigkeit
der Meistersaison
entschwunden?
MatsHummels: Aus
meiner Sicht sind
es nur Kleinigkeiten, die fehlen. Das
Krisengerede ist weit übertrieben,
da wird teilweise viel zu extrem ge-
urteilt. Wir haben im vorigen Jahr
nicht 34-mal den Gegner an die
Wand gespielt, und wir haben in
dieser Saison auch nicht nur Mist
abgeliefert.
kicker: In der vorigen Spielzeit gab
es nicht ein einziges Mal zwei Nie-
derlagen am Stück. Was läuft denn
momentan schief?
Hummels: Platt gesagt: Wir schie-
ßen zu wenige Tore und kassieren
hinten zu leichte Gegentore. Sechs
Gegentore sind denitiv zu viel, vier
davon aus Standards, das darf uns
eigentlich nicht passieren. Gegen
uns ist derzeit kein großer Sturm-
lauf nötig, um Tore zu erzielen.
kicker: Im vorigen Jahr og der BVB
von Sieg zu Sieg. Fällt der große
läuferische Aufwand nun schwerer,
weil die Erfolge ausbleiben?
Hummels: Natürlich merkt man die
Anstrengung deutlicher, wenn es
nicht so läuft. Aber das ist sicher
nicht unser größtes Problem.
kicker: Sondern? Haben die Gegner
sich mittlerweile besser auf den
BVB eingestellt? Ist der Meistercode
entschlüsselt?
Hummels: Wir stellen
fest, dass die Mann-
schaften gegen uns
noch tiefer stehen
als im vorigen Jahr.
In Hannover war das ganz extrem,
aber auch Bayer Leverkusen hat
gegen uns erst mal sehr abwartend
gespielt. Mittlerweile ist der Respekt
vor Borussia Dortmund so groß,
dass es ja auch keine Pe gibt,
wenn sich eine Heim-Mannschaft
gegen uns weit zurückzieht. Das
hat es vergangenes Jahr so nicht
gegeben.
kicker: Gegen tief stehende Gegner
wusste sich der BVB im vorigen
Jahr meist zu wehren und erspielte
sich so viele Torchancen wie kein
anderer Klub. Fehlen momentan
die Ideen, defensive Mannschaften
auszuspielen?
Hummels: Es fehlt eher die Geduld.
Wir haben in der Oensive zu leich-
te Ballverluste, sodass sich der Geg-
ner wieder befreien kann. Uns fehlt
auch nicht die Gier, sondern die
letzte Überzeugung und die hun-
dertprozentige Sicherheit.
kicker: Der Meister gewann erst zwei
seiner sechs Spiele. Wann war für
Sie die Leistung in dieser Saison
denn in Ordnung?
Hummels: Gegen Hannover lief es
eigentlich lange Zeit so, wie wir
uns das vorstellen, und auch gegen
Arsenal haben wir überaus stark
begonnen. Insgesamt wird sehr viel
an den letzten beiden Spielen auf-
gehängt. Hätten wir die gewonnen,
was ja möglich war, dann würden
wir jetzt von einem sehr gelunge-
nen Start sprechen.
kicker: Im vorigen Jahr gab es gleich
zu Beginn ein 0:2 gegen Lever-
kusen. Es folgten 15 Spiele ohne
Niederlage. Diesmal siegte der
BVB zum Auftakt gegen schwache
INTERVIEW:
OLIVER BITTER
DORTMUND: Kurze Pause des Unverwüstlichen
Klopp: Wieder mehr Auswahl
1 Auch Unverwüst-
liche brauchen mal
eine Pause. So wie
Sven Bender (22),
Abteilungsleiter in
Sachen Ballerobe-
rung. Der musste in Hannover
wegen eines Faserrisses im Hüft-
beuger aussetzen und absolvier-
te am Mittwoch nur Lauftraining.
Ungeachtet dessen hat hat Jürgen
Klopp bei dem Mann mit den aus-
gezeichneten Fitness-Werten die
Erfahrung gemacht, dass der nach
einer Zwangspause beinahe umge-
hend wieder zu Höchstleistungen
fähig ist und keine lange Anlaufzeit
braucht; für Mainz könnte es hinge-
gen eng werden.
In jedem Fall hat Jürgen Klopp
wieder mehr Auswahl als zuletzt.
Mario Götze (19) und Sebastian
Kehl (31) sind nach Sperre wieder
einsatzfähig, insgesamt könnte
Klopp also sein Mittelfeld gehörig
umkrempeln. Und auf der linken
Abwehrseite muss er zwangs-
läug umbauen. Dort wird Chris
Löwe (22) den verletzten Marcel
Schmelzer (23) ersetzen.
„Wir haben
„Uns fehlt die Geduld und
die letzte Überzeugung.“
obi
699125046.019.png 699125046.020.png
kicker, 22. September 2011 5
1. FSV Mainz 05 –
Borussia Dortmund
Samstag, 15.30 Uhr
Voraussichtliche Aufstellungen:
MAINZ: H. Müller – Bungert, Svensson,
Noveski, Pospech – Polanski, Soto – Risse,
Ivanschitz, Choupo-Moting – Allagui
Reserve:
DORTMUND: Weidenfeller – Piszczek,
Subotic, Hummels, Löwe – Bender, Kehl –
Götze, Kagawa, Perisic – Lewandowski
Reserve:
Langerak (Tor), Santana, Gündo-
gan, Hornschuh, Blaszczykowski, da Silva,
Leitner, Le Tallec, Zidan
Es fehlen:
Schmelzer (Faserriss), Barrios,
Owomoyela (Rückstand), Bakalorz (Aufbau-
training), Kringe (nicht berücksichtigt)
Gelbsperre droht:
Klopp holte als BVB-Coach
198 Punkte. Mit einem Sieg gegen Ex-Klub
Mainz könnte die 200-Punkte-Marke fallen.
Im Vorjahr duellierten
sich JÜRGEN KLOPP (44)
und THOMAS TUCHEL (38)
um Platz 1. Aktuell
läuft es für ihre Teams
nicht besonders rund.
Es gibt viele Parallelen.
Treffen in der
T homas Tuchel verspürte das Be-
dürfnis, sich auf der Mitglieder-
versammlung zu entschuldigen.
Was angesichts von Platz 13 und
dem Verpassen der Europa League
nur allzu verständlich erschien.
Und so rief der Mainzer Chefcoach
den Anwesenden gleich zu Anfang
zu: „Es tut mir leid, dass ich nicht
standesgemäß angezogen bin.“ Er
hatte die Lacher auf seiner Seite.
Am Nachmittag war er beim
Empfang auf der
Internationalen
Automobilausstel-
lung in Frankfurt
im Trainingsanzug
erschienen, nun
stand der 38-Jäh-
rige leger gekleidet auf dem Podium
des Schlosssaals, das graue Hemd
baumelte über der Bluejeans. Die
schwarze Lederjacke hatte er in der
drittletzten Sitzreihe liegen lassen.
Seine sechsminütige Rede, die er
in aller Kürze mit ein paar krakeli-
gen Notizen auf einem Spickzettel
vorbereitet hatte, zeigte, dass es
Tuchel ähnlich wie sein Vorgänger
Jürgen Klopp versteht, die Mainzer
Anhängerschar für sich zu verein-
nahmen. Beide sind rhetorisch ge-
wandt, authentisch, ehrlich – und
doch anders. Der extrovertierte und
schlagfertige Klopp beherrscht das
Spiel mit den Medien. Tuchel würde
am liebsten komplett darauf ver-
zichten. Und dennoch weiß er, sich
im Scheinwerferlicht zu bewegen.
Sieht man von den Momenten nach
Niederlagen ab. Tuchel kann eben-
so wie Klopp nicht verlieren.
Vier sieglose Spiele reihten er-
folgsverwöhnte
Mainzer anein-
ander. „Wir spie-
len derzeit nicht
am Limit“, ge-
stand Tuchel den
Mitgliedern und
bat um Vertrauen: „Vielleicht ar-
beiten wir noch hochwertiger als
im Vorjahr, bekommen aber weni-
ger Punkte dafür. Manager Chris-
tian Heidel erinnerte, „an unsere
Philosophie, den Verein in kleinen
Schritten und wirtschaftlich gesund
in der Bundesliga zu etablieren“.
Auch am Tag nach der beifallum-
rauschten Rede blieb der „Fluch der
guten Tat“ ein ema. Tuchel ver-
mutet momentan, „dass die Erfolge
der Vorjahre bei der Öentlichkeit,
im Klub, sogar bei Spielern Weg
und Ziel verwechselt werden. Alle
schielen auf die Punkte: Was, nur
sieben? Aber darum geht es nicht“.
Vielmehr will der Trainer all jenen
einschärfen, „dass es nicht das Ziel
ist, auf Teufel komm raus Punkte zu
holen und nur nach dem Ergebnis
zu schauen. Punkte waren immer
das Produkt aus Leistung. Aus In-
vestition. Da muss der Fokus drauf“.
Diese Ausführungen könnten
auch von Jürgen Klopp stammen.
Als sich Mainz und Dortmund am
10. Spieltag 2010/11 begegneten,
war es das Spiel Erster gegen Zwei-
ter. Mit einem Sieg zog die Borus-
sia vorbei. Nun empfängt der Drei-
zehnte den Elften, bei identischem
Punktestand (7). Und dem Verlierer
droht bis auf Weiteres ein tristes
Dasein in der Tiefgarage der Bun-
desliga. Im Wissen um die aktuelle
Situation streitet Tuchel „Parallelen
nicht ab“, warnt jedoch, „nicht den
Fehler zu machen, den Porsche und
den Golf als gleichwertige Autos zu
erachten, nur weil sie gerade die
gleichen Rundenzeiten fahren“.
Nicht nur die Spielphilosophi-
en beider Teams ähneln einander.
Dortmunds Meistermacher beklag-
te nach der Niederlage in Hanno-
ver fehlende Konsequenz und Gier.
Daran mangelt es den Mainzern
aktuell auch. Klopp sagte, er habe
deutlich kritisiert, damit nicht der
Eindruck entsteht, dass es zufällig
passiert sei. Tuchel sagte: „Wir ma-
chen uns den Zufall gerade nicht
zunutze. Ich glaube, dass totale Ver-
ausgabung auch belohnt wird. Man
muss den Zufall zwingen.“
Die Niederlagen, ungewohnt vie-
le Gegentore und die geringe Torge-
fahr auf mangelnde Gier zu redu-
zieren ist Tuchel zu „plakativ, die
Ergebnisse fehlen nicht nur deswe-
gen“. Fest steht: Mainz spielt nicht
am Limit, ist beim Passspiel zu un-
geduldig und fahrig, vernachläs-
sigt Urtugenden wie Leidenschaft,
Aggressivität und Gegenwehr.
Überdies läuft die Oensivabteilung
ihrer Form hinterher und hat noch
nicht die Qualität der abgewander-
ten André Schürrle und Lewis Holt-
by oder des verletzten Adam Szalai,
auch weil der Druck aus der zweiten
Reihe fehlt. „An der Qualität man-
gelt es nicht“, widerspricht Tuchel,
„es geht nicht darum, Dinge schön-
zureden. Aber auch nicht, Parolen
zu befeuern.“
„Wir machen uns den Zufall
gerade nicht zunutze.“
THOMAS TUCHEL, Mainz 05
UWE RÖSER
Wetklo (Tor), Ujah, Fathi, Kirch-
hoff, Caligiuri, Baumgartlinger, Stieber,
Garvranovic, Yilmaz, N. Müller, Gopko,
Schönheim, Zabavnik, Heller, Malli
Es fehlen:
Szalai (Aufbautraining)
Gelbsperre droht:
Vorsaison: 0:2.
Tiefgarage
699125046.021.png 699125046.022.png
 
Zgłoś jeśli naruszono regulamin