Der Spiegel 2011.29.pdf

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Ciao bella!
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einem Teller Spaghetti liegt ein schwarzer Revolver, das Fenster im Hinter-
grund zieren Einschusslöcher. Die Titelzeile „Entführung, Erpressung, Straßen-
raub – Urlaubsland Italien“ verheißt einen wenig schmeichelhaften Report über
ein Land, das durch Taschendiebe und Mafiosi im kriminellen Chaos zu versinken
drohte. Die Empörung über den SPIEGEL war groß in Italien, allein der „Corriere
della Sera“ blieb gelassen: Die Spaghetti seien „zu weich gekocht“. Als Fiona
Ehlers, 41, SPIEGEL-Korre-
spondentin in Rom, jetzt zu
Recherchen durchs Land reis-
te, wurde sie „überall auf
den Titel von 1977 angespro-
chen“. Ein kreativer Neapo-
litaner regte an, angesichts
der Sexskandale um Minis-
terpräsident Silvio Berlus-
coni, 74, statt des Revolvers
einen roten Seidenslip auf
den Pastateller zu legen. Für
die aktuelle Titelgeschichte
hat sich Ehlers mit den früheren Rom-Korrespondenten Alexander Smoltczyk, 52,
und Hans-Jürgen Schlamp, 60, zusammengetan. Die SPIEGEL-Leute beschreiben
den „Niedergang des schönsten Landes der Welt“ (Ehlers), das nicht nur wegen
der maroden Staatsfinanzen reif für einen Regierungswechsel ist. Der US-Maler
Dan Adel, 48, hat für das Titelbild dem Gondoliere Berlusconi Vertrautes zu Füßen
gelegt: den Spaghettiteller von 1977 mit dem schwarzen Revolver (Seite 70).
Ehlers in Palermo, SPIEGEL-Titel 31/1977
Deutschlands erfolgreichsten Internetdetektiven ins Gespräch zu kommen.
Die Frauen und Männer hatten auf den Seiten von GuttenPlag und VroniPlag die
Doktorarbeiten prominenter Politiker als plumpe Plagiate entlarvt und Verteidi-
gungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, 39, zu Fall gebracht. Die Rechercheure
legen auf Anonymität beinahe so viel Wert wie Geheimagenten. „Telefone spielen
in der Welt dieser Menschen kaum eine Rolle“, sagt Würger. Dutzendfach versuchte
er in Chats, die Plagiatsjäger zu einem Hintergrundgespräch zu bewegen, einige
sagten schließlich zu. Würgers Fazit nach seinen Treffen auf einem Golfplatz, in
einem Feinschmeckerrestaurant, unter einem Apfelbaum im Rheinland und in
einer schäbigen Studentenkneipe: „Den meisten geht es nicht um Politik, sie wollen
Betrüger überführen und den Ruf der Wissenschaft wahren“ (Seite 36).
und den Widerstand? „Dein SPIEGEL“, das Nach-
richten-Magazin für Kinder, lässt in seiner an diesem Diens-
tag erscheinenden Ausgabe Berthold von Stauffenberg, 77,
aus seiner Kindheit erzählen. Er war zehn Jahre alt, als
sein Vater Claus Schenk Graf von Stauffenberg am 20. Juli
1944 ein Attentat auf Adolf Hitler verübte; der Sohn be-
richtet, wie er von der Tat erfuhr. Außerdem im Heft:
Wissenschaftler enträtseln das Leben der ägyptischen Kö-
nigin Kleopatra. Und: Kinder befragen Bahn-Chef Rüdiger
Grube, warum die Bahn so oft zu spät kommt.
Im Internet: www.spiegel.de
DER SPIEGEL 29/2011
3
H aus m itteilung
18. Juli 2011 Betr.: Titel, Promotionen, „Dein SPIEGEL“
D as SPIEGEL-Titelbild vom 25. Juli 1977 wirkte, zugegeben, martialisch. Auf
M ehrere Wochen lang chattete SPIEGEL-Redakteur Takis Würger, 26, um mit
W ie erklärt man Mädchen und Jungen die NS-Zeit
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In diesem Heft
Titel
Was wird aus Italien?
Wie Silvio Berlusconi sein Land ruiniert ........ 70
Deutschland
Panorama: Deutschland fördert U-Boot-Verkauf
an Israel / Im Entführungsfall Maria Bögerl gerät
die Polizei nach dem Selbstmord des Witwers
unter Druck / Koch-Mehrin legt Widerspruch
gegen Aberkennung des Doktortitels ein ........ 15
Europa: Konflikt um die Europa-Politik .......... 20
Euro: Die Regierung prüft Pläne für einen
Schuldenschnitt Griechenlands ...................... 22
Essay: Angela Merkel findet keine
guten Worte für ihre Politik ........................... 24
FDP: SPIEGEL-Gespräch mit Vizekanzler
Philipp Rösler über seine Herkunft und
Migranten in Deutschland .............................. 26
Bundesnachrichtendienst: Geheimnisverrat auf
der Großbaustelle in Berlin ............................ 32
Parteien: Die Probleme der Piratenpartei mit
der direkten Demokratie im Netz .................. 34
Internet: Wer verbirgt sich hinter den
Plattformen, die Doktorarbeiten von Politikern
als Fälschungen enttarnen? ............................. 36
Sozialdemokratie: Die Bürger halten wenig
von Sigmar Gabriels Basisdemokratie ............ 39
Arbeitsrecht: Wer Missstände anprangert,
riskiert die Kündigung .................................... 40
Verbrechen: Warum ein pädophiler Serienmörder
fast zwei Jahrzehnte unerkannt blieb ............. 42
Baden-Württemberg: Neue Köpfe, altes
Lagerdenken – die Wahl des Landesvorsitzenden
dokumentiert die Personalnot der CDU ......... 46
Merkel mit Präsident Sarkozy (l.)
Europa: Merkels Schlingerkurs Seite 20
Die Zukunft Europas wird zum Streitfall in der Union. Während Angela
Merkel auf die Euro-Krise eher sprunghaft reagiert, verlangen viele
Parteifreunde ein klares Bekenntnis zur EU. Die CSU nutzt die Verwir-
rung, um mit Sprüchen gegen Brüssel auf Wählerfang zu gehen.
Der Ergo-Krimi Seite 58
Wer steckt hinter der Serie von peinlichen Enthüllungen über Missstände
beim Versicherungskonzern Ergo? Das Unternehmen sieht sich als Opfer
eines großen Komplotts – zu Recht?
Gesellschaft
Szene: Wie die Cricket-Nationalmannschaft
Afghanistans zum Weltfrieden beitragen
möchte / Die dubiose Anziehungskraft eines
menschlichen Körpers .................................... 48
Eine Meldung und ihre Geschichte – wie eine
Mutter ihrem Sohn half, ein Erpresser
zu werden ...................................................... 49
Atomkraft: In Tennessee wird das vorerst
letzte Kernkraftwerk der USA gebaut – trotz
gravierender Sicherheitsmängel ..................... 50
Ortstermin: Auf dem Marktplatz von Xanten
versucht die Bundesregierung, ihre Politik
zu erklären ..................................................... 55
Murdochs Imperium wankt Seite 128
Nach der Abhöraffäre seines britischen Skandalblatts „News of the World“
gerät Rupert Murdoch auch in den USA unter Druck. Der Medien-Tycoon
bemüht sich um Schadensbegrenzung, sein Lebenswerk steht auf dem Spiel.
Wirtschaft
Trends: Gazprom hofft auf Merkels Hilfe / Ärzte
diskriminieren Kassenpatienten / Staatsanwälte
schonen BayernLB-Vorstände ........................ 56
Affären: Der Versicherer Ergo sieht sich als
Opfer eines Komplotts ................................... 58
Staatsfinanzen: Wie gerecht ist das
Steuerabkommen mit der Schweiz? ............... 63
Immobilien: Der Skandal um die größte
Bauruine der Republik kommt vor Gericht .... 64
Verbraucherschutz: Ein neues Internetportal
verärgert die Lebensmittelindustrie ............... 66
Vom Streber zum Glamour-Boy Seite 96
Der Brite Lewis Hamilton,
Weltmeister von 2008, hat
in der Formel 1 so rasant
Karriere gemacht wie kein
anderer Rennfahrer. Nun
inszeniert er sich wie ein
Popstar. Beraten wird er
neuerdings von Simon
Fuller, Ex-Manager der
Spice Girls und Erfinder ei-
ner Castingshow. Hamilton
orientiert sich am Erfolg
der Fußball-Ikone David
Beckham – auch den hat
Fuller groß gemacht.
Ausland
Panorama: Russische Neonazis verehren
muslimischen Tschetschenen-Führer /
Die Hauptstadt des Wüstenstaats Mauretanien
droht zu versinken ......................................... 68
Enthüllungen: Bradley Mannings
Chatprotokolle ............................................... 81
Hamilton, Lebensgefährtin Nicole Scherzinger
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DER SPIEGEL 29/2011
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USA: Im Haushaltsstreit spielen die
Republikaner mit der Zukunft
des Landes ..................................................... 82
Ägypten: SPIEGEL-Gespräch mit Außenminister
Mohammed al-Orabi über die Revolution von
Kairo und das Verfahren gegen Ex-Präsident
Husni Mubarak .............................................. 84
Justiz: Widerstand gegen die Todesstrafe
in den USA ..................................................... 86
Russland: Rätsel um das Regierungs-Tandem ... 88
Afrika: Nach der Dürre kommt der Hunger .... 90
Global Village: Ein Luxushotel im Zentrum
des Nahost-Konflikts ...................................... 94
Flüchtlingskind in Kenia
Sport
Szene: Die frühere Weltfußballerin Mia
Hamm über die Errungenschaften der
Weltmeisterschaft / Iranische WM-Reporterin
der Deutschen Welle in Teheran inhaftiert ..... 95
Autorennen: Rebell und Popstar – die schillernde
Karriere des Rennfahrers Lewis Hamilton ..... 96
Zeitgeschichte: „Sportverräter“ – über
600 DDR-Athleten flohen in den Westen ....... 99
Afrikas Tragödie Seite 90
Wegen extremer Dürre hungern am Horn von Afrika Millionen
Menschen, Zehntausende fliehen. Der Anfang einer großen Tragödie
zeichnet sich ab: Der Uno-Hochkommissar für Flüchtlinge sieht
die „schlimmste humanitäre Katastrophe dieser Zeit“ heraufziehen.
Wissenschaft · Technik
Prisma: Warum sich Torhüter beim Elfmeter
häufiger nach rechts werfen / Pilotenfehler
führten zum Absturz der Lufthansa-
Frachtmaschine in Riad ................................ 100
Archäologie: Im bayerischen Untergrund
existieren jahrhundertealte Tunnelanlagen –
doch niemand kennt ihre Erbauer ................ 102
Medizin: Wie es zur tückischen
Darmkrankheit Morbus Crohn kommt ......... 106
Internet: Google hat ein soziales Netzwerk
für Erwachsene geschaffen ........................... 108
Tiere: Das letzte seiner Art – der qualvolle
Tod eines Nashorns in Vietnam .................... 109
Kampf um den Kreml Seite 88
Moskaus Elite rätselt, wer ab 2012 das Land führen wird. Kandidiert Präsident
Medwedew für eine zweite Amtszeit? Oder kehrt sein Vorgänger Putin
zurück? Von einer Fortsetzung des Tandems halten die meisten Russen nichts.
Geheimgänge in Bayerns Unterwelt Seite 102
Bayern ist durchlöchert: Unter der Erdoberfläche existieren Hunderte Tunnel-
anlagen, deren Erbauer und Zweck niemand kennt. Jetzt wollen Archäologen
das Rätsel der mindestens 800 Jahre alten Geheimgänge lösen.
Kultur
Szene: Schön und stimmstark, die britische
Soul-Sängerin Joss Stone / Was wird aus
Erich Maria Remarques Villa im Tessin? ....... 110
Dissidenten: Ai Weiwei, Chinas
prominentester Regimekritiker, spricht
über seinen langen Weg zur Kunst
und das Scheitern der Kommunisten ............ 112
Auszüge aus dem Blog Ai Weiweis ............... 118
Bestseller ..................................................... 116
Intellektuelle: Marshall McLuhan, der
Visionär des Medienzeitalters, sah auch
schon dessen Schwächen voraus ................... 120
Musik: SPIEGEL-Gespräch mit Nike Wagner
über ihre Vorfahren Franz Liszt und Richard
Wagner und die Nibelungentreue ihrer Familie
zu Adolf Hitler .............................................. 122
Literaturkritik: Maja Haderlaps preisgekrönter
Familienroman „Engel des Vergessens“ ......... 125
Der unbekannte Ai Weiwei
Seiten 112, 118
Er ist die prominenteste
Symbolfigur für den Pro-
test gegen das Regime in
China. Ai Weiweis Biogra-
fie ist jedoch nahezu unbe-
kannt. Jetzt erscheint ein
Interview-Buch, in dem Ai
Auskunft gibt – über seine
Kindheit, die Verbannung
des Vaters und seine Zeit in
New York, als er Warhol
und Jasper Johns für sich
entdeckte. Außerdem über-
setzt: Auszüge aus seinem
provokanten Blog.
Medien
Trends: Die Mär vom schönen Sommer / Bei
den Tageszeitungen droht ein langer Streik ... 127
Skandale: Rupert Murdoch kämpft um sein
Lebenswerk .................................................. 128
Ai vor Warhol-Selbstporträts in New York 1988
Briefe ............................................................... 8
Impressum, Leserservice .............................. 132
Register ........................................................ 134
Personalien ................................................... 136
Hohlspiegel / Rückspiegel ............................. 138
Titelbild: Illustration Dan Adel für den SPIEGEL
DER SPIEGEL 29/2011
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Briefe
„Es spiegelt den Menschen
Helmut Kohl:
Die Spendenaffäre – weggedrückt.
Die Söhne – ignoriert.
Der Tod der Frau – ausgeblendet.
Armer alter Mann!“
Dr. Rudolf Holzapfel aus Augsburg zum Titel „Die Familie Kohl –
Ein deutsches Drama“
Ähnlich wie bei Willy Brandt zeigt das
Drama um Kohl eines wohl deutlich auf:
Historische Größe und menschliche Grö-
ße sind zwei vollkommen unterschied-
liche Kategorien.
POTSDAM
MARTIN HENNIGER
Männer und Frauen in Spitzenstellungen,
mit höchster politischer oder wirtschaft-
licher Verantwortung, müssen Defizite im
Familienleben in Kauf nehmen, die nicht
alle und immer aufgefangen werden kön-
nen. Der Vollblutpolitiker Kohl hat unter
Verzicht auf privates Durchschnittsglück
und Einschränkung seiner Altersgesund-
heit für unser Vaterland Großes geleistet.
Sein privates Leben gehört ihm und sei-
nem Gewissen – das Drama ist die Art des
öffentlichen Umgangs mit diesem Leben
durch Söhne und Medien.
HAMBURG
SPIEGEL-Titel 28/2011
Nr. 28/2011, Die Familie Kohl –
Ein deutsches Drama
Bis zum bitteren Ende
Helmut Kohl war unnachahmlich ge-
schickt darin, seinen geradezu brutal ge-
hüteten Machtanspruch mit Hilfe seines
heilen Familienlebens und dem bewusst
gepflegten Saumagen-Image zu kaschie-
ren. So konnte sein bedrohlicher Weg-
beiß-Reflex für alles, was ihn subjektiv
von intellektueller und journalistischer
Seite zu bedrohen schien, in den 16 Jah-
ren seiner Kanzlerschaft mehr kulturellen
Schaden anrichten, als man damals wahr-
haben wollte.
MÖNCHENGLADBACH
gesorgt hat. Als er zu Beginn der Achtziger
im Namen der „freiheitlich-demokrati-
schen Grundordnung“ die „geistig-morali-
sche Erneuerung“ ausrief, versank die
BRD gerade bis zum Hals im Flick-Spen-
denskandal. Seine Karriere als erster Spieß-
bürger des Landes beendete er folgerichtig
in der zweiten Spendenaffäre, als er per
„Ehrenwort“ seine von der Verfassung
vorgegebenen Kanzlerpflichten preisgab.
PARIS
SIEGFRIED F. STORBECK
HANS-GEORG HERMAN
Wer selbst erlebt hat, was es bedeutet, ei-
nen schwerbehinderten Partner umfas-
send zu stützen, der hat Verständnis für
die womöglich als einseitig und übertrie-
ben empfundene Dankbarkeit dessen, der
diese Hilfe anzunehmen gezwungen ist;
aber für den Betroffenen zählt jetzt allein
die Gegenwart mit diesem Partner. Da
sollten die Angehörigen ihre Animositä-
ten und Ressentiments gründlich überprü-
fen. So könnten die beiden Söhne Kohls
souverän beweisen, dass sie hinsichtlich
der emotionalen Intelligenz ihrem Vater
womöglich überlegen sind.
SAARBRÜCKEN
GREGOR ORTMEYER
Millionen Töchter und Söhne haben sich
von ihren unvollkommenen Eltern eman-
zipiert, Millionen Frauen von ihren man-
gelhaften Männern. Den Kohls ist das nicht
gelungen, das ist weder tragisch, noch ver-
dient es Respekt, Mitleid oder Sympathie.
MAINZ
BERND REUTLER
Kohl-Söhne Peter, Walter bei Gedenkfeier
Ablassventil aufgestauter Aggressionen
Anstatt sich damit zu beschäftigen, wie
schwer es für Spitzenpolitiker ist, Politik
und Familienleben zu verbinden, wird
eine Räuberpistole gestrickt, die krampf-
haft eine Familiensaga à la „Dallas“ oder
„Guldenburgs“ konstruieren soll.
MELLE (NIEDERS.)
DIRK RESÜHR
Für die Söhne Kohls ist der Vater im Ren-
tenalter zu einer Art Ablassventil aufge-
stauter Aggressionen avanciert, weil sie
nicht so scheinbar unbeschwerte Kind-
heitstage verleben durften wie andere.
Dramatisch sehe ich bloß den physischen
und geistigen Zerfall dieses einst so mäch-
tigen Berufspolitikers. Ihm fehlte es an
Vertrauenswürdigkeit, Überzeugungs-
kraft und menschlicher Wärme. Die Fä-
higkeit, sich in die Rolle anderer Men-
schen zu versetzen, ging ihm völlig ab.
BRAKEL (NRW)
Viermal hatte ich Gelegenheit, Helmut
Kohl zeichnerisch festzuhalten, vor dem
Untersuchungsausschuss zur CDU-Spen-
denaffäre. Tauchte die mächtige Gestalt
des Oggersheimers auf, entstand jene
Welle, in deren Sog Menschen und Appa-
rate wie Trabanten um einen Planeten
kreisen. Nahm er am Zeugentisch Platz,
schüchterte er allein schon durch Masse
ein. Beim ersten Auftritt am 29. Juni 2000
nahm er die obligatorische Frage nach
früherer Tätigkeit vorweg: „Mein Beruf? –
Bundeskanzler a. D.“
HAMBURG
VOLKER GEILE
HUBERTUS WULF
Walter Kohls Buch ist keine Abrechnung
und keine Klage. Er hat es geschafft, seine
schwierige Jugend aufzuarbeiten und eine
reife, versöhnliche Grundhaltung einzuneh-
men. Dafür gebührt ihm Respekt und An-
erkennung. Dass es in jüngster Zeit zu Strei-
tereien mit seinem Vater kommt, steht
nicht im Widerspruch zu dieser Leistung:
Es ist ein Zeichen seines Erwachsenseins.
BERLIN
TILMAN DEHNHARD
CHRISTINE BOER
GERICHTSZEICHNERIN
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Wenn das eine verspätete Rache am heim-
lichen SPIEGEL-Leser Kohl gewesen sein
sollte, ist es komplett danebengegangen.
WIESBADEN
WALTER WALENZIAK
Titel Italien in der Euro-Krise – muss Berlusconi zurück-
treten?
Europa Verrät Angela Merkel das Erbe Helmut Kohls?
Kohls einziges Verdienst besteht darin, dass
er Westdeutschland zurück in Adenauers
Spießer-Republik gebeamt und für 20 Jahre
Verspätung in der politischen Entwicklung
China Kann sich der Künstler Ai Weiwei im kommunis-
tischen System behaupten?
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DER SPIEGEL 29/2011
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Zgłoś jeśli naruszono regulamin