Der.Spiegel.2011.20.pdf

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Geheimakte Love Parade
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DAS DEUTSCHE NACHRICHTEN - MAGAZIN
SPIEGEL-Redaktion sammelte mehr Trophäen ein als alle Konkurrenten –
beides galt jahrelang, beides schien auch während der diesjährigen Gala am vor-
vergangenen Freitag noch wahr zu sein. In den fünf Text-Kategorien waren sechs
SPIEGEL-Geschichten nominiert worden; zweimal gab es Platz 1. René Pfister, 37,
siegte mit einem Porträt des CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer („Am Stellpult“,
SPIEGEL 33/2010) in der Kategorie Reportage. Und in der Sparte Dokumentation
gewannen Ulrike Demmer, Markus Feldenkirchen, Ullrich Fichtner, Matthias Ge-
bauer, John Goetz, Hauke Goos, Jochen-Martin Gutsch, Susanne Koelbl, Shoib
Najafizada, Christoph Schwennicke und Holger Stark mit ihrem Text „Ein deutsches
Verbrechen“ (SPIEGEL 5/2010) über den Bombenangriff von Kunduz.
Am vergangenen Montag war dann einiges anders. In einer eiligen Telefonkon-
ferenz erkannte die Jury Pfister den Preis wieder ab. Grund: Der SPIEGEL-Mann
hatte auf der Bühne des Hamburger Schauspielhauses berichtet, dass sich jene
nüchtern geschriebenen ersten drei Absätze seiner Geschichte, die von der Mo-
delleisenbahn in Seehofers Keller erzählen, aus vielen Gesprächen und den Ein-
drücken von Kollegen zusammensetzten; am vorigen Montag also tadelte die Jury,
dass diese Absätze „entgegen dem Eindruck der Leser
und aller Juroren nicht auf der eigenen Wahrnehmung“
beruhten. Ein Skandal? „Die Jury hat sich entschieden,
den Preis in eine Strafe zu verwandeln“, sagt Pfister.
Die „Bild“-Zeitung, stets um journalistische Standards
besorgt, enthüllte eine „Märklin-Affäre“.
SPIEGEL-Chefredakteur Georg Mascolo, 46, kritisiert,
dass die Jury Pfister „nicht einmal anhörte“. Jahrelang
habe die Nannen-Jury „auch Texte ausgezeichnet, die
mit Szenen beginnen, welche von den Autoren sorgfältig
recherchiert, aber nicht selbst erlebt waren“. In einem
Papier, mit dem neue Mitglieder auf ihre Arbeit in der
Nannen-Jury vorbereitet werden, heißt es: „Die Reporta-
ge ist eine recherchierte, unbekannte, spannend erzählte
Geschichte aus der Wirklichkeit, gespiegelt im Tempera-
ment des Reporters, der Erlebtes mit Berichtetem, Augenschein mit Informationen
zu einem Text ohne Brüche verwebt.“ Besser lässt sich die Arbeit des Kollegen Pfister
kaum beschreiben, die SPIEGEL-Chefredaktion hält die Entscheidung der Jury-Mehr-
heit darum für maßlos und falsch. Vor der Preisvergabe wäre es legitim gewesen, den
Text zu kritisieren oder die Quellenbenennung unscharf zu finden. Nach der Ent-
scheidung hat die Jury jedoch eine Verantwortung für ihre Preisträger, weil eine Ab-
erkennung einer Rufschädigung nahekommt; Voraussetzung für eine Aberkennung
müssen schon erfundene oder gefälschte Textstellen sein. Nichts dergleichen wird
Pfister vorgeworfen, seine Geschichte stimmt, die Kriterien der Jury sind vage.
Hans Leyendecker forderte in der „Süddeutschen Zeitung“ die Jury zum Rücktritt
auf. Wolf Schneider, Gründer der Henri-Nannen-Schule und in Hamburg mit dem
Nannen-Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet, findet die Aberkennung schlicht
„übertrieben“. Regierungssprecher Steffen Seibert, vom „Stern“ zum Kronzeugen
gegen Pfister gemacht, sagt: „Pfisters Text fällt in ein Genre, dem ich grundsätzlich
skeptisch gegenüberstehe: das Politikerporträt als Seelenerkundung. Wie er jedoch
schreiben kann, wie er seinen Text baut, das fand ich preiswürdig.“ Und die Haupt-
figur, der von Pfister scharf angegangene Horst Seehofer, sagte der „SZ“: „Viel Fal-
sches in den Medien wird nicht geahndet, und hier wird das Richtige falsch geahndet.
Es ist nicht alles angenehm für mich, was in dem Text steht, aber die Informationen
sind richtig. Ich kann nicht sagen, dass Pfister die Unwahrheit geschrieben hat.“
Pfister mit Nannen-Preis
Im Internet: www.spiegel.de
DER SPIEGEL 20/2011
3
H aus m itteilung
16. Mai 2011 Betr.: Nannen-Preis
D er Henri-Nannen-Preis war der wichtigste deutsche Journalisten-Preis, die
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In diesem Heft
Titel
Ein Ermittlungsbericht der Staatsanwaltschaft
legt die Mitschuld der Polizeiführung
an der Love-Parade-Katastrophe offen .......... 58
Deutschland
Panorama: Bundesregierung will Steuern
senken / De Maizière rechnet mit
Guttenberg ab / Katholische Kirche sucht
neue Bischöfe ................................................. 13
Finanzpolitik: Europas Regierungschefs
verschärfen die Euro-Krise ............................. 18
Die Europa-Blockierer aus Kopenhagen ........ 22
Regierung: Gesundheitsminister Daniel Bahr
soll dem Kabinett mehr Profil geben .............. 25
Baden-Württemberg: SPIEGEL-Gespräch mit
Ministerpräsident Winfried Kretschmann über
die Herausforderung, ein erfolgreiches
Industrieland ökologisch neu auszurichten .... 26
FDP: Guido Westerwelles schwerer Abschied
vom Parteivorsitz ........................................... 30
Doktorarbeiten: Karriereknick für
Silvana Koch-Mehrin ........................................ 34
Terrorbekämpfung: Dürfen deutsche Behörden
Erkenntnisse an die USA weitergeben, die zum
Tod von Deutschen beitragen können? ........... 36
Innenminister Hans-Peter Friedrich irritiert
mit fragwürdigen Aussagen ............................ 37
SPD: Die Migrantenquote wird zur Farce ....... 39
Wahlrecht: Bei der Landtagswahl in Bremen
dürfen erstmals 16-Jährige wählen ................. 40
Stasi-Unterlagen: Behördenchef Jahn will
ehemalige Stasi-Mitarbeiter loswerden .......... 42
Strafjustiz: Wegweisendes Urteil
im Demjanjuk-Prozess ................................... 44
Cameron,
Barroso, Merkel,
Sarkozy
Europa zögert – und zahlt Seite 18
In Griechenland wächst mit jeder Woche die Wahrscheinlichkeit des
Staatsbankrotts, doch Europas Spitzenpolitiker spielen weiter auf Zeit:
Mit ihrem zögerlichen Kurs verschärfen sie die Währungskrise.
„Niemand muss Angst haben“ Seite 26
Vergangene Woche wurde Winfried Kretschmann zum ersten grünen
Ministerpräsidenten der Republik gewählt. Im SPIEGEL-Gespräch erklärt er
nun, wie er das Industrieland Baden-Württemberg ökologisch umbauen will.
Gesellschaft
Szene: Raumanzug für Mars-Spaziergänge /
Der Schlagersänger Matthias Reim über sein
Leben nach dem Bankrott .............................. 46
Eine Meldung und ihre Geschichte – eine
neuseeländische Lehrerin kämpft für das Recht,
sich vor der Kamera auszuziehen ................... 47
Atomkraft: Schwedische Gemeinde will
Endlager für hochradioaktiven Müll .............. 48
Ortstermin: Der Fußballer Manuel Neuer
nimmt Abschied von Gelsenkirchen .............. 57
Endlager, ja bitte Seite 48
Im schwedischen Östhammar soll hochradioaktiver Müll vergraben werden, und
niemand protestiert. Anders als bei der Endlagersuche in Deutschland setzen
Staat und Industrie auf die Mitsprache der Bürger, der Erfolg gibt ihnen recht.
Wirtschaft
Trends: Autokonzerne drohen mit eigener
Rennserie / RWE sucht einen neuen
Vorstandschef / Kranhersteller Demag
erwartet Übernahmeangebot ......................... 70
Schwarzgelder: Die Suche nach den
eingefrorenen Gaddafi-Milliarden ...................... 72
Mobilfunk: Wurde bei der Vergabe von
Handynetz-Lizenzen gemauschelt? ................ 76
Handel: Interview mit Metro-Chef Eckhard
Cordes über seine Sanierer-Qualitäten und
den Streit mit den Media-Markt-Gründern .... 78
Verbraucher: Inkassounternehmen
kümmern sich um geprellte Fluggäste ............. 79
Immobilien: Staatsanwälte und Parlamentarier
in NRW wollen die dubiosen Geschäfte
der landeseigenen BLB aufklären ................... 80
Anlegerschutz: Die Beratung durch deutsche
Banken ist immer noch unzureichend ............ 82
Die Jagd nach dem
Schurken-Schatz Seite 72
Mehr als 60 Milliarden Dollar hatte
Libyens Diktator Gaddafi im Ausland
angelegt. Der Westen hat die Konten
eingefroren; doch die Frage ist offen,
was nun mit dem Vermögen gesche-
hen soll. Die Bundesregierung wollte
das Geld den libyschen Rebellen
spenden. Der Plan stößt allerdings an
rechtliche Grenzen. Gaddafi zu ent-
eignen ist schwerer als gedacht.
Ausland
Panorama: Kampf um die Nachfolge von
Ahmadinedschad / Die Wahl eines deutschen
Papstes verunsicherte die USA / Hungersnot
in Nordkorea .................................................. 85
Gaddafi
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Naher Osten: Der arabische Sommer – die
Protestbewegung gerät ins Stocken ................. 88
Pakistan: Die Armee-Stadt Abbottabad nach
dem Zugriff der Navy Seals ........................... 92
Nach Osama Bin Ladens Tod überdenkt
Präsident Obama seine Außenpolitik ............. 96
Integration: Das Experiment von Marseille ... 98
Global Village: Wie eine Britin in Peking für
Erziehung ohne Zwang und Schläge wirbt ... 104
Sport
Szene: Radprofi Linus Gerdemann über
den Unfalltod seines Teamkollegen Wouter
Weylandt / Ein neues Buch beschreibt den
Einfluss von Neonazis im Fußball ................. 107
Poker: Interview mit dem Profispieler
Jeff Sarwer über Rekordgewinne
und die Berechenbarkeit des Glücks ............ 108
Affären: Nach jahrelanger Misswirtschaft
steckt der Triathlon-Verband in der Krise ..... 112
Gespaltenes Pakistan Seite 92
Die einen betrauern Osama Bin Laden und fordern Vergeltung, die
anderen sind empört über den wachsenden Einfluss der Terroristen.
In Pakistan wächst die Wut, auch über das eigene Versagen.
Wissenschaft · Technik
Prisma: Geologen erforschen Gas-Endlager
in der Nordsee / Führen Antibiotika zu
Fettsucht? ...................................................... 114
Medizin: Wie deutsche Psychiater mit
der Pharmaindustrie zusammenarbeiten ...... 116
Automobile: Hat Audi bei der Entwicklung
von Öko-Autos den Anschluss verloren? ........ 121
Atomkraft: Kernschmelze im Unglücksreaktor
von Fukushima ............................................. 122
Rekorde: Ostfriesland oder Thüringen – wo
steht der schiefste Turm der Welt? ............... 124
Psycho-Ärzte in Pharma-Diensten Seite 116
Viele Psychiater und Psychologen deutscher Universitätskliniken sind als
bezahlte Berater für Pharmakonzerne im Einsatz. Ein Hochschulprofessor
fordert seine Kollegen jetzt auf, die Industriehonorare zu veröffentlichen.
Kultur
Szene: Die US-Elitetruppe Navy Seals avanciert
zum Bestseller-Stoff / Ein Hörspiel-Projekt
in Berlin kommt der Stasi auf die Spur ......... 126
Musik: Lady Gaga ist der perfekte
Popstar für das 21. Jahrhundert und dessen
soziale Netzwerke ........................................ 128
Nachruf: Marianne Fürstin zu Sayn-Wittgenstein-
Sayn über ihren Freund Gunter Sachs ........... 134
Kunsthandel: Ein selbsternannter Graf und
seine Komplizen verkauften
über Jahre gefälschte Skulpturen ................. 136
Demografie: SPIEGEL-Gespräch mit dem
französischen Sozialwissenschaftler
Emmanuel Todd über die Ursachen der
arabischen Revolution .................................. 138
Bestseller ..................................................... 140
Literaturkritik: Andrej Gelassimows
Roman „Durst“ über einen traumatisierten
russischen Tschetschenien-Kämpfer ............. 144
Pokern als Beruf
Seite 108
Als Kind galt der Kanadier Jeff Sarwer als Schachwunder, heute ist
der 33-Jährige einer der erfolgreichsten Pokerprofis. Er habe trainiert, seine
Emotionen zu kontrollieren, sagt Sarwer im Interview.
Der Superstar des
21. Jahrhunderts S. 128
Berühmt wurde sie mit ihren exzen-
trischen Outfits. Heute ist Lady Gaga
die meistgegoogelte Künstlerin der
Welt, Millionen Menschen folgen ihr
auf Twitter, ihre Videoclips werden
milliardenfach angeklickt. Kein ande-
rer Popstar nutzt die Möglichkeiten
des Internets ähnlich geschickt wie
die New Yorkerin: Die Unterhaltungs-
industrie der Zukunft wird von sozia-
len Netzwerken leben.
Medien
Trends: Axel-Springer-Schule bezahlt ihre
Volontäre schlecht / ProSieben-Star
Matthias Opdenhövel liebäugelt mit der
„Sportschau“ ................................................ 147
TV-Shows: Interview mit der
Fernsehproduzentin Ute Biernat über
die Casting-Gesellschaft ............................... 148
Presserecht: Wie Promis in Großbritannien
ihr Privatleben schützen ............................... 150
Briefe ............................................................... 6
Impressum, Leserservice .............................. 152
Register ........................................................ 154
Personalien ................................................... 156
Hohlspiegel / Rückspiegel ............................. 158
Titelbild: Foto Action Press; Umklapper: Foto Mauritius
Lady Gaga
DER SPIEGEL 20/2011
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Briefe
„Nach dem Tod von Osama Bin Laden
präsentiert sich Deutschland wieder als
Weltmeister, diesmal der Heuchelei und
des Moralisierens. Natürlich waren die
meisten froh, dass dem Massenmörder
endlich das Handwerk gelegt wurde,
nur laut sagen durfte es niemand.“
Es hätte viele Fragen an Osama Bin Laden
gegeben. Die Weltöffentlichkeit hätte er-
fahren können, welche Auffassungen – und
seien sie noch so entlegen – ihn zu einem
Massenmörder gemacht haben. Dabei
wäre womöglich vieles ans Licht gekom-
men, das manchen nicht hätte lieb sein
können, die sich nun die Hände reiben.
BREMEN
ANDRÉ BESSLER
Obama, der Staats- und Regierungschef
der angeblich größten rechtsstaatlichen
Demokratie der Welt und vorschnell mit
dem Friedensnobelpreis geehrt, hat seinen
bisherigen Todsünden – Fortführung des
schmutzigen Krieges in Afghanistan und
Beibehaltung des Folterlagers Guantana-
mo – nunmehr eine weitere hinzugefügt,
und die nennt man schlicht Anstiftung zum
Mord. Dass die Kanzlerin und Vorsitzende
einer Partei, die das Etikett „christlich“ in
ihrem Namen trägt, dem noch applaudiert,
macht das Gruselszenario komplett.
KÖLN
SPIEGEL-Titel 19/2011
Bruno Mellinger aus Prien in Bayern zum Titel „Codename Geronimo –
Die geheime Jagd auf Osama Bin Laden“
Nr. 19/2011, Codename Geronimo –
Die geheime Jagd auf Osama Bin Laden
Ehrlos im Meer entsorgt
Ich freue mich, dass die Welt sich nicht
mehr den Kopf zerbrechen muss, wer wie
wo Osama vor Gericht stellt und ihm da-
bei noch eine Bühne bereitet. Ich freue
mich, dass die Gefahr gebannt ist, dass
Amerikaner (bin selbst einer) irgendwo
auf der Welt als Geisel genommen wer-
den, um Bin Laden freizupressen. Am
meisten freue ich mich über den Schatz
an Informationen, der erbeutet wurde.
BERLIN
Natürlich war Osama schuld am Tod vie-
ler Menschen, das war Saddam Hussein
auch, und ihn hat man nicht einfach in
seinem Erdloch zusammengeschossen,
sondern erst einmal inhaftiert. Ich bin
und war schon immer ein Gegner der To-
desstrafe – und hier handelt es sich um
eine vorgezogene Todesstrafe –, weil sie
das perverseste Mittel eines Staates ist,
sich zu rächen, und keinerlei Präventions-
charakter gegen Verbrechen hat.
KARLSRUHE
PAUL W. HÄUSER
VOLKER KREISS
Die USA haben uns nacheinander vier
Versionen zum Tod von Bin Laden aufge-
tischt. Dabei war die erste durchaus glaub-
würdig: Er hat zur Waffe gegriffen und
wurde bei einem Feuergefecht getötet. Fast
zu spät merkte man: Wir dürfen al-Qaida
jetzt keinen Helden und Märtyrer liefern!
MÜNCHEN
ALAN BENSON
ALF TONDERN
Wenn man einen Massenmörder er-
schießt, obgleich eine Gefangennahme
möglich gewesen wäre, ist das Mord –
selbst wenn man in den USA jetzt stolz
und bei uns froh sein sollte. Die unge-
heure Verrohung in Folge des 11. Septem-
ber hält an!
MÜNCHEN
Ich wünsche mir dringend, dass sich unsere
europäischen Politiker von der imperialen
Politik der USA – die jetzt wieder ihr wah-
res Gesicht gezeigt hat – vielleicht langsam,
aber doch klar und unumkehrbar absetzen.
BAD KREUZNACH (RHLD.-PF.)
HANS OEHLER
HORST WEINGÄRTNER
Bin-Laden-Residenz in Abbottabad
„Wir kriegen euch!“
Die in seiner Liquidierung gipfelnde Jagd
auf Osama kann nur auf eine Art und Wei-
se verstanden werden: Stellvertretend für
alle freien Völker senden die USA eine
unmissverständliche Botschaft an die Ter-
rorpaten dieser Welt – „Wir kriegen euch!“
GARCHING (BAYERN)
Politik ist auch häufig symbolhaft. Mit
Bin Ladens Tod wird der islamistische
Terror langfristig an Bedeutung verlieren.
HAMBURG
DR. KARSTEN STREY
Die Tötung von Bin Laden erinnert an das
Hitler-Attentat von 1944. Sowohl Operation
Geronimo als auch Walküre wurden von
Militärs geplant sowie durchgeführt, erfolg-
ten in der Zentrale der Zielperson und wa-
ren allein darauf angelegt, diese zu töten
und die Welt von einem Massenmörder zu
befreien. Die gescheiterten Hitler-Attentä-
ter gelten als Helden. Keiner käme auf die
Idee, ihnen versuchten Verstoß gegen das
christliche Tötungsverbot vorzuwerfen.
DÜSSELDORF
DR. ROBERT SCHMOHL
Was hätten die Soldaten machen sollen:
Bin Laden bitten, sich auszuweisen, und
ihn dann auf seine Rechte hinweisen?
Oder warten, bis er sie mit einer Hand-
granate in die Luft pustet? Der Tod des
Massenmörders erfordert eine neue De-
finition der Grenzen des Rechtsstaates.
AUGSBURG
DR. RUDOLF B. HOLZAPFEL
DR. NICOLAS KRÄMER
Die in Deutschland teilweise lautstark
vorgetragene Kritik ist unerträglich und
heuchlerisch. Osama hat die Welt im Fa-
denkreuz gehabt und die westlichen De-
mokratien verachtet. Amerika hat das
Recht, für diese Werte einzustehen.
RICHTERSWIL (SCHWEIZ)
MARK HENGEL
Womöglich war die „Killing Mission Bin
Laden“ ein Pyrrhussieg für die USA. Um
ihn zu kriegen, mussten diese praktisch al-
les ausschalten, wofür sie vorgeben zu
kämpfen: Gefoltert wurde in den schlimms-
ten Verliesen der Welt, in Guantanamo auf
Kuba wurde ein KZ-ähnlicher Knast ein-
gerichtet, die Souveränität Pakistans wurde
grob verletzt, ein unbewaffneter Gegner
und Zivilisten wurden gekillt, Bin Laden
ehrlos im Meer entsorgt.
HAMBURG
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Titel Ist die Polizei kompetent und hinreichend
ausgestattet, um Großveranstaltungen zu sichern?
www.spiegel.de/forum/Veranstaltung
Wahlrecht Sollten künftig schon 16-Jährige in Ländern
und Bund mitwählen dürfen? www.spiegel.de/forum/Wahl
Grenzen Droht Europa das Ende der Freizügigkeit?
www.spiegel.de/forum/Grenzen
DR. S. L. BLANK
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DER SPIEGEL 20/2011
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