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Sieben Siegel - 10 - Mondwanderer
Kai Meyer
Sieben Siegel Band 10
Mondwanderer
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Düster thront der alte Bahndamm hoch über den Wiesen Giebelsteins. Seine
Gleise sind zugewuchert, die rostigen Schienen führen ins Nichts. Bis sich
eines Nachts etwas aus den Wäldern heranschiebt. Es verharrt. Es horcht. Es
wartet. Lisa und Chris wollen eigentlich nur einen harmlosen Abend
miteinander verbringen. Harmlos? Schließlich sind die beiden das erste Mal
verabredet. Doch auf dem Weg zur magischen Schattenshow vor den Toren
Giebelsteins wandern plötzlich finstere Gestalten durchs Mondlicht. Und sie
rücken unaufhaltsam näher …
ISBN: 3-7855-3828-6
Verlag: Loewe Verlag GmbH, Bindlach
Erscheinungsjahr: 1. Auflage 2002
Umschlaggestaltung: Andreas Henze
Dieses E-Book ist nicht zum Verkauf bestimmt!!!
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Autor
Kai Meyer, geboren 1969, hat zahlreiche unheimliche und
spannende Romane veröffentlicht. Die Bände der Sieben-Siegel-
Reihe sind seine ersten Bücher für junge Leser. Er lebt und
arbeitet in einem großen Haus am Rande der Eifel und blickt
von seinem Schreibtisch auf die Türme einer Burg aus dem
Mittelalter. Seine Frau Steffi und sein Sohn Alexander
behaupten, man müsse ein wenig verrückt sein, um solche
Geschichten zu erfinden – aber vielleicht sind ja gar nicht alle
erfunden? Dämonen sind ihm noch keine begegnet, allerdings
zwei üble Quälgeister: seine Hunde Goliath und Motte, die
verfressener sind als alle Hexenfische des Arkanums.
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Illustrator
Wahed Khakdan wurde 1950 in Teheran geboren. Sein Vater
arbeitete erfolgreich als Filmarchitekt und Bühnenbildner.
Schon früh – im Alter von zwei Jahren – war Khakdan fasziniert
von allem, was mit Zeichenstift und Farbe zu tun hat. Später
studierte er an der Kunstschule und anschließend an der
Akademie der Schönen Künste in Teheran. 1984 kam Wahed
Khakdan nach Deutschland. Er ist als freiberuflicher Künstler
und Illustrator tätig, seit einigen Jahren auch im Kinder- und
Jugendbuchbereich. Am liebsten lässt er in seinen Illustrationen
der Fantasie freien Lauf. Deswegen haben es ihm die gruseligen
Wesen der Sieben-Siegel-Reihe auch besonders angetan.
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Nebel
Mit dem Nebel kam noch etwas anderes.
Etwas Großes. Etwas Dunkles.
Es schob sich aus den dichten Schwaden, die am Morgen aus
den Wäldern aufgestiegen waren, schnaufte heran wie ein
Gigant aus der Urzeit, wurde dann mit einem Mal langsamer,
stieß ein letztes Rauschen und Keuchen aus, ehe es endgültig
zum Stehen kam.
Finster thronte es auf dem alten, stillgelegten Bahndamm,
hoch über den Wiesen und Weiden im Norden Giebelsteins. Es
hatte die überhängenden Äste der Brombeerbüsche zermalmt,
die den rostigen Schienenstrang flankierten, hatte das Unkraut
zwischen den Gleisen und Schwellen niedergewalzt und
Kaninchen und Mäuse vertrieben, die hier in der Stille des Tages
aus ihren Verstecken kamen. Selbst die Raubvögel, die sonst auf
den Wiesen ihre Opfer schlugen, schossen mit raschem Flügel-
schlag davon, so als spürten sie, dass das Ding auf den Schienen
etwas ausstrahlte, das schlimmer war als ihr Hunger und sehr
viel unangenehmer als die Gewissheit, anderswo nach Beute
Ausschau halten zu müssen.
War es nur eine Täuschung, oder wurde der Nebel immer noch
dichter? Die Sicht reichte bald keine zehn Meter mehr weit, und
schließlich erstarben alle Laute der Natur.
Kein Vogelgezwitscher mehr, kein Rascheln im hohen Gras
der Weiden, kein Piepsen und Schnurren in den Begrenzungs-
hecken.
Auch der Koloss auf dem Bahndamm verstummte. Falls er
Leben barg, so offenbarte er es nicht. Und wenn er mehr im
Sinn hatte, als einfach nur dazustehen, groß und düster und doch
unsichtbar im Nebel, so verriet er durch nichts den Grund seines
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