der spiegel styczeń 2008 - die Erotik der Macht.pdf

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Die Erotik der Macht
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DAS DEUTSCHE NACHRICHTEN-MAGAZIN
Hausmitteilung
21. Januar 2008
Betr.: China, Pressefreiheit, Dutschke
versprechen. Dekret Nr. 477 besagt, dass ausländische Journalisten über die
Olympischen Spiele und deren Auswirkungen im Land berichten dürfen, ohne vorher
Angaben über Ziel, Zweck und Orte ihrer Recherchen machen zu müssen. Die beiden
SPIEGEL-Redakteure Lothar Gorris, 47, und Andreas Lorenz, 55, erlebten beim
Pekinger Organisationskomitee tatsächlich das Aufkeimen einer gewissen Koopera-
tionsbereitschaft. Sie sprachen mit Funktionären, besichtigten Sportstätten und waren
dabei, als Chinas Sportpolitiker das Gebäude der Anti-Doping-Agentur einweihten.
Sie trafen Sportmanager und ausländische Vermarkter, und überall ging es um das
Thema: Werden die Spiele in Peking das Land wirklich öffnen? Wie schwerfällig die
Arbeit in China aber immer noch sein kann, zeigt sich in banalen Dingen. Lorenz, seit
1999 China-Korrespondent des SPIEGEL: „Das Organisationskomitee wollte uns noch
nicht mal verraten, wie viele Leute derzeit die Spiele vorbereiten“ (Seite 82).
Gleich zweimal versuchten Anwälte in der vergangenen Woche SPIEGEL-Berichte
aus Deutschland zu verhindern – und zwar noch bevor die Recherche überhaupt
zu Ende war. Den SPIEGEL-Redakteuren
Andreas Wassermann, 45, und Sven Röbel,
35, waren Unterlagen aus dem Innern der
rechtsextremen NPD zugespielt worden, tage-
lang sichteten die Redakteure das Material.
Anschließend, so gebietet es die journalis-
tische Sorgfaltspflicht, konfrontierten sie die
NPD-Spitze mit den Ergebnissen. Als Reaktion
erhielten sie Unterlassungserklärungen von
zwei Parteifunktionären. Der SPIEGEL sollte
sich verpflichten, von einer Veröffentlichung
des Materials abzusehen, ansonsten würden
rechtliche Schritte eingeleitet. Der andere Fall
betrifft die Berichterstattung des SPIEGEL über den sogenannten sächsischen Sumpf, eine
Affäre um mutmaßliche Verbindungen von Justiz, Polizei und Politik in die Halbwelt.
SPIEGEL-Redakteur Steffen Winter, 38, hatte schon mehrfach über den Verdacht
geschrieben, dass Landesmitarbeiter sich in Bordellen vergnügten – und dadurch erpress-
bar waren. Nun beschuldigen ehemalige Prostituierte sogar einen hohen Richter. Winter
konfrontierte den Betroffenen mit dem Vorwurf – und prompt ging dem SPIEGEL das
nächste Unterlassungsbegehren zu. In beiden Fällen aber gilt: Es gibt an der Aufklärung
ein öffentliches Interesse – und folglich auch eine Geschichte im SPIEGEL (Seiten 34, 48).
Röbel, Wassermann
Devotionalien. Der Star der Studentenunruhen von 1968 ist ein Sohn der Stadt. Doch
bis heute weiß der Osten nicht viel anzufangen mit dem Rebellen. Die 68er waren ein
Westphänomen, von den Deutschen in der DDR
eher ratlos beobachtet. Als SPIEGEL-Reporter
Jochen-Martin Gutsch, 36, jetzt den Blick der
Ostdeutschen auf die 68er-Revolte recherchierte,
Stasi-Unterlagen sichtete und mit zwei Dutschke-
Brüdern sprach, fühlte er sich an seine eigene
Jugend in der DDR erinnert: „Ich konnte diesel-
ben Fernsehsender empfangen wie im Westen,
aber 68, oder noch mehr das Wort Achtund-
sechziger, war mir fremd“ (Seite 54).
Gutsch (am Dutschke-Grab)
Im Internet: www.spiegel.de
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D as Dekret Nr. 477 des chinesischen Staatsrats ist so etwas wie ein kleines Freiheits-
K eine Auskunft geben zu wollen ist indes nicht allein eine chinesische Spezialität.
I n Luckenwalde in Brandenburg steht ein kleines Museum mit Rudi-Dutschke-
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In diesem Heft
Titel
Nicolas Sarkozy und Carla Bruni –
wie die Vermählung von Sex und Politik auf
die Spitze getrieben wird .................................. 92
Interview mit dem französischen
Philosophen Michel Onfray
über den Missbrauch von Macht ..................... 100
Berlin blickt auf Hessen Seite 22
Die hessische Landtags-
wahl am kommenden
Sonntag wird zum drama-
tischen Zweikampf zwi-
schen Amtsinhaber Ro-
land Koch (CDU) und Op-
positionsführerin Andrea
Ypsilanti (SPD). Nach
jüngsten Meinungsumfra-
gen ist Koch weit hinter
seine Herausforderin, die
dem linken Parteiflügel
zugerechnet wird, zurück-
gefallen. Sollte Ypsilanti
gewinnen, sähe sich auch
SPD-Chef Kurt Beck in
seinem Kurs bestätigt. In der Union würde eine Niederlage Kochs – bei gleichzeiti-
gem Wahlsieg von Christian Wulff in Niedersachsen – den Kampf um die Vorherr-
schaft entscheiden. Wulff stände bereit, Angela Merkel zu beerben.
Deutschland
Panorama: Bundesfinanzminister sorgt
für Lohnerhöhungen im Öffentlichen Dienst vor /
CSU rückt von Gesundheitsfonds ab /
Gewerkschaften uneins bei Mindestlohn .......... 17
Wahlkampf: Die Auswirkungen
der Landtagswahl in Hessen
auf das Berliner Machtgefüge ........................... 22
Verkehr: Bahn droht nach dem Lokführer-
Abschluss mit Milliardenkosten ........................ 28
Umweltpolitik: Angela Merkels heikler Spagat
zwischen Industriepolitik und Klimaschutz ...... 30
Rechtsextremismus: NPD intern – ein Blick
ins Innenleben einer zerstrittenen Partei .......... 34
Bundeswehr: Die deutschen Soldaten in
Afghanistan sind nur mangelhaft ausgerüstet ... 40
Außenpolitik: Deutschland und China suchen
nach Wegen aus der diplomatischen Krise ....... 42
Verfassungsschutz: Hebt Innenminister
Wolfgang Schäuble die Beobachtung
der Partei Die Linke auf? ................................. 44
Landwirtschaft: Grüner als die Grünen –
Horst Seehofers 180-Grad-Wende
bei der Gentechnik auf dem Acker .................. 46
Affären: Zwei Ex-Prostituierte sagen zum
sächsischen Korruptionsskandal aus ................. 48
Beamte: Wie Hessen unbequeme Steuerfahnder
in den vorzeitigen Ruhestand versetzt ............... 50
Koch, Ypsilanti
NPD intern Seite 34
Mitten in der Debatte um ein Verbot der NPD entlarven sich die Rechtsextremen
als heillos zerstrittene Truppe: Tausende interne Dokumente, die dem SPIEGEL
vorliegen, zeigen, welche chaotischen Zustände in der Partei herrschen.
Gesellschaft
Szene: Internet lockt Jugendliche ins Kino /
Wann sind Kinder erwachsen? ......................... 52
Eine Meldung und ihre Geschichte – über eine
Polizistin, die vor einer Schulklasse strippte ..... 53
Legenden: Der Staatsfeind aus dem Osten –
Rudi Dutschke und die Stasi ............................ 54
Ortstermin: Ein Berliner Beamter prüft
die guten Taten der Deutschen ......................... 59
Top-Juristen belastet Seite 48
Neue Bewegung im sächsischen Korruptions-
skandal: Zwei Ex-Prostituierte aus einem Leipzi-
ger Bordell, in dem Anfang der neunziger Jahre
Kinder und Jugendliche anschafften, haben bei
Vernehmungen drei hochrangige sächsische Ju-
risten belastet. Zwei wurden auf Fotos als ehema-
lige Freier identifiziert, einer als „Geschäftsfreund“
des Bordellbetreibers.
Wirtschaft
Trends: Deutsche Banken bluten weiter /
TUI im Visier eines asiatischen Staatsfonds / Bund
will Länder bei Neuverschuldung kurzhalten ..... 60
Globalisierung: Die Menschheit muss
sich entscheiden – billiger Biosprit
oder bezahlbare Lebensmittel? ......................... 62
Standorte: Der Nokia-Abschied folgt
kalter Globalisierungslogik ............................... 71
Konzerne: Wie sich die VW-Belegschaft gegen
ihre neuen Herren von Porsche wehrt .............. 72
Handel: SPIEGEL-Gespräch mit dem
neuen Otto-Chef Hans-Otto Schrader über
seine ehrgeizigen Expansionspläne und
globale Rezessionsängste .................................. 75
Ex-Prostituierte in Leipzig
Rudis Pulli
Seite 54
Das berühmteste Kleidungsstück
der 68er-Revolte, Rudi Dutschkes
geringelter Pullover, hängt heute
in einem Museum im ostdeut-
schen Luckenwalde. Von dort war
Dutschke ausgezogen, um den
Westen von Kapitalherrschaft zu
befreien. 40 Jahre danach belegen
Stasi-Unterlagen, wie hilflos die
DDR mit den 68ern umging.
Sport
Szene: Die Jobsuche des Startrainers
José Mourinho / Zehnkämpfer Norman Müller
über sein Praktikum bei der SPD ..................... 81
Peking: Wie Chinas Staatsapparat das Land
für die Olympischen Sommerspiele präpariert 82
Interview mit dem Olympia-Kritiker
Ai Weiwei über die Propaganda
der kommunistischen Machthaber ................... 84
Dutschke (1967)
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Ausland
Panorama: Chinas vorolympische Zensur /
Todesschwadronen in Kenia? / Prodis römische
Koalition auf der Kippe .................................... 89
Opec: SPIEGEL-Gespräch mit Generalsekretär
Abdullah al-Badri über den dramatischen
Ölpreisanstieg und die Möglichkeit,
Ölgeschäfte künftig in Euro abzurechnen ....... 106
Algerien: Frauen auf dem Vormarsch ............ 109
Werte: Schweizer Studie vermisst die Kluft
zwischen Muslimen und der westlichen Welt ... 110
Russland: Putins williger Helfer .................... 112
Global Village: Tansania feiert das Andenken
an einen britischen Missionar ......................... 113
Olympiastadion in Peking
Wissenschaft · Technik
Prisma: Schlaf macht friedlich / Lebenselixier
in der Tiefe des Alls ........................................ 114
Geologie: Die Wiederauferstehung der
Kontinente – ein japanischer Forscher propagiert
eine neue Theorie der Erdgeschichte ............... 116
Medizin: Klagewelle gegen Münchner
Promi-Chirurg ................................................. 118
Bioethik: Der Kölner Stammzellforscher
Jürgen Hescheler über
den Menschenklon in Kalifornien ................... 120
Roboter: Ein Kletterautomat nach
dem Vorbild der Ratte ..................................... 121
Tiere: Wie ein Seifenmillionär die modernste
Vogelstimmensammlung der Welt aufbaut ...... 122
Countdown in China Seite 82
Der kommunistische Staatsapparat läuft auf Hochtouren, damit sich das Land als
makelloser Gastgeber der Olympischen Sommerspiele zeigen kann. Kritiker werfen
dem Regime Propaganda vor. Doch es gibt auch Hoffnung auf Öffnung und Freiheit.
Ölkartell gegen „extreme“ Preise Seite 106
Es gibt noch genug Öl, und es muss nicht zwangsläufig immer teurer werden: Im
SPIEGEL-Gespräch verspricht Opec-Generalsekretär Badri den Konsumenten Liefer-
sicherheit, greift westliche Konzerne an und nennt die US-Rezession hausgemacht.
Kultur
Szene: Louvre-Kurator Vincent Delieuvin über
neue Spekulationen zur Identität der
„Mona Lisa“ / Die monumentale Ausstellung
„Rom und die Barbaren“ in Venedig .............. 125
Legenden: Zu seinem 100. Geburtstag
wird Herbert von Karajan
noch einmal prunkvoll gefeiert ....................... 128
Interview mit dem Kontrabassisten Peter Riegel-
bauer über Karajans magische Ausstrahlung .... 130
Literatur: In seinem neuen Roman „Slam“
beschäftigt sich der Brite Nick Hornby
mit Teenagerschwangerschaften ...................... 132
Bestseller ..................................................... 134
Fernsehen: Der TV-Film „Das Wunder
von Berlin“ erzählt den
Mauerfall als Familiengeschichte .................... 135
Jugendgewalt: Schüsse auf den Berliner
Rapper Massiv ................................................ 136
Kunst: Wiederentdeckung der klassizistischen
Bildhauerin Elisabet Ney ................................ 138
Nahaufnahme: Ringo Starr erinnert sich
mit seinem neuen Album
an die große Zeit der Beatles .......................... 140
Archiv des Zwitscherns und Trällerns
Seite 122
Sein Vermögen hat der Brite Mark
Constantine mit dem Verkauf von
Seife gemacht. Doch in seiner
Freizeit streift der Hobby-Vogel-
kundler durch Wälder, Sümpfe
und Wüsten. Bewaffnet mit Mi-
krofon und Aufnahmegerät, jagt
er nach Vogelstimmen. Seine
Sammlung gehört zu den bestge-
führten Lautarchiven der Welt.
Nun will der Seifenmillionär mit
neuen Methoden klären, wie das
Zwitschern und Trällern die Ent-
stehung neuer Arten beeinflusst.
Uferschnepfe
Medien
Trends: Interview mit „FAZ“-Herausgeber
Frank Schirrmacher über sein Verhältnis
zum Scientologen Tom Cruise / Kirchs neue
Commerzbank-Connection ............................. 142
Fernsehen: Vorschau / Rückblick .................. 143
Trash-TV: Das RTL-Dschungelcamp ist
raffinierter als sein Ruf ................................... 144
Internet: Der Videoblog des „Zeit“-
Kulturchefs provoziert eine Protestwelle ........ 146
Die Buschtrommler Seite 144
Das RTL-Dschungelcamp „Ich bin ein Star – Holt
mich hier raus!“ ist erneut ein Quotenhit. Dabei ist
die Ekel-Show raffinierter gemacht, als viele wahr-
haben wollen. Die Moderatoren Dirk Bach und
Sonja Zietlow nehmen weder ihre Kandidaten
noch ihren Sender, noch sich selbst ernst.
Briefe ................................................................ 8
Impressum, Leserservice ........................... 148
Chronik .......................................................... 149
Register ........................................................ 150
Personalien ................................................... 152
Hohlspiegel /Rückspiegel ........................... 154
Titelbild: Fotos Reuters
Bach, Zietlow
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Briefe
„Der ‚Führer‘ verlangte vom ganzen Volk den
neuen Gruß ,Heil Hitler!‘. Schon da hätten alle
Bürger und Bürgerinnen merken müssen, dass
da ein größenwahnsinniger Egomane dabei
war, all seine Untertanen zu blökenden Schafen
zu degradieren. Diese Erniedrigung akzeptiert
zu haben war eine Schande, für die es bis heute
keine Entschuldigung geben kann.“
hat. Dass die ehemaligen Reichsfeinde, ka-
tholische Zentrumspartei und SPD, nach
1918 Träger der neuen, aus der Kriegsnie-
derlage hervorgegangenen republikani-
schen Ordnung wurden, ließ den Protes-
tantismus von Beginn an auf Distanz zur
Weimarer Republik gehen und machte die-
se anfällig für den „neuen Messias“ Adolf
Hitler.
Altenbeken (Nordrh.-Westf.) Carsten Müller
Der Anfang vom Untergang steht genau
fest, er begann am 8./9. November 1923.
Der bereits vorbestrafte Adolf Hitler be-
gann einen Putsch, ließ dabei eine Drucke-
rei ausrauben, und seine Leute erschossen
vier Polizisten bei 15 eigenen Opfern. Bei
dem Prozess hätte Hitler mindestens als
Österreicher ausgewiesen werden müssen,
stattdessen wurde er von dem völlig in-
kompetenten Richter Georg Neithardt
(Sympathisant der politischen Rechten)
nur zu fünf Jahren ehrenvoller Festungs-
haft verurteilt und später, nach 13 Mona-
ten, bereits auf Bewährung freigelassen.
Hannover
SPIEGEL-Titel 3/2008
Claudius Schauffler aus Reinach in der Schweiz zum Titel
„Vor 75 Jahren: Der Anfang vom Untergang – Hitlers Machtergreifung“
Eingeimpfte Demutsstarre
Nr. 3/2008, Titel: Vor 75 Jahren:
Der Anfang vom Untergang – Hitlers Machtergreifung
Anweisungen und „Gesetze“ gehorsam
vertreten und dadurch das eigene Handeln
oder eben Nichthandeln für das Gewissen
legitimiert.
München
Frank Bode
Es wäre an der Zeit, dass die Parteien be-
ziehungsweise ihre Nachfolger, die seiner-
zeit für Hitlers Ermächtigungsgesetz stimm-
ten, endlich einmal die historische Verant-
wortung für das Nazi-Regime und seine
vernichtende Politik übernehmen würden.
Düsseldorf
Wie Professor Wirsching in Ihrem Ge-
spräch erwähnte, war die deutsche Natio-
nalbewegung seit ihrer frühesten Phase
stark auf den Protestantismus ausgerich-
tet. Das deutsche Kaiserreich galt als pro-
testantisch dominiert, und der Einfluss des
Suse Duwenkamp
Franziska Apelt
In dem komplizierten gesellschaftlichen
Beziehungsgeflecht jener Zeit, das es er-
möglichte, dass aus einer politischen Rand-
gruppe eine nationale Bewegung vom
Schlage der Nazi-Partei wurde, sollte nicht
übersehen werden, dass es einflussreiche
Gönner und Förderer gab, die sich mit den
machtpolitischen Zielen weitgehend identi-
fizierten. An ihrer Spitze standen Vertreter
des deutschen Großkapitals, die Herren
von Kohle und Stahl und der Banken. Sie
sahen in den Nazis die verlässlichsten Ver-
treter, um die Revision von Versailles kon-
sequent zu betreiben, internationale Kon-
kurrenz auszuschalten und durch eventuell
in Kauf zu nehmende Kriege Maximalpro-
fite einzufahren.
Stendal (Sachs.-Anh.)
Auch nach 75 Jahren wird für das Ereignis
in Berlin am 30. Januar 1933 noch immer
das fehlinterpretierte Wort „Machtergrei-
fung“ verwendet, nun auch auf dem SPIE-
GEL-Titel. Tatsächlich hat der Antidemo-
krat Hindenburg dem Antidemokraten
Hitler die Macht „übergeben“.
Lübeck (Schl.-Holst.)
Hauke Guttenberg
Sie hätten noch erwähnen sollen, dass Hit-
ler das Ermächtigungsgesetz als Bedingung
für seine Kanzlerschaft forderte, bevor er
zum Kanzler ernannt wurde. Von Papen
und Meißner unterstützten ihn dabei. Also
wussten Franz von Papen, Otto Meißner
und Paul von Hindenburg, bevor Hitler
Kanzler wurde, dass dieser den Reichstag
entmachten würde, und stimmten dieser
Forderung zu! Dadurch sind sie nicht nur
Steigbügelhalter, sondern sie haben Hitler
„gemacht“.
Bisingen (Bad.-Württ.)
Wilfried Baumert
Reichspräsident Hindenburg, Kanzler Hitler*
„Machtübergabe“ statt „Machtergreifung“
Die These von der Alleintäterschaft van
der Lubbes beim Reichstagsbrand soll nicht
unwidersprochen bleiben. Die Brandstif-
tungsversuche van der Lubbes konnten
unmöglich die verheerende Wirkung, die
der Brand dann im Plenarsaal entfaltete,
herbeiführen. Auf die Haupttäterschaft der
Nationalsozialisten weisen handfeste Indi-
zien hin.
Schwerin
Michael Grandt
Katholizismus, wegen seiner Ausrichtung
auf Rom und den Papst als national unzu-
verlässig verschrien, sollte im Kulturkampf
zurückgeschraubt werden – ein Umstand,
der das Klima zwischen den Konfessionen
regional teilweise über die Beendigung des
Kulturkampfes hinaus erheblich belastet
Die versuchten Putsche und Revolutionen
von 1919 waren nicht die einschneidenden
Erlebnisse dieser Zeit, sondern die alle tref-
fende Inflation von 1923, diese hohe Zeit
der Spekulanten, das Brot, welches plötz-
lich pro Laib eine Million Mark kostete.
Berlin
Hartwig Wischendorf
Ehlert Puvogel
Vor 50 Jahren der spiegel vom 22. Januar 1958
Konjunkturforschung Tipps für den Wirtschaftsminister. Ost-Kontakte
Wodka in Karlshorst für Berliner Bürgermeister Willy Brandt. „Pamir“-
Untergang Vorwürfe per Flaschenpost. Fürstenhäuser Welfische
Demonstration am Königsgrab. US-Wahlkampf Demokraten eindeutig im
Vorteil. Zukunft der Automobile Öl ersetzt Zahnräder. Literatur Marcel
Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ erstmals auf Deutsch.
TV-Unterhaltung Zuschauer lieben Kuhlenkampffs Familien-Quiz.
Sehr informativ, dennoch wird ein wesent-
licher Aspekt nicht betrachtet, der in der
deutschen Mentalität begründet liegt. Der
unbedingte Drang, Regeln zu folgen, so-
wie wenig vorausschauendes Handeln und
Denken. Einmal an der Macht, wurden die
Diese Artikel sind im Internet abzurufen unter www.spiegel.de
oder im Original-Heft unter Tel. 08106-6604 zu erwerben.
Titel: Operndiva Maria Callas
* 1933 in Potsdam.
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