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Der Preis der Überheblichkeit
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DAS DEUTSCHE NACHRICHTEN-MAGAZIN
Hausmitteilung
29. September 2008
Betr.: Titel, Medizin, Film, SPIEGEL SPECIAL
D ie US-Finanzkrise beschäftigt den SPIEGEL schon weit über ein Jahr in Ana-
lysen, Reportagen und Titelgeschichten – oft mit warnenden Hinweisen darauf,
dass die Dramatik sich noch verschärfen könnte. Doch die jüngsten Bankenpleiten und
hektischen Interventionen stellen alles in der Nachkriegsgeschichte Erlebte in den
Schatten. Es brachen nicht nur Geldinstitute zusammen, sondern es starb auch der
Glaube neoliberaler Ideologen, die freien Kräfte eines deregulierten Marktes würden
alles regeln. Ein großes Team von SPIEGEL-Redakteuren suchte im Epizentrum des
Bebens an der New Yorker Wall Street ebenso nach Spuren wie im Finanzzentrum der
Londoner City und in Berlin, wo die SPIEGEL-Redakteure Wolfgang Reuter, 43, und
Thomas Tuma, 44, am Donnerstagabend Bundesfinanzminister Peer Steinbrück, 61,
trafen. Obwohl seine Amtskollegen in Washington und London seine Forderung nach
größerer Kontrolle der Finanzdienstleister stets
belächelt hatten, ließ er sich im SPIEGEL-Ge-
spräch kein Triumphgefühl anmerken; die Lage
mag dafür zu ernst sein. Steinbrück beschreibt,
was in diesen Tagen wohl zu Ende gehen wird:
die Gier und die Arroganz amerikanischer
Prägung, das bislang westlich geprägte Finanz-
system – aber auch die Hoffnung, das Debakel
werde an der deutschen Realwirtschaft spurlos
vorüberziehen (Seite 20).
Reuter, Steinbrück, Tuma
einem tückischen Gendefekt, leidet, fiel SPIEGEL-Reporter Bruno Schrep, 62,
zunächst nichts auf. Die zweieinhalb Jahre alte Katharina war quirlig und lachte viel,
erst später bemerkte Schrep, dass sie die Treppe zu ihrem Kinderzimmer zwar hoch-,
aber ohne Hilfe nicht heruntergehen konnte. Der Weg hinab war für sie schwieriger,
weil er dem Gehirn eine besondere Koordination abverlangt. Manche Rett-Patien-
tinnen wie Anne, 17, sind auf einen Rollstuhl angewiesen, andere können plötzlich
nicht mehr sprechen, laufen oder zupacken. Die Krankheit ist in der Bevölkerung wie
unter Ärzten weitgehend unbekannt und wird deswegen oft nicht erkannt. Die Dia-
gnose, so Schrep, sei „ein schwerer Schicksalsschlag für die Kinder und deren Eltern,
an dem manche Ehe zerbricht“ (Seite 132).
wenig schmeichelhaft: Ein Trickser und Täuscher sei da am Werk gewesen, ein
Kriegstreiber gar, heißt es. Der Regisseur Oliver Stone, 62, von jeher einer der lei-
denschaftlichsten Gegner des US-Präsidenten, dreht nun unter dem Titel „W.“ einen
Film über dessen Leben, und es verwundert nicht, dass das Werk, so SPIEGEL-
Redakteur Lars-Olav Beier, 43, „eine Polit-Satire wird“. Am Set in Shreveport im
US-Bundesstaat Louisiana erlebte Beier das Filmteam „als eine verschworene
Gemeinschaft, die ihrem heißgeliebten Feind einen würdigen Abschied aus dem
Weißen Haus bereiten will“ (Seite 146).
Türkei Ehrengast ist, präsentiert die politische und kulturelle
Vielfalt des Landes. In dem Heft, das ab Dienstag im Handel ist,
kommen unter anderem der Romancier Ya≈ar Kemal, 85, der in
Hamburg aufgewachsene Regisseur Fatih Akin, 35, und Christoph
Daum, 54, mit seinen Erfahrungen als Trainer am Bosporus zu
Wort. Auf 40 Seiten stellt SPIEGEL SPECIAL zudem die wichtigs-
ten neuen Bücher des Herbstes vor.
Im Internet: www.spiegel.de
der spiegel
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B ei seiner ersten Begegnung mit einem Mädchen, das unter dem Rett-Syndrom,
U rteile, die Kritiker über die Präsidentschaft von George W. Bush, 62, fällen, sind
D as SPIEGEL SPECIAL zur Frankfurter Buchmesse, auf der die
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In diesem Heft
Titel
Wie die Finanzkrise den Kapitalismus und die
Welt verändern wird ............................................. 20
Worin unterscheidet sich die
Große Depression 1929 von der heutigen Krise? ..... 26
SPIEGEL-Gespräch mit Finanzminister Peer
Steinbrück über die Schuldigen des Desasters ...... 33
Deutschland
Panorama: Rechnungshof kritisiert Schäubles
Abhörpläne / Zypries streitet mit Landesjustiz-
ministern / Fischers neuer Job in Amerika ............ 15
Parteien: Die alltäglichen Bündnisse von
CDU und Linken im Osten ................................... 36
Thüringens Sozialministerin Christine
Lieberknecht über den schwierigen Umgang der
Union mit der eigenen DDR-Vergangenheit .......... 39
SPD: Die Partei-Linke will ihren Einfluss
in der Fraktion ausbauen ...................................... 40
Entwicklungspolitik: Geberstaaten und
Philanthropen sorgen für Konfusion in der 3. Welt 42
Medizinethik: Die Union will mit der
Neuregelung der Spätabtreibung ihr
konservatives Profil schärfen ................................ 44
Essay: Wie erpressbar ist ein Staat, der
Lösegeld für Entführte bezahlt? ............................ 46
Umwelt: Kanzlerin Merkels neue Strategie
zum Schutz der Meere .......................................... 48
Terrorismus: Der Zustrom deutscher Freiwilliger
ins Lager der Selbstmordattentäter geht weiter ..... 50
Bildung: Die türkische Mittelschicht gründet
in Deutschland Privatschulen ................................ 52
Zeitgeschichte: Viele Länder verweigerten
der Bundesregierung während der Entführung
der Lufthansa-Maschine „Landshut“ 1977 die
Unterstützung – aus Angst vor der RAF ............... 54
Geheimdienste: Wie die Stasi falsche Spuren
zum Papst-Attentat legte ....................................... 56
Prominente: Entging Prinz Ernst August
einer Freiheitsstrafe dank eines heimlichen
Deals mit der Staatsanwaltschaft? ......................... 58
Gesellschaft
Szene: Teure Fan-Artikel vom BND / Autor
Thomas Widmer über die Faszination
des Wanderns ........................................................ 61
Eine Meldung und ihre Geschichte – ein Bettler
in Bangladesch fordert einen Mindestlohn ............ 62
Prominente: Mit Hilfe eines deutschen
Bordellbesitzers möchte sich das Busenwunder
Pamela Anderson neu erfinden ............................. 64
Ortstermin: Fraktionssitzung der Linken
im Hessischen Landtag .......................................... 70
Wirtschaft
Trends: Spionierte die Telekom auch E-Mails
aus? / Rechnungshof kritisiert Bankenaufsicht /
VW kann Porsche ausbremsen .............................. 72
Konzerne: Dem Kaufhaus- und Touristik-
Imperium Arcandor droht die Zerschlagung ......... 74
Autoindustrie: Umweltminister Sigmar Gabriel
über verschärfte EU-Abgasnormen ....................... 78
Erbschaftsteuer: Familienunternehmen
bereiten sich auf die Flucht vor dem Fiskus vor .... 80
Wasser: Fällt das Monopol der Versorger? ........... 95
Medien
Trends: Ex-RTL-Boss Helmut Thoma über eine
Neudefinition werberelevanter Zielgruppen /
„taz“-Chefin wollte Interview verhindern ............ 96
Fernsehen: Vorschau / Rückblick ........................ 97
TV-Konzerne: Wie Heuschrecken
ProSiebenSat.1 ausnehmen ................................... 98
Zeitgeschichte: Der Sat.1-Zweiteiler
„Wir sind das Volk“ zum Mauerfall ..................... 100
Paulson, Bernanke, Steinbrück (u.)
Das Ende der Arroganz Seiten 20, 33
Die Bankenkrise erschüttert die ökonomische und politische Vor-
machtstellung der USA. Die Ära des arroganten Turbokapitalismus
geht zu Ende. „Da ist einiges aus den Fugen geraten“, sagt Finanz-
minister Peer Steinbrück im SPIEGEL-Gespräch.
CDU: Stille Bündnisse mit der Linkspartei
S. 36
Mit einem Papier zur Lage in Ostdeutsch-
land wollte die CDU-Spitze SPD und Lin-
ke vorführen. Doch die Verbalattacken
auf die Linke und eine Art Kontaktverbot
erzürnen Ost-CDUler. Denn im Osten
arbeiten Unionspolitiker und Linke oft
Hand in Hand.
CDU-Politiker Merkel, Althaus, Böhmer
Arcandor vor dem Ausverkauf Seite 74
Immer wieder hat sich Arcandor-
Chef Thomas Middelhoff gegen
die Zerschlagung seines Konzerns
gewehrt. Doch die Sanierung von
Karstadt kommt nicht voran. Un-
ter dem Druck der Banken hat
Middelhoff nun kapituliert: Er
muss Teile seines Handels- und
Touristik-Imperiums verkaufen.
Karstadt-Filiale
Die neue Pamela Seite 64
Das Sexsymbol Pamela Anderson sucht ein anderes
Image. Dafür nimmt es an einer Autorallye teil, die
von einem deutschen Bordellkönig organisiert wird –
und karitativen Zwecken dienen soll.
Anderson
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Russischer Raketenkreuzer „Moskwa“ im ukrainischen Sewastopol
Ausland
Panorama: Mazedonische Amtshilfe bei der
Masri-Entführung? / Machtprobe der Hisbollah ... 102
Irak: SPIEGEL-Gespräch mit dem US-General
David Petraeus über die verbesserte Lage
in Bagdad und die Lehren für Afghanistan .......... 104
Südafrika: Die ungewisse Zukunft des
ANC-Präsidenten Jacob Zuma ............................ 108
Pakistan: Der neue Feind der Anwälte ............... 110
Großbritannien: David Cameron und der
Kurswechsel der Tories ........................................ 114
Ukraine: Russland kämpft erbittert um die
Schwarzmeerstadt Sewastopol ............................. 116
Global Village: Wie die Krise
unter Londons Finanzjongleuren wütet ............... 120
Sport
Szene: Keine Schwimmanzüge mehr von Nike /
Knebelverträge für Frauen-WM ........................... 123
Schach: SPIEGEL-Gespräch mit Weltmeister
Viswanathan Anand über den Titelkampf gegen
Wladimir Kramnik ............................................... 124
Fußball: Frauen an der Spitze bei
italienischen Erstliga-Clubs .................................. 128
Wissenschaft · Technik
Prisma: Die Hintergründe der Wikinger-Raubzüge /
Hotels umweltfreundlicher als Fincas .................. 130
Medizin: Wenn scheinbar gesunde Mädchen
das Laufen und Sprechen verlernen –
die tückische Genkrankheit Rett-Syndrom ........... 132
Psychologie: Warum Amokläufer
kaum zu stoppen sind .......................................... 138
Computer: Die Gelände-Maus von Microsoft ..... 139
Gesundheit: Gefährliches Augenmedikament .... 140
Verkehr: Mit Dreiradrollern will Piaggio
den deutschen Markt erobern .............................. 142
Kultur
Szene: André Hellers Kindheitserinnerungen /
Ausstellungen über Künstler als Kultfiguren ........ 144
Kino: Regisseur Oliver Stone verfilmt das
Leben von George W. Bush als Polit-Satire ......... 146
Bestseller ........................................................... 151
Literatur: Thomas Brussig über den Vorwende-
Roman „Der Turm“ von Uwe Tellkamp .............. 152
Theater: Der Bestseller „Feuchtgebiete“
als witziges Bühnenstück ..................................... 156
Biografien: Klaus Harpprechts Lebens-
betrachtung der Marion Gräfin Dönhoff .............. 158
Essay: Der Anfang vom Ende des
amerikanischen Kapitalismus .............................. 160
Showgeschäft: Bette Midler über ihre Karriere 162
Nahaufnahme: Die Legende Leonard Cohen
auf Welttournee ................................................... 166
Kampf um die Krim Seite 116
Droht eine Wiederholung des georgischen Szenarios auf der ukrainischen Schwarz-
meerhalbinsel? Eine Million Russen leben dort, und in Sewastopol ist die Schwarz-
meerflotte des Kreml stationiert – offiziell bis 2017. Die Ukrainer hoffen auf deren Ab-
zug, möglicherweise vergebens. Denn für Moskau bleibt die Krim russisches Kernland.
Schauspiel Schach Seite 124
Zehn Stunden täglich trainiert der Schach-Weltmeister
Viswanathan Anand für sein Titelduell mit dem Russen
Wladimir Kramnik. Im SPIEGEL-Gespräch erklärt der
Inder, wie wichtig es ist, am Brett seine Emotionen zu
kontrollieren. „Schach“, sagt er, „ist Schauspielerei.“
Anand
Unheimlicher Gendefekt Seite 132
Anfangs wirken sie noch ganz gesund – doch dann verlernen die jungen Mädchen
das Laufen und Sprechen: Bis zu 4000 Betroffene in Deutschland leiden unter dem
unheimlichen Rett-Syndrom. Die Genkrankheit wird häufig erst spät erkannt.
Bette Midler erobert Las Vegas
Seite 162
Briefe ..................................................................... 6
Impressum, Leserservice ................................ 168
Register .............................................................. 170
Personalien ........................................................ 172
Hohlspiegel /Rückspiegel ................................ 174
Titelbild: Foto A1Pix Ltd.
Kürzlich hat die amerika-
nische Entertainerin Bette
Midler ein zweijähriges
Konzertmarathon in Las
Vegas begonnen. Ein Ort,
der lange nicht so verrucht
ist wie sein Ruf, so ver-
rät sie im SPIEGEL-Inter-
view: „Sehr konservativ,
eine Stadt, in der vor al-
lem Familien unterhalten
werden sollen – nackte
Haut ist tabu.“
Staatstragend
Wer heute in der Politik Vor-
denker sein will, muss sich
auch wie einer kleiden. Au-
ßerdem im KulturSPIEGEL:
Gefahr oder Chance – die Zu-
kunft des E-Books; Boom der
Shopping-Center in der City.
Midler (M.)
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Briefe
„Weibliche Emanzipation kann nicht
bedeuten, die Spielregeln der Männer,
so gut es eben geht, zu erlernen
und nachzuahmen. Wir müssen unser
eigenes Spiel erfinden und dann
genauso selbstbewusst dazu stehen
wie die Männer zu ihrem.“
ist; Sie verschweigen jedoch immer wieder,
dass die Anzahl der Selbstmordversuche bei
Frauen um die gleiche Größenordnung hö-
her ist als bei Männern!
Aachen
Michael Schumacher
Der Wert, den die Gesellschaft den Män-
nern und den Frauen zuweist, ist unge-
recht verteilt. Die Ernährerrolle des Man-
nes wird überbewertet, die Fürsorgerolle
der Frau unterbewertet. Hierzu ein Gleich-
gewicht zu finden, das ist die eigentliche
Herausforderung dieses Jahrhunderts.
Aalen (Bad.-Württ.)
Birgit Sembach aus Esslingen (Bad.-Württ.) zum Titel „Die Biologie des
Erfolgs – Warum Frauen nach Glück streben und Männer nach Geld“
Antje U. Rowe
SPIEGEL-Titel 39/2008
Endlich einmal ein bedenkenswerter Beitrag
einer kompetenten Frau jenseits feministi-
schen Gegackers zu einer geschlechterinte-
grierenden Neuausrichtung im Berufsleben.
Susan Pinkers angedachte Zielsetzung des
Einbringens sich gegenseitig ergänzender
geschlechtsspezifischer Denk-, Handlungs-
und Verhaltensstrukturen in flexiblen Ar-
beitsmodellen ist ein Schritt in die richtige
Richtung. Die Synergieeffekte werden es-
sentielle Voraussetzung für künftigen un-
ternehmerischen Erfolg werden.
Lichtenhaag (Bayern)
Vive la difference
Nr. 39/2008, Titel: Die Biologie des Erfolgs – Warum
Frauen nach Glück streben und Männer nach Geld
Leider sind es wirklich die „biologischen“
Rituale bei den Männern, die über „fähig“
oder „nicht fähig“ entscheiden. Ich habe
in Lehr-Evaluierungen bemerkt, dass mei-
ne männlichen Kollegen als kompetenter
und besser vorbereitet von den Studenten
eingestuft wurden, obwohl ich selbst einen
Großteil der Aufgaben ausgearbeitet hatte.
Kiel
Ein kluger Artikel, dessen Kernbotschaft
darin besteht, dass Männer und Frauen
dank ihrer biologischen und sozialen Ei-
genschaften die Chance haben, unterschied-
liche Facetten des Menschseins zu leben.
Demnach liegen unsere Probleme nicht dar-
in begründet, dass Unterschiede zwischen
den Geschlechtern existieren, sondern wie
wir darüber denken und sie bewerten.
Wilhelmsfeld (Bad.-Württ.)
Peggy Schmidt
Dieter Jacob
Eva Wagner
Frau Pinker spricht ein großes Wort gelassen
aus: Werteentscheidung! Gegen die Forde-
rung nach sofortiger Egalisierung der Ge-
hälter von Männern und Frauen käme wohl
das Argument, die Wirtschaft bräche zu-
sammen … Es ist aber auch kein Land in
Sicht, solange wir Frauen den Männern
„Hotel Mama“ mit „Hasi im Bett“ gewähren
und freudig gebären, während die Testoste-
ronbolzen mit dem Gewehr spielen.
Frankfurt am Main
Super Titelthema, interessanter Artikel!
Aber warum muss als Titelbild ein steriles,
computertechnisch bearbeitetes Nacktbild-
nis von Mann und Frau als „Eyecatcher“
herhalten? Würden dem aufgeklärten Leser
sonst die „Unterschiede“ zwischen den Ge-
schlechtern nicht ins Auge fallen?
Jüchen (Nrdrh.-Westf.)
Mechaniker an der Rennstrecke
Überbewertete Ernährerrolle
Susanne Krenzer
Georg Hunstig
Meine Personalchefin sagte zu mir (zwei
Kinder, Controllerin in einer Chemiefirma):
„So anspruchsvoll kann Ihre Position gar
nicht sein, wenn Sie jetzt in Teilzeit gehen
können.“ Seither hat sich mein Bewusst-
sein gewandelt. Davor glaubte ich allen
Ernstes, ein besserer Mann sein zu müs-
sen. Gerade als Frau genieße ich die Frei-
heit, Teilzeit überhaupt erst beantragen zu
wollen und nicht vermeintlich männlichen
Tugenden hinterherhecheln zu müssen:
Gier nach Geld, Ansehen, Karriere. Fazit:
Vive la difference oder übersetzt: Frau-sein-
Wollen, nicht Mann-sein-Müssen.
Hemau (Bayern)
Wäre es nicht zielführender, sich zu der Er-
kenntnis durchzuringen, dass Erfolg – was
auch immer das sein mag, ob dickes Bank-
konto, Chef oder Chefin von irgendwas zu
sein oder vielleicht nur ein glücklicher
Mensch – letztlich das Ergebnis einer Sum-
me von entwickelten Ressourcen und Bega-
bungen ist, geschlechterspezifische Labels
oft vorschnell auf individuelle Verhaltens-
weisen aufgeklebt werden und nur das be-
stätigen, was Simone de Beauvoir schon
1949 feststellte: Frauen sind anders und wer-
den anders gemacht. Männer aber auch.
Holzkirchen (Bayern)
Dr. Jürgen Lieske
Sie wiederholen gebetsmühlenartig Phra-
sen aus der Ära des Steinzeitfeminismus.
Lebenserwartung: mit jedem neuen Jahr,
in welchem Frauen mit Männern beruflich
konkurrieren, schmilzt auch der Vorsprung
der Frauen in puncto Lebenserwartung ge-
genüber den Männern – dies zeigen deutlich
die „Klosterstudien“, bei denen Nonnen
und Mönche über einen langen Zeitraum
gleichen Lebensumständen ausgesetzt sind
und die Lebenserwartung beider Geschlech-
ter nahezu gleich ist! Sie schreiben richtig,
dass die Zahl der Selbstmorde bei Männern
gegenüber Frauen um das Dreifache größer
Gerlinde Dinauer
Die Gleichberechtigung der Geschlechter
wird nicht erreicht werden können, solan-
ge die allgemein und global akzeptierte
Berufswelt, die, wie Susan Pinker richtig
feststellt, „von Männern für Männer“ or-
ganisiert ist, als einziger richtiger Weg an-
erkannt wird. Das Positive an Pinkers Ana-
lysen ist, dass die Frauen nun nicht mehr zu
einem „schlechteren“ Mann mutieren müs-
sen, um gleichberechtigt leben zu können.
Viersen (Nrdrh.-Westf.)
Brigitte Kamps-Kosfeld
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• Titel Weltwirtschaftskrise – Droht Deutschland eine
Rezession? www.spiegel.de/forum/Weltwirtschaftskrise
• Entführung Soll der Staat Lösegeld zahlen?
www.spiegel.de/forum/Entfuehrung
• Steuern Sollen Erbschaften stärker besteuert werden?
www.spiegel.de/forum/Steuern
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