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Wir Krisenkinder
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DAS DEUTSCHE NACHRICHTEN-MAGAZIN
Hausmitteilung
15. Juni 2009
Betr.: Titel, Springer-Verlag, Angola
D ie Jugend sei egoistisch, verkommen, unpolitisch: Das ist der Vorwurf, den Ältere
den Jüngeren gern machen. Neuerdings heißt es auch noch, sie sei zu angepasst und
zu empfindlich. Als die SPIEGEL-Redakteure Mathieu von Rohr, 31, und Sandra Schulz,
33, sich auf den Weg durch die Republik machten, um das Lebensgefühl ihrer eigenen
Generation zu erforschen, trafen sie auf eine Jugend, die keine Lust hat zu rebellieren,
nur weil ihre Väter das mal taten. Gemeinsam mit Philipp Oehmke, 35, beschreiben sie
eine Generation, die durch die Anschläge vom 11. September 2001 und die Weltwirt-
schaftskrise geprägt wurde – die global denkt, ständig vernetzt ist und die, wie eine große
SPIEGEL-Umfrage zeigt, ihre persönliche Zukunft erstaunlich optimistisch sieht. Wenn
sie sich „Krisenkinder“ nennen, ist das auch ironisch gemeint. „Ihr Lebensgefühl heißt
Unsicherheit, und deswegen gehen sie mit der Krise gelassen um“, sagt von Rohr. Das
Titelbild zeigt vier junge Deutsche, die für ihre Generation stehen: die Praktikantin Amrai
Coen, 22 (im Vordergrund), die Friseurin Siiri Pflughaupt, 23, Ibadet Ramadani, 32,
Sängerin der Band Super700, und den Aktivisten Jan-Ole Arps, 30. Redakteur Wolfgang
Höbel, 47, stellt die Filme „Alle anderen“, „Mitte Ende August“ und „Haus und Kind“
vor, die sich dem Lebensgefühl dieser Generation widmen (Seiten 48, 128).
bewegung der sechziger Jahre galt es als un-
umstößliche Wahrheit: Die Boulevardblätter des
Axel-Springer-Verlags hätten die Stimmung gegen
die Protestierenden geschürt – und trügen eine
publizistische Mitverantwortung an der Eskalation
der Gewalt. Seit der Enthüllung, dass der Polizist
Karl-Heinz Kurras, der 1967 in Berlin den Studenten
Benno Ohnesorg erschoss, ein Stasi-Spitzel war, for-
dert auch Mathias Döpfner, 46, Chef der Axel Sprin-
ger AG, dazu auf, das Geschichtsbild Springers in
der Öffentlichkeit zu korrigieren. SPIEGEL-Autor Thomas Darnstädt, 60, hat mit
Kollegen die Rolle des Springer-Verlags in jenen Tagen rekonstruiert. Er beleuchtet
zudem, wie liberale Journalisten, unter ihnen SPIEGEL-Gründer Rudolf Augstein, die
Studenten unterstützten, nicht nur bei Diskussionen mit deren Vordenker Rudi
Dutschke. Darnstädt selbst hat 1968 als Gymnasiast an Demonstrationen gegen Sprin-
ger teilgenommen. Er erinnert sich, „wie die ,Bild‘-Zeitung, die ,B.Z.‘ und andere die
Volksseele gegen uns aufbrachten“ (Seite 84).
Dutschke, Augstein 1967
here portugiesische Kolonie 1975 die Unab-
hängigkeit, danach zerstörte ein 27 Jahre währender
Bürgerkrieg das Land. Seit 2002 herrscht Frieden
in Angola – und weil die Erdölförderung boomt,
profitiert der Staat von einem hohen Wirtschafts-
wachstum. Horand Knaup, 50, Afrika-Korrespon-
dent des SPIEGEL mit Sitz in Nairobi, reiste mit
dem Fotografen Toby Selander, 46, zehn Tage lang
durchs Land. Er besuchte vor der Atlantikküste
gelegene Bohrinseln, fuhr mit der legendären
Benguela-Bahn und befragte Politiker, Journalisten
und einfache Bürger. Der SPIEGEL-Mann machte vor Ort trotz des Fortschritts „ein
unglaubliches Wohlstandsgefälle“ aus und erfuhr, dass Investoren aus allen Teilen der
Welt nach Angola reisen. Laut Knaup mit einer Ausnahme: „Die Deutschen halten sich
sehr zurück“ (Seite 104).
M it kubanischer Hilfe erkämpfte sich die frü-
Selander, Knaup in Angola
Im Internet: www.spiegel.de
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25/2009
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N icht nur für die Aktivisten der Studenten-
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In diesem Heft
Titel
Sie denken global, sie leben prekär, sie sind
angepasst – die jungen Deutschen trifft die Krise
härter als andere, aber sie rebellieren nicht ........... 48
SPIEGEL-Umfrage unter den 20- bis
35-Jährigen – Selbstporträt einer Generation ........ 60
Kandidat in der Krise
Seiten 22, 26
Das Debakel der Sozialdemokra-
ten bei der Europawahl setzt
Kanzlerkandidat Frank-Walter
Steinmeier unter Druck: Bis zur
Bundestagswahl im September
bleibt ihm kaum Zeit, um die
Stimmung zu drehen. Die Wahl-
kampfstrategen setzen auf Zuspit-
zung und Polarisierung. Bundes-
finanzminister Peer Steinbrück
hält es im SPIEGEL-Gespräch
„für durchaus legitim, einen Ne-
gativwahlkampf zu führen“.
Verfassungsrichterwahl
gesetzeswidrig? / Mehr Truppen für Afghanistan /
Gefährliche Guantanamo-Häftlinge kommen
nicht nach Deutschland .......................................... 17
SPD:
Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier
im Stimmungstief .................................................. 22
SPIEGEL-Gespräch mit Finanzminister Peer
Steinbrück über den Zustand der SPD und
fragwürdige Staatshilfen für bedrohte Konzerne ... 26
Parteien:
In vielen Großstädten
sind die Grünen zur zweitstärksten
politischen Kraft geworden ................................... 30
Karrieren:
Steinmeier
Die Bundestagsambitionen von
Gabriele Pauli spalten die Freien Wähler .............. 32
Verkehr:
Ökologen kritisieren den Bau
der Fehmarnbelt-Brücke ....................................... 34
Finanzkrise:
Kampf um die neue Mitte
Seite 30
Die Milliardenpleite eines
Immobilienzockers mit deutschen Plattenbauten ... 36
Außenhandel:
Die Grünen erweisen sich als die
eigentlichen Profiteure der SPD-
Krise. In vielen Großstädten sind
sie dabei, die Sozialdemokraten als
zweitstärkste politische Kraft abzu-
lösen; in drei süddeutschen Univer-
sitätsstädten schafften sie es bei der
Europawahl sogar auf Platz eins.
Nicht nur Studenten und Jung-
wähler, sondern auch die leistungs-
bereiten Aufsteiger wenden sich
offenbar den Grünen zu.
Verstößt das Iran-Embargo der
deutschen Regierung gegen EU-Recht? ................. 38
Justiz:
Ein Gewohnheitsdieb
in Sicherungsverwahrung ...................................... 40
Protestanten:
Mit einem Pfarrer-TÜV will die
evangelische Kirche Personal loswerden ............... 44
Buch über den Versuch einer jungen
Frau, an der Börse reich zu werden /
Studie zum Stauverhalten der Ameisen ................ 46
Eine Meldung und ihre Geschichte –
warum ein Fluggast durch
den Tod seines Piloten berühmt wurde ................. 47
Ortstermin:
Grünen-Parteiführung
Der Prenzlauer Berg in Berlin
wird immer grüner und konservativer .................. 66
Seite 70
Opel wurde vom Staat gerettet, Arcandor nicht: Die Beschäftigten des Handels-
unternehmens sind geschockt, doch für sie und ihre Jobs muss die drohende
Zerschlagung ihres Konzerns nicht die schlechtere Lösung sein.
Post speicherte Krankendaten von
Mitarbeitern / Weitere Anklagen gegen ehemaligen
Siemens-Manager / WestLB droht Abwicklung ..... 68
Konzerne:
Wird Arcandor zerschlagen? ............... 70
Die Profiteure der überhöhten Karstadt-Mieten .... 72
Konjunktur:
Unternehmer rechnen mit
weiterer Talfahrt .................................................... 74
Autoindustrie:
Rückkehr der Ölspekulanten
Seite 76
Binnen vier Monaten hat sich
der Ölpreis verdoppelt, mehr
als 70 Dollar kostet das Barrel
inzwischen schon wieder. Mit
den Gesetzen von Angebot
und Nachfrage lässt sich der
enorme Preisauftrieb nur
ansatzweise erklären. Hier
sind andere Kräfte am Werk:
Die Spekulanten kehren zu-
rück an die Rohstoffbörsen,
sie plazieren Milliardenwet-
ten und treiben den Ölpreis
in die Höhe. Jetzt will die
US-Regierung energisch ge-
gen die Zocker vorgehen.
Das Emirat Katar steht vor
dem Einstieg bei Porsche ...................................... 75
Rohstoffe:
Spekulanten treiben
die Ölpreise in die Höhe ....................................... 76
Finanzkrise:
Die US-Banken wollen sich
dem Einfluss des Staates entziehen ....................... 78
Schiffbau:
Wie die Staatshilfe in den
ostdeutschen Werften versickerte .......................... 79
Arbeitsmarkt:
Hungerlöhne
für Zimmermädchen ............................................. 81
ARD plant „kleines TV-Duell“ / Kinder-
schützer protestieren gegen Gewinnspiele ............ 82
Fernsehen:
Vorschau ........................................... 83
Zeitgeschichte:
Springer-Chef Mathias Döpfner
will das Image seines Konzerns verbessern ............. 84
Das ambivalente Verhältnis zwischen
Rudolf Augstein und Axel Springer ....................... 86
Ölplattform
8
der spiegel
25/2009
Deutschland
Panorama:
Gesellschaft
Szene:
Arcandor droht der Ausverkauf
Wirtschaft
Trends:
Medien
Trends:
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Karzais Bündnis mit den afghanischen
Warlords / Langes Warten für Barroso / Sarkozy
will sich von seinen Kabinettsfrauen trennen ........ 91
Diplomatie:
Israel gerät durch Obamas
Friedensplan unter Druck ..................................... 94
Der libanesische Politiker Ghassan Tueni
über die Wahlniederlage des Bündnisses von
Schiiten und Christen ............................................ 96
Kaukasus-Krieg:
Dokumente belasten
Georgiens Staatschef Saakaschwili ........................ 98
Europa:
Der britische Historiker Timothy
Garton Ash über den Absturz der sozialdemo-
kratischen Parteien und die Bedrohung durch
den Vormarsch der rechten Populisten ................ 100
China:
Das gefährliche Leben von Bonzen
und Bossen .......................................................... 103
Angola:
Israelischer Siedler im Westjordanland
Profiteure und Verlierer
des Rohstoffbooms .............................................. 104
Global Village:
Gaddafis Besuch
bei Berlusconi ...................................................... 107
Israel: Zwang zum Kompromiss
Seite 94
Mit einer weitgefächerten diplomatischen Offensive versucht Barack Obama, die
Konflikte im Nahen Osten zu entschärfen. Dabei erhöht er den Druck auf Israel, den
Siedlungsbau im Westjordanland einzustellen und die Zwei-Staaten-Lösung anzu-
erkennen – Kompromisse, die Premier Netanjahu bisher weit von sich wies.
Sport
Szene:
Ronaldos Rekordtransfer /
Internet-Versteigerung von Steffi Grafs
Wimbledon-Schläger ........................................... 109
Handball:
Wie der ägyptische Funktionär
Hassan Moustafa den Welthandball regiert .......... 110
Surfen:
Wellenreiter auf dem
Münchner Eisbach ............................................... 113
Ein Virus erobert die Welt
Seite 118
Unglückshäher mit Sprachtalent /
Tödliche Fehlbehandlungen bei Eierstockkrebs ... 116
Seuchen:
Die Seuche begann vor wenigen Mo-
naten in Mexiko, jetzt hat die Schweine-
grippe die Welt erobert. Die WHO hat
deshalb den Pandemie-Alarm ausge-
rufen – zum ersten Mal seit über 40
Jahren. Kaum ein Mensch verfügt über
Abwehrkräfte gegen den neuen Erre-
ger, jeder Dritte könnte erkranken.
Doch immerhin läuft die Impfstoffher-
stellung schon auf Hochtouren – dank
Einsatz neuer Zellkulturen.
Pandemie-Alarm – Millionen Menschen
werden an der neuen Grippe erkranken .............. 118
Geschichte:
Die abenteuerlichen Luftschiff-
Expeditionen zum Nordpol ................................. 120
Internet:
Der erstaunliche Wahlerfolg
der Piratenpartei .................................................. 122
Luftfahrt:
Schlampte Air France beim Betrieb
seiner Flugzeuge? ................................................ 124
Automobile:
Der Geländewagen Yeti
von µkoda ............................................................ 125
Grippeschutz im Kindergarten in Hongkong
Kultur
Szene:
Der Architekt Bernard Tschumi über
das neue Akropolis-Museum in Athen /
Der Fall des „Kannibalen von Rotenburg“
darf nun doch ins Kino ........................................ 126
Film:
Seiten 136, 140
Die Autorin Monika Maron („Flugasche“) erklärt im SPIEGEL-Gespräch ihre Begeis-
terung über die Wandlung des DDR-Industriestandorts Bitterfeld zu einem „Solar
Valley“. Der SPIEGEL bringt Auszüge aus ihrem neuen Buch „Bitterfelder Bogen“.
Aktuelle Beziehungsdramen im Kino ......... 128
Bestseller
........................................................... 131
Philosophie:
Die Bundesrepublik feiert
den 80. Geburtstag ihres
Parade-Intellektuellen Jürgen Habermas ............. 132
Debatte:
Die Menschenrechtsaktivistin
Bianca Jagger über die Darstellung
von Folter und Greueln in der Kunst ................... 134
Literatur:
Das neue deutsche Beziehungskino Seite 128
Filme wie Maren Ades „Alle anderen“
oder Sebastian Schippers „Mitte Ende
August“ stehen für ein neues deutsches
Beziehungskino, das ergreifend realis-
tisch die Nöte der heute 30-Jährigen ein-
fängt: Es erzählt von flauen Gefühlen
und der Unfähigkeit zum großen Drama.
SPIEGEL-Gespräch mit der Autorin
Monika Maron über ihre Wiederbegegnung
mit der ostdeutschen Industriestadt Bitterfeld ..... 136
Auszug aus dem neuen Maron-Buch
„Bitterfelder Bogen“ ........................................... 140
Zeitgeschichte:
Der Kölner Schriftsteller
Dieter Wellershoff über die
Entdeckung seiner NSDAP-Mitgliedskarte .......... 142
.................................................................... 10
Impressum, Leserservice
................................ 144
............................................................. 146
Personalien
........................................................ 148
Hohlspiegel /Rückspiegel
Filmszene aus „Mitte Ende August“
................................ 150
Titelbild:
Fotos Tim Fulda für den SPIEGEL (4); laif (1)
der spiegel
25/2009
9
Ausland
Panorama:
Wissenschaft · Technik
Prisma:
Sonnenkraft statt Ascheregen
Briefe
Register
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Briefe
„Der korrekte, sachlich angemessene und
überfällige Titel müsste lauten: ,Der
plündernde Staat‘. Woher nimmt die Regie-
rung das Recht, einen großen Teil der
Lebensleistung ihrer Bürger – vornehmlich
der kleinen Leute – zu kassieren, wäh-
rend die Plünderer in Luxus schwelgen?“
mals KarstadtQuelle) hangelt sich seit Jah-
ren von einer Sparrunde zur nächsten. Der
entscheidende Unterschied, warum der
eine Hilfe vom Staat bekommt und der an-
dere nicht, ist doch wohl die Tatsache, dass
Opel als Erster laut „hier“ geschrien hat.
„Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ – das
gilt auch in Sachen Staatshilfe!
Potsdam
Martin Henniger
Auch mittelständische Betriebe gehen nicht
leer aus, denn auch hier werden in großem
Umfang öffentliche Gelder eingesetzt, um
lokale Betriebe zu unterstützen, und zwar
von allen Parteien. Das von der FDP immer
wieder ins Spiel gebrachte Argument steht
also im Gegensatz zum eigenen Handeln.
Zudem: Die Kritik vieler Wirtschaftsköpfe
an staatlichen Rettungsaktionen ist unlauter.
Einerseits kritisieren sie dieses Verfahren,
andererseits stehen sie beim Bund, den Län-
dern und Kommunen Schlange, wenn es
um ebendiese Hilfen geht.
Osnabrück
Heinz Bertram aus Leipzig zum Titel „Der geplünderte Staat –
Wie viel Opel darf sich Deutschland noch leisten?“
SPIEGEL-Titel 24/2009
Das Volk ist in jedem Fall dabei
Nr. 24/2009, Titel: Der geplünderte Staat – Wie viel
Opel darf sich Deutschland noch leisten?
Der jetzt völlig unkontrolliert ausufernde
Schuldenstaat kann sich bald nur noch mit
einer höheren Allgemeinbesteuerung über
eine höhere Mehrwertsteuer und mit ei-
ner kräftigen Inflation über die Runden
retten. Spielraum für politisches Handeln
bleibt dabei weitgehend auf der Strecke.
Lüneburg (Nieders.)
Sicher sind bei Opel durch die Rettungs-
pläne viele erleichtert. Auf der anderen
Seite erleben zahlreiche kleinere Unter-
nehmen, die nur durch kluge Betriebs-
führung überleben, wie die öffentliche
Hand in so mancher großen Stadt deren
Rechnungen für erbrachte Leistungen wie
ein Zechpreller aussitzt und Entlassungen
in der Privatwirtschaft provoziert, während
einem Konzernmanagement nach 20 Fehl-
entscheidungen ganz ohne Rechnung das
Geld hinterhergeworfen wird. Einmal mehr
wird in Deutschland korrekte Arbeit be-
straft.
Erlenbach (Bayern)
Jens Martin
Robert Hübner
Das Ergebnis der Europawahl ist der Be-
weis: Der mündige Bürger verweigert sich
einem Stimmenkauf durch Subventionen!
Er freut sich und honoriert, dass es endlich
wieder einen Politiker mit Rückgrat gibt.
Einen, der Steuergelder nur einzusetzen
gedenkt, wenn eine reelle Chance besteht,
dass sie für den Steuerzahler nicht verloren
sind. Herrn Guttenberg scheint Ernsthaf-
tigkeit in der Sache weit mehr an Über-
legung wert als anderen Politikern – aller
Couleur –, die ihre Zeit lieber für wahl-
taktische Erwägungen verschwenden.
Erlenbach (Bayern)
Richard Schedl
Was soll die Scheinheiligkeit um das Ein-
greifen – das Volk ist doch in jedem Fall
immer dabei! Es erarbeitet sowohl Gewin-
ne der Unternehmen als auch die Budgets
der Regierenden. Beiden geht es in guten
wie in schlechten Zeiten immer komforta-
bler als dem gemeinen Volk. Wird sein er-
arbeitetes Vermögen durch Missmanage-
ment, kriminelle Spekulationen und Steu-
ergeldverschwendung verspielt, schreien
die Hasardeure nach dem Staat, also dem
Volk. Ist es dann nicht sogar zwingend not-
wendig – im Sinne von Gerechtigkeit –,
dass das Volk dafür zum Miteigentümer
der mit seinem Geld geretteten Unterneh-
men und Banken wird?
Bad Essen (Nieders.)
Ingbert Frankenberger
Protestierende Karstadt-Mitarbeiter in Berlin
Kriminelle Spekulationen?
Management by robbery, die Zweite: Zu-
erst wurden die Bürger um ihr Erspartes
gebracht, jetzt werden ihre Steuergelder
verzockt.
Hamburg
Unternehmenshilfe, wie sie augenblicklich,
besonders von Laien und Gewerkschaftern,
diskutiert wird, ist Quatsch und erfolglos.
Die Rahmenbedingungen müssen stimmen,
und man sollte wenigstens einfachste wirt-
schaftliche Prinzipien einhalten; vielleicht
reicht es sogar aus, nur Prinzipien zu haben.
Bergneustadt (Nrdrh.-Westf.)
Markus Gölzer
Vor wenigen Monaten wurde Peer Stein-
brück in einem Interview noch vehement
angegriffen, weil er zögerlich Staatsmittel
zur Verfügung stellt, und jetzt prangern
Sie den „geplünderten Staat“ an. Nach der
Banken- und Wirtschaftskrise scheint sich
hier eine Journalistenkrise anzubahnen,
weil ich beim besten Willen keine Strin-
genz in der Berichterstattung sehen kann.
Bad Endbach (Hessen)
Ulrich Schrader
Helmut Reichel
Weder Opel noch Arcandor sind durch die
aktuelle Krise in Schieflage geraten. Opels
Niedergang dauert doch bereits anderthalb
Jahrzehnte an. Und auch Arcandor (vor-
Reinhold Bender
Wie sagt der Volksmund so schön: „Mit
vollen Hosen lässt sich gut stinken“, ge-
meint ist, mit anderer Leute Geld lässt sich
gut prassen. Der Zeitgeist heißt heute mehr
denn je Dekadenz. Und dazwischen su-
chen Politiker nach den Stimmen der
Wähler, für eine Politik, die täglich frag-
würdiger wird. Haben am Ende die poli-
tisch motivierten Nichtwähler recht, die
mit ihrer Verweigerung Widerstand leisten,
was aber als Trägheit des Wahlvolks am
Wahltag gedeutet wird?
Mönchengladbach
Ist die junge Generation von der Wirtschaftskrise
mehr betroffen als der Rest der Gesellschaft?
www.spiegel.de/forum/Jungegeneration
• Sozialdemokratie
Was muss die SPD tun, um in der Wähler-
gunst zu steigen? www.spiegel.de/forum/Sozialdemokratie
• Freiheitsentzug
Soll Sicherungsverwahrung nur für Trieb-
täter und Mörder gelten oder auch für notorische Ein-
brecher? www.spiegel.de/forum/Sicherungsverwahrung
Wilhelm Gerhards
10
der spiegel
25/2009
Diskutieren Sie auf SPIEGEL ONLINE
• Titel
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Zgłoś jeśli naruszono regulamin