Der Spiegel 2007 31.pdf

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DAS DEUTSCHE NACHRICHTEN-MAGAZIN
Hausmitteilung
30. Juli 2007
Betr.: Titel, Geiseln, Kennedy-Clan
W oher wissen wir, was gut ist und was böse? Auf der Suche nach dem Ursprung
der Moral trafen die Titelautoren Jörg Blech, 40, und Rafaela von Bredow, 40,
Juristen und Nervenärzte, die Doktorgrade der Philosophie vorzuweisen haben, aber
auch Philosophen, die in den modernen Neurowissenschaften Erfolge feiern. „Diese
Querdenker stellen gegenwärtig liebgewonnene Auffassungen über das menschliche
Gehirn radikal in Frage“, sagt Blech. „Beispielsweise mit der fesselnden Hypothese,
ein Moralsinn sei angeboren.“ Das kann zu heftigem Streit führen, wie Redakteurin
Beate Lakotta, 42, erkannte, als sie ein
phasenweise erregtes Gespräch zwischen
Hirnforscher Hans Markowitsch und dem
Literatur- und Sozialwissenschaftler Jan
Philipp Reemtsma moderierte. Thema war
die Schuldfähigkeit von Verbrechern: Mar-
kowitsch behauptet, jedes kriminelle Ver-
halten sei bedingt durch eine „biologische
Abweichung im Gehirn“. Deshalb müsse
man Straftäter umerziehen und thera-
pieren statt bestrafen. Reemtsma sieht das
völlig anders; jeder sei im Kern für seine Handlungen selbst verantwortlich. „Wir stra-
fen, um abzuschrecken und um gesellschaftliche Normen zu bestätigen“, hält er ent-
gegen. „Man wird einem jugendlichen Tunichtgut nicht sagen: Du kannst nichts dafür,
dein Hirn war’s“ (Seiten 108, 117).
Markowitsch, Lakotta, Reemtsma
L änger als acht Jahre waren fünf Krankenschwestern und der Arzt Aschraf al-
Hadschudsch in Libyen eingekerkert. Ihnen wurde vorgeworfen, Kinder vorsätz-
lich mit HIV infiziert zu haben. Nach ihrer triumphalen Heimkehr ins bulgarische
Sofia wurden sie gleich wieder abgeschottet, diesmal vom Presserummel. Die Verab-
redung mit SPIEGEL-Korrespondentin Renate Flottau, 62, hielt Hadschudsch trotz-
dem ein. Beide saßen bis Mitternacht in der Lobby der Regierungsresidenz Bojana,
wo der Mediziner palästinensischer Herkunft von seiner Haft erzählte und all die Fol-
tern schilderte, die er durchlitt. Hadschudsch demonstrierte, wie er im Sitzen schla-
fen musste, wie die Stromkabel angebracht wurden, mit denen man ihn quälte, und
er zeigte die Hundebisse an seinen Beinen. „Ich hatte den Eindruck“, sagt Flottau,
„dass er unter Aufbietung seiner letzten Kräfte sprach“ (Seite 87).
A merikas berühmteste Familie empfin-
det einen tiefen Makel: Seit über vier
Jahrzehnten ist kein Kennedy mehr Präsi-
dent gewesen. Derzeit spielt nur Arnold
Schwarzenegger, Ehemann der JFK-Nich-
te Maria Shriver, in der obersten Politik-
Liga; Kaliforniens Gouverneur profiliert
sich neuerdings auch außenpolitisch.
SPIEGEL-Reporter Marc Hujer, 38, kennt
die Dynastie mittlerweile ziemlich gut. Er
begleitete „Arnie“ nach Paris und Lon-
don, er traf in Rhode Island Patrick Kennedy, neben Vater Edward der einzige Kennedy
im Kongress, und er sprach in Los Angeles mit Shriver. „Die Leute nennen mich Miss
Kennedy, Miss Shriver, Miss Schwarzenegger“, sagte die First Lady, „für Sie bin ich bit-
te einfach nur Maria.“ Die legeren Umgangsformen kaschieren, wie Hujer merkte, eine
kühle Ratio: „Shriver plant die Karriere ihres Mannes präzise aus dem Hintergrund,
und Schwarzenegger profitiert enorm von der Erfahrung des Clans“ (Seite 92).
Hujer, Shriver
3
Im Internet: www.spiegel.de
der spiegel
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In diesem Heft
Titel
Neurowissenschaftler und Rechtsphilosophen
ergründen den Ursprung von Gut und Böse ........ 108
SPIEGEL-Streitgespräch zwischen
dem Hirnforscher Hans Markowitsch und dem
Sozialwissenschaftler Jan Philipp Reemtsma
über die Schuldfähigkeit von Kriminellen ............ 117
Deutschland
Panorama: Neue Hürden für Bahnprivatisierung /
Bundeswehr fehlen Schutzwesten /
Staat subventioniert Geländewagen ...................... 15
Entführungen: Darf sich der Staat erpressen lassen? 18
Bestseller-Autor Khaled Hosseini kehrt nach
30 Jahren in seine Heimatstadt Kabul zurück ........ 22
Familienpolitik: SPIEGEL-Streitgespräch
zwischen Ministerin Ursula von der Leyen
und Linkspolitikerin Christa Müller
über Krippenplätze und die Rolle von Vätern ........ 26
Hessen: Wie SPD-Landeschefin Ypsilanti Minister-
präsident Koch aus dem Amt drängen will ............ 30
Karrieren: Vom Lokomotivführer
zum Gewerkschaftsboss – Manfred Schell
kämpft den Kampf seines Lebens .......................... 32
Linke: Der Europa-Abgeordnete André Brie
über Populismus und Oskar Lafontaine ................ 34
Kriminalität: Das vereinfachte Meldegesetz
spielt Betrügern in die Hände ............................... 36
Tourismus: Die Tragödie um
ein Hotelier-Ehepaar aus dem Harz ...................... 38
Gegendarstellung ............................................... 40
Bürokratie: Die Bundesregierung will
die Kosten von Gesetzen transparenter machen .... 40
Hauptstadt: Skandinavier legen sich
Berliner Immobilien zu ......................................... 42
Serie
Die Retter der Welt (II): Um das Eis am Nordpol
zu vermessen, startet eine spektakuläre
Expedition – finanziert von einem Ölmulti ........... 44
Gesellschaft
Szene: Bildband über die wilden Tourneen
der Popband The Police /
Neue Methode zur Entlarvung von Bildfälschern ... 50
Eine Meldung und ihre Geschichte – über den
Goldfund in der Kirche von Neukirchen ................ 51
Jugend: Theater als Therapie – gewaltbereite
Schüler spielen Schillers „Räuber“ ....................... 52
Ortstermin: In einem Dorf bei Dresden
entsteht aus Milchabfällen Treibstoff ..................... 57
Wirtschaft
Trends: Deutsche verbrauchen mehr Öl / Siemens
will sich von Korruptionsermittler trennen ............ 58
Banken: Der Abgang der Chefs markiert
das Ende der WestLB ............................................ 60
Außenhandel: Die USA wollen die Deutschen zu
schärferen Sanktionen gegen Iran zwingen ........... 63
Zigarettenindustrie: Die Raucherlobby kämpft
vor allem gegen sich selbst .................................... 67
Konjunktur: Der Aufschwung trotzt
dem starken Euro .................................................. 68
Pharmaindustrie: Rückschlag für die deutsche
Biotech-Hoffnung GPC – und die ganze Branche ... 70
Medien
Trends: ProSiebenSat.1 sucht Käufer
für Produktionssparte /
ZDF baut Abendprogramm um ............................. 72
Fernsehen: Vorschau / Rückblick ......................... 73
Internet: Russische Hacker attackieren die
Web-Seiten von Kreml-kritischen
Medien, Oppositionellen und Unternehmen ......... 74
Dokumentationen: TV-Dokumentation entlastet
die Paparazzi in Lady Dianas Todesnacht ............. 76
Steinmeier, Merkel, deutsche Soldaten in Afghanistan
Das Geschäft mit den Geiseln Seite 18
Seit den siebziger Jahren haben Terroristen immer wieder versucht, die
Bundesregierung durch Geiselnahmen zu erpressen. Politische Forderungen zu
erfüllen gilt als Tabu, Lösegelder in Millionenhöhe werden hingegen des Öfteren
gezahlt. Aber soll der Staat seine Bürger auslösen?
Kinder, Krippen und Karrieren
Seite 26
Die eine ist als siebenfache Mutter voll
berufstätig, die andere gab nach der
Geburt ihres Sohnes den Job auf.
Im SPIEGEL-Streitgespräch diskutieren
CDU-Bundesfamilienministerin Ursula
von der Leyen und Christa Müller (Die
Linke) über Krippen, Karriere und die
richtige Politik für Eltern und Kinder.
Müller, von der Leyen
USA greifen Hermes an Seite 63
Die US-Regierung fordert von Deutschland härtere Sanktionen
gegen Iran. Systematisch setzen Emissäre aus Washington Bun-
desregierung und Unternehmen unter Druck. Sie fordern ein
Ende der Hermes-Bürgschaften für Iran-Exporte, die Banken
sollen die Export-Finanzierung nicht mehr abwickeln.
Iranisches Containerschiff
Versteckte Attacken aus dem Internet Seite 74
Als moderne Cyber-Söldner machen
sich russische Hacker im Internet
breit. Unbemerkt kapern sie fremde
Rechner und verbinden sie zu riesi-
gen Bot-Netzen. Für eine Handvoll
Dollar legen sie damit auf Wunsch
dubioser Auftraggeber fast jede Web-
site lahm. Opfer sind westliche Firmen
und Systemkritiker in Russland.
Russische Hacker
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der spiegel
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Ausland
Panorama: Neue Hinrichtungswelle in Iran /
Nazi-Skandal in Estland? ....................................... 81
Frankreich: Sarkozy – der Störfall Europas .......... 84
Geiseln: Der bulgarische Arzt und gebürtige
Palästinenser Aschraf al-Hadschudsch über
seine Haftjahre in Gaddafis Foltergefängnissen ....... 87
Menschenrechte: Der Europäische
Gerichtshof in Straßburg wird von einer
Klageflut russischer Bürger überschwemmt .......... 90
USA: Der Kennedy-Clan sucht einen Erben .......... 92
Niederlande: Ende der bedingungslosen
Toleranz in einem Amsterdamer Stadtteil ............. 96
Global Village: In den Callcentern von
Pune müssen Inder wie Amerikaner klingen ........ 98
Sport
Szene: Profi-Boxverband-Präsident Eckmann
über Doping / Zwist um NBA-Profi Yi Jianlian .... 101
Paralympics: Wie sich Golfkriegsversehrte
auf die Behindertenspiele 2008 vorbereiten ......... 102
Wissenschaft · Technik
Prisma: Eis im Keller ersetzt die Klimaanlage /
Dialekte im Tierreich ........................................... 106
Archäologie: Britische Sondengänger
entdecken spektakulären Wikingerschatz ............ 124
Botanik: Papier, Designermode, Häuser –
der Bambus-Boom ............................................... 125
Biologie: Ein neuartiger Enzymreaktor
wandelt Pflanzenteile in Wasserstoff um ............. 126
Kultur
Szene: Constantin-Produktionschef Moszkowicz
über den Rauswurf von Volker Schlöndorff /
Documenta schlägt Biennale ............................... 129
Zeitgeist: In der Diskussion um
schärfere Sicherheitsgesetze offenbart sich ein
Generationenbruch .............................................. 132
Interview mit dem Psychoanalytiker
Micha Hilgers über die Grenzen der Scham ........ 134
Kino: Eine junge Generation von
Filmemachern entdeckt die Heimat neu ............... 136
Regisseur Marcus H. Rosenmüller
über die Renaissance des Heimatfilms ................. 136
Geistesgrößen (II): Die Stadttheoretikerin
Martina Löw und ihre unkonventionellen Thesen ... 138
Legenden: Vor 30 Jahren starb Elvis Presley,
der „King of Rock’n’Roll“ – eine Hommage ........ 140
Bestseller .......................................................... 143
Nachrufe: Zum Tode von Ulrich Mühe
und George Tabori .............................................. 144
Nahaufnahme: Schauspieler Thomas Thieme
wütet als Molière in Salzburg .............................. 145
Briefe ..................................................................... 6
Impressum, Leserservice ................................ 148
Chronik ............................................................... 149
Register ............................................................. 150
Personalien ........................................................ 152
Hohlspiegel /Rückspiegel ................................ 154
Titelbild: Illustration Rafal Olbinski für den SPIEGEL
Freigelassene Bulgaren in Sofia, Ehepaar Sarkozy
Sarkozys Alleingang Seiten 84, 87
Frankreichs Staatspräsident verspricht dem früheren Terror-
paten Gaddafi den Bau eines Atomkraftwerks und heimste
so ungeniert das Entgelt für die Befreiung der bulgarischen
Geiseln ein. Libyen war „für uns die Hölle“, beschreibt der
Arzt Aschraf al-Hadschudsch die acht Jahre Haft.
Das Ende der Privatheit Seite 132
Die Schäuble-Debatte macht klar, dass sich der größte Generationsgraben seit
Rock’n’Roll auftut: zwischen denen, die ängstlich ihre Privatsphäre abschirmen, und
den anderen, die Öffentlichkeit wollen, manchmal um jeden Preis.
Vom Schlachtfeld ins Stadion
Seite 102
Leutnant Melissa Stockwell verlor
2004 bei einem Angriff auf ihren Kon-
voi nach Bagdad das linke Bein. 2008
bei den Paralympics in Peking will sie
weiterkämpfen für ihr Land – diesmal
als Schwimmerin. Dort wird mindes-
tens jeder zehnte US-Athlet ein Vete-
ran aus dem Irak-Krieg sein.
Stockwell
Return to sender Seite 140
Vor 30 Jahren starb Elvis Presley, der „King“.
Anlässlich seines Todestags wird es nun Zeit,
Legenden und Mythen beiseitezuräumen und
daran zu erinnern, was Elvis, der 1956 mit
„Heartbreak Hotel“ seinen Durchbruch fei-
erte, am besten konnte: singen.
Volle Kraft voraus
Der Aufstieg der Popsängerin
Robyn vom Teeniestar zur
Chefin ihres eigenen Labels.
Außerdem im KulturSPIEGEL,
dem Magazin für Abonnenten:
Wie die Gagen der Synchron-
sprecher gedrückt werden.
Elvis (1968)
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Briefe
Das bisschen Engagement, das Clinton an
den Tag legt, ist nur ein Tropfen auf den
heißen Stein dessen, was er als Präsident an-
gerichtet beziehungsweise unterlassen hat.
Warum wollte er nicht während seiner
Amtszeit die Welt retten?
Pentling (Bayern)
„Was uns allen fehlt, auch den
Neoweltverbesserern, Ökoidealisten
und Unternehmersamaritern, ist
die Bereitschaft, zu verzichten und
unser Leben wirklich grundlegend
neu auszurichten.
Alexander Gruber
Die auf dem Titel abgebildeten fünf flie-
genden „Retter der Welt“ sind für mich
„Social Angels“. Wir als „Social Angels Stif-
tung“ haben gerade die Unternehmer im
Fokus, Menschen, die mit ihrer persönli-
chen Erfahrung und ihrem Kapital voran-
gehen. Ich möchte die Aussage von Bill
Clinton „Tun ist besser als reden“ nur da-
hingehend erweitern, dass für mich auch
die Umkehrung maßgebend ist, um den
Stellenwert der Kommunikation in beide
Richtungen zu unterstreichen. Es ist des-
halb sehr wichtig, da auch die jetzt entste-
henden Netzwerke nur so gut sein werden
wie die Menschen, die darin mitarbeiten.
Mundelsheim (Bad.-Württ.) Jürgen Röser
Social Angels Stiftung
Frank Herrmann aus Karlsruhe zum Titel
„Die Retter der Welt – Der Feldzug der Reichen gegen Armut,
Aids und Klimawandel“
SPIEGEL-Titel 30/2007
Ich verstehe überhaupt nicht, warum sich
erfolgreiche Afroamerikaner nicht in Stif-
tungen zusammentun, um auf dem Konti-
nent ihrer Väter zu helfen. Es gibt inzwi-
schen so viele reiche Afroamerikaner, aber
mir ist nur Oprah Winfrey bekannt, die in
Südafrika eine Mädchenschule gegründet
hat. Es wäre doch für Afroamerikaner an
der Zeit, das Unglück ihrer Vorfahren aus
heutiger Sicht als moralische Verpflichtung
zu betrachten, um als Spender oder Ent-
Verschrobene Schönfärberei
Nr. 30/2007, Titel: Die Retter der Welt – Der Feldzug der
Reichen gegen Armut, Aids und Klimawandel
Es wäre mir zuwider, die Welt von Leuten
gerettet zu wissen, die einen mehr oder we-
niger mickrigen Anteil ihres Vermögens
nun dazu benützen, ihr Seelenheil zu si-
chern, ihr Gewissen auf die Seite der Guten
zu befördern, ihre Ehrsucht mit dem „Grü-
nen Oscar“ zu befriedigen oder ihren ge-
schäftlichen Erfolg durch die in Mode ge-
kommene Erfolgsleiter „Sozialranking“
auszuweiten. Die von keinem Volk ge-
wählten Dagoberts können nun – meist in
vorgeschrittenem Alter – auf ihren weiß
Gott wie angehäuften Dukaten sitzend sich
auch noch mit unautorisierter Machtaus-
übung befriedigen. Wer weist dagegen den
Erdzerstörer Nummer eins in die Schran-
ken, nämlich den zu diesen privaten Reich-
tümern antreibenden Turbokapitalismus?
Bärnau (Bayern)
Die Stadt Hamburg hat mit Verlusten von
circa einer Million Euro ein Event wie die
„Life Earth Konzerte“ mitfinanziert. Mit
diesen Mitteln hätten Club- und Konzert-
stätten vor Ort am Leben erhalten bleiben
können. Wenn Unmengen von rockenden
Tuschkästen an die Elbe reisen, um auf die
Risiken der Erderwärmung hinzuweisen
und die Nachhaltigkeit anzupreisen, drückt
dies schon eine untrügliche Brechung in
der Logik aus. So was empfinde ich als ver-
schrobene Schönfärberei.
Göttingen
Heiko Nitzschke
Philanthropen Bill und Melinda Gates, Clinton
Kontraproduktive Schelte
Es fehlt ein Hinweis auf die Dimension der
Hilfen der vielen „kleinen“ privaten Spen-
der, ohne deren jahrzehntelange Aktionen
diese Themen nicht an die Öffentlichkeit ge-
langt wären. Sie sind politisch wichtig, weil
sie das Bewusstsein für Veränderungen zwi-
schen Arm und Reich in der Bevölkerung
schaffen. Wir haben uns gefragt, ob die be-
schriebenen „Privatinitiativen“ berühmter
Menschen oder Firmen nicht gerade die
Abwehrhaltung der Nationalstaaten – zumal
der Entwicklungsländer – gegenüber den
Uno-Programmen oder WTO legitimieren,
weil damit ja irgendetwas getan wird.
Minden (Nrdrh.-Westf.)
Thea und Alfred Loschen
Maximilian Schnurrer
Schelte für soziales Engagement ist kon-
traproduktiv. In Zeiten des Rückzugs der
öffentlichen Hand ist mehr und mehr ge-
meinschaftliches Denken und Handeln ge-
fordert. Das Steuerrecht sieht dies aus-
drücklich vor und soll Anreiz für prakti-
ziertes Sozialgewissen sein.
Bad Bederkesa (Nieders.)
wicklungshelfer ihren Brüdern und Schwes-
tern in Afrika mit ihrem Know-how Hilfe
zur Selbsthilfe zu vermitteln.
Hamburg
Bettina Hagen
Einige der Mitverursacher oder zumindest
Profiteure der skizzierten globalen Situa-
tion zeigen sich generös und geben von
ihrem akkumulierten Vermögen den Aus-
gebeuteten etwas ab. Das rechtfertigt nach
meinem Dafürhalten die niedergeschrie-
benen Lobeshymnen in keiner Weise!
Berlin
Peter Döscher
Die Herren Weltsanierer, die in ihrer ersten
Lebenshälfte einen globalen menschlichen
Misskredit erwirtschafteten, können sich
bis zu ihrem Ableben allenfalls davon be-
freien, ihn keinesfalls überwinden. Unsere
Nationen bleiben sich eine weltumspan-
nende Gerechtigkeit weiterhin schuldig.
Berlin
Oliver Kriebel
Vor 50 Jahren der spiegel vom 31. Juli 1957
Deutsch-schweizerische Beziehungen Im „Geschäft auf Gegenseitig-
keit“ wird Friedrich Holzapfel Botschafter in Bern. DDR-Propaganda
Bezichtigung des Nato-Generals Hans Speidel, 1934 an einem Attentat
auf den König von Jugoslawien teilgenommen zu haben. Arbeitszeit-
Verlängerung Für Gewerkschaftsangestellte sind 60 Stunden zumutbar.
Bundeswehr Ungewohnt liebevolle Töne. Atombombe Uneinigkeit bei
Strahlungstests. Architektur Walter Gropius begeistert mit „Südküchen“.
Martin Mense
„Die Retter der Welt“ sind nicht die Clin-
tons, Gates und Soros. Die Retter der Welt
sind die 6,5 Milliarden Menschen auf Pla-
net Erde. Nur wenn sie anfangen, die Um-
welt zu schützen, kann die Mission der
Großen erfolgreich sein. Ohne das Mit-
wirken vieler bleibt der „Feldzug der Rei-
chen“ nur eine kleine Pilgerfahrt.
Tübingen (Bad.-Württ.)
Diese Artikel sind im Internet abzurufen unter www.spiegel.de
oder im Original-Heft unter Tel. 08106-6604 zu erwerben.
Titel: Frankreichs Ministerpräsident Maurice Bourgès-Maunoury
Christian Berg
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