Jugendsprache in den Medien.pdf

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Die vorliegende Arbeit mit dem Thema „Jugendsprache in den Medien“ wurde im
Fachbereich Geisteswissenschaften der Universität Duisburg-Essen als Dissertation zum
Erwerb des Grades Doktor phil. vorgelegt.
Name: Markus Chun
Geburtsort: Kranenburg
Tag der mündlichen Prüfung: 30.05.2007
Erster Gutachter: Prof. Dr. J. Biehl
Zweiter Gutachter: Prof. Dr. phil. em. S. Jäger
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Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung S.2
2.1. Die linguistischen Merkmale der Jugendsprachen. S.3 – S.80
2.1.1. Das öffentliche, mediale und wissenschaftliche Interesse an der Jugend. S.3 - S.4
2.1.2. Die Definition von Jugend. S.5 – S.8
2.1.3. Die unterschiedlichen Begrifflichkeiten für die Jugendsprechweisen. S.8 – S.9
2.1.4. Die Entwicklung der Jugendsprachforschung. S.10 – S.12
2.1.5. Die sprachlichen Charakteristika der Jugendsprachen. S.12– S.43
2.2. Wirkung und Funktion der Jugendsprachen. S.44 – S.74
2.3. Die Fehlannahme einer homogenen Jugendsprache. S.75 – S.80
3.1 Das Verhältnis von Jugendsprachen und Medien. S.81 – S.129
3.2 Jugendsprachen und Jugendliteratur. S.130 – S.178
3.3 Jugendsprachen und Jugendfilm. S.179 - S.253
3.4 Jugendsprachen und Musik. S.254 – S.308
4. Schluss. S.309 – S.314
5. Literaturverzeichnis. S.315 – S.326
6. Anhang. S.327 – S.344
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1. Einleitung
In der modernen Gesellschaft wird der Jugend immer mehr Aufmerksamkeit durch die
Medien und die Öffentlichkeit entgegengebracht.
Im theoretischen Teil dieser Arbeit wird daher zunächst eine knappe Definition der
Jugendphase gegeben. Ganz allgemein ist eine Gemeinsamkeit in der menschlichen Biografie
die Tatsache, dass jeder Mensch das Durchgangsstadium Jugend zwangsläufig durchlaufen
muss.
Als theoretische Vorarbeit für die später folgende empirische Kernuntersuchung ist in
sprachlicher Hinsicht vor allem die Analyse und Beschreibung der linguistischen Merkmale
der Jugendsprachen von Bedeutung, um die sprachlichen Charakteristika der
jugendspezifischen Kommunikationsweise gegenüber dem Sprachgebrauch anderer
Altersgruppen abgrenzen zu können. Dabei soll auch die Fehlannahme der einen, homogenen
Jugendsprache ausgeräumt werden.
Im zweiten empirischen Teil der Arbeit soll zunächst das Verhältnis zwischen den
Jugendsprachen bzw. den Jugendlichen und den modernen Massenmedien analysiert werden.
Dabei kann als eine von der Soziologie belegte Prämisse vorausgesetzt werden, dass die
neuen Medien gegenwärtig einen dominierenden Platz im Freizeitverhalten der Jugendlichen
einnehmen. Allerdings fand aufgrund der unüberschaubaren Vielfalt und der äußerst rasanten
Verbreitung der neuen Medien eine ausreichende Erforschung des Verhältnisses der Jugend
und der Medien, auch in sprachwissenschaftlicher Hinsicht, bisher noch nicht statt. Aus
diesem Grund liegt das Hauptaugenmerkmal dieser Arbeit auch in der
sprachwissenschaftlichen Analyse der Jugendsprachen in den drei Medienbereichen Film,
Literatur und Musik. Zu diesem Zwecke werden auch aktuelle Jugendromane, Jugendfilme
und Musikstücke hinsichtlich eines möglichen jugendspezifischen Sprachgebrauchs
untersucht. Es muss der zentralen, bislang noch nicht ausreichend geklärten Fragestellung
nachgegangen werden, ob die in den jeweiligen Medienbereichen dargestellten jugendlichen
Sprechweisen tatsächlich authentisch sind oder lediglich ein artifizielles, fiktives
Sprachkonstrukt darstellen. Dieses Sprachkonstrukt wird dann von den Schriftstellern,
Drehbuchautoren oder Musikkünstlern nur mit Etikett Jugendsprache versehen. Diese
linguistische Untersuchung werde ich anhand der im ersten Teil der Dissertation
herausgearbeiteten jugendsprachlichen Merkmale vornehmen. In diesem Kontext gilt es
ebenfalls zu berücksichtigen, ob die jeweiligen Drehbuchautoren, Schriftsteller oder Musiker
nach dem Kriterium des biologischen Alter noch der Gruppe der Jugendlichen angehören oder
bereits als Erwachsene kategorisiert werden müssen.
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2.1. Die linguistischen Merkmale der Jugendsprachen.
2.1.1. Das öffentliche, mediale und wissenschaftliche Interesse an der Jugend.
Vor der Untersuchung der linguistischen Merkmale der Jugendsprachen soll zunächst
einleitend kurz dargelegt werden, warum derzeit den Jugendsprachen so viel öffentliches,
mediales und wissenschaftliches Interesse entgegenbracht wird.
Unbestreitbar kann behauptet werden, dass die Jugend derzeit sowohl ein „Medienereignis“ 1
als auch ein „Forschungsereignis“ 2 darstellt . Speziell seit den 80er Jahren entwickelte sich
das Phänomen Jugend immer mehr zu einem Forschungsereignis. 3 Die unzähligen
Veröffentlichungen zu diesem spezifischen Themengegenstand belegen diese These
eindrucksvoll.
Noch nie zuvor war das Interesse einer Gesellschaft an der Jugend so groß wie heute. Vor
allem von der Werbung wurde in den letzten Jahren die Altersphase Jugend immer mehr zu
einem erstrebenswerten Idealzustand für die gesamte Gesellschaft erhoben. In diesem
Zusammenhang muss auch die Frage gestellt werden, was denn die Jugend gerade für die
älteren Generationen so interessant macht?
Ein Grund für diese unleugbare Anziehungskraft liegt sicherlich in der Projektionsfläche, die
den Erwachsenen durch die Jugend geboten wird. 4 Dabei übertragen die Erwachsenen die
eigenen unerfüllten Wünsche und Hoffnungen auf die heutigen Jugendlichen.
Deshalb kann auch die Behauptung aufgestellt werden, dass die Erwachsenen in den
öffentlichen Diskussionen zur Jugendsprache nicht nur Aussagen über die gegenwärtige
Jugend tätigen, sondern implizit auch immer über sich selber.
Konsequenterweise zog das gesteigerte gesellschaftliche und mediale Interesse an der Jugend
gleichzeitig auch die größere Beachtung der unterschiedlichsten Wissenschaftsdisziplinen mit
sich.
Dazu ein Zitat von Jürgen Beneke: „Kaum einer anderen sozialen Gruppe ist das Interesse
unserer Zeit so verpflichtet wie der Jugend. So ist es nur natürlich, daß auch und gerade die
Wissenschaft, aus dem Blickwinkel ihrer verschiedensten Disziplinen, darum bemüht ist, diese
Vgl. Zinnecker, J. (1981): Jugendliche Subkulturen. Ansichten einer künftigen Jugendforschung. In: Zeitschrift
für Pädagogik 17. S.421
2
Vgl. Zinnecker, J. (1981): Jugendliche Subkulturen. Ansichten einer künftigen Jugendforschung. In: Zeitschrift
für Pädagogik 17. S.421
3
Vgl. Jacob, K.-H.: Jugendkultur und Jugendsprache In: Deutsche Sprache 18,
1988, S.320-350. S.320.
4
Vgl. Neuland, E.: Spiegelungen und Gegenspiegelungen. Anregungen für eine zukünftige
Jugendsprachforschung. In: Zeitschrift für germanistische Linguistik 15/ 1987. Deutsche Sprache in Gegenwart
und Geschichte. S. 58-82. S.63-64.
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bio-sozialen Phänomen nicht nur zu registrieren, sondern durch die Erfahrung aller damit
verbundenen Gegebenheiten zum Wesen dieser Erscheinung vorzudringen. 5
Nach Ansicht des Sprachwissenschaftlers Karl-Heinz Jacob nimmt die intensive
wissenschaftliche Auseinandersetzung in den 60er Jahren im Bereich Soziologie ihren
Anfang. 6 Nach den ersten soziologischen Betrachtungen zur Jugend widmete sich die
Sprachwissenschaft erst mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung ernsthaft dem
Forschungsgegenstand Jugend. Dabei stellten die Sprechweisen der Jugendlichen schon
immer einen äußerst attraktiven Untersuchungsgegenstand dar. 7
Allerdings sind öffentliches und wissenschaftliches Interesse nur selten deckungsgleich. Das
öffentliche Interesse etwa will bezüglich der Jugendsprache in erster Linie verstehen lernen,
was die Jugendlichen mit ihrer für die Allgemeinheit verschlüsselten geheimen Sprache
aussagen wollen. Als Folge dieses öffentlichen Interesses überschwemmte eine ganze Flut an
jugendsprachlichen Wörterbüchern den Büchermarkt.
Das Ziel der Sprachwissenschaftler ist dagegen weitaus komplexer. Die Linguisten sind
bestrebt, das Phänomen der jugendspezifischen Spracherscheinungen in allen ihren Facetten
wissenschaftlich zu erfassen. Dabei wird unter anderem auch die Wechselwirkung der
jugendlichen Sprachäußerung und dem vielfältigen Medienangebot betrachtet. Zudem
analysieren die Sprachforscher, ob die Jugendsprachen möglicherweise durch ihre Kreativität
für einen allgemeinen Sprachwandel in der Standardsprache verantwortlich sind.
Unumstritten stellt die Jugendsprachforschung ein äußerst weites Feld dar. Demzufolge ist es
auch nicht verwunderlich, dass die Untersuchungen der modernen Linguistik noch nicht in
allen Teilbereichen als umfassend und ausgereift bezeichnet werden können. Besonders die
zunehmende Popularität der sogenannten neuen Medien (Internet, E-Mail) beinhaltet
hinsichtlich der jugendlichen Spracherscheinungen immer neue Nischen, denen sich die
Sprachwissenschaft bisher noch nicht ausreichend angenommen hat.
Beneke, J.: Die jugendspezifische Sprachvarietät – ein Phänomen unserer Gegenwartssprache. In: Linguistische
Studien ZSWA/ A. Berlin. H.140. 1986. S.1-82. S.1.
6
Vgl. Jacob, K.-H.: Jugendkultur und Jugendsprache In: Deutsche Sprache 18,
1988, S.320-350. S.320.
7
Vgl. Hartung, Martin: Beobachtungen zur Peer Group-Kommunikation unter Jugendlichen.
In: Neuland, E. (Hrsg.): Jugendsprachen – Spiegel der Zeit. Internationale Fachkonferenz 2001 an der
Bergischen Universität Wuppertal. Peter Lang Verlag. Frankfurt am Main 2003. S.335.
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