der spiegel paĹşdziernik 2008 - das Ende der Gemuetlichkeit.pdf

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Das Ende der Gemütlichkeit
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DAS DEUTSCHE NACHRICHTEN-MAGAZIN
Hausmitteilung
Montag, 20. Oktober 2008
Betr.: Titel, Morsleben, Bruni, SPIEGEL SPECIAL
D as bis vor kurzem noch Unvorstellbare schien ohne Alternative: 500 Milliarden
Euro, ungefähr das 17-Fache des Verteidigungsetats, haben Bundestag und
Bundesrat vorigen Freitag in einem Gesetz zum Schutz der Banken bereitgestellt, um
die Volkswirtschaft vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Wie groß aber ist das
Risiko, dass die Finanzspritze nichts oder zu wenig bewirkt? Und: Welche Belastungen
kommen auf die Bürger zu? Droht, nach den „Zumutungen“ (Ex-Kanzler Gerhard
Schröder) der Agenda 2010, nun das wirkliche „Ende der Gemütlichkeit“ in einer
Republik, in der es der Mehrheit noch immer gutgeht, Millionen aber an der Armuts-
grenze leben? SPIEGEL-Redakteure analysieren die möglichen Folgen des größten
staatlichen Eingriffs in die Nachkriegswirtschaft und berichten von den Brennpunkten
der Krise. Ob mit dem Rettungspaket eine schwere Rezession abgewendet werden kann,
lässt sich, so SPIEGEL-Redakteur Michael Sauga, 49, „nicht voraussagen“ (Seite 22).
früheren Salzbergwerk Morsleben in Sachsen-Anhalt
schlummert, seit dort Atommüll gelagert wird. Die Politik
scherte sich darum wenig: „Morsleben ist sicher“, befand
in den neunziger Jahren die damalige Bundesumweltmi-
nisterin Angela Merkel – und ordnete den Weiterbetrieb
an. Für 2,2 Milliarden Euro müsse das Lager, so Wolfram
König, 50, Chef des Bundesamts für Strahlenschutz, sa-
niert werden. Die SPIEGEL-Redakteure Markus Degge-
rich, 38, und Michael Fröhlingsdorf, 44, recherchierten,
wer dafür die Verantwortung trägt. „In Morsleben durfte die Atomwirtschaft mit
politischer Rückendeckung ihren Müll billig abkippen“, sagt Deggerich (Seite 46).
E xperten warnen seit langem vor der Gefahr, die im
Deggerich, König
GEL-Redakteur Philipp Oehmke, 34, in ihrem Pariser Haus unweit des Eiffelturms
Einblick in ihr Privatleben gewährte: Ihr Ehemann, Präsident Nicolas Sarkozy, 53, sei
zu ihr gezogen, „weil im Elysée-Palast auch abends noch so viele Leute um ihn herum
sind“, der Gatte brauche doch „ein
bisschen Ruhe“. Nach dem Inter-
view wurde deutlich, wie groß der
Einfluss der Italienerin auf ihren
Mann ist: Sie eilte in ein Kranken-
haus, in dem Marina Petrella, 54,
eine frühere Terroristin der italie-
nischen Roten Brigaden, mit einem
Hungerstreik gegen ihre Überstel-
lung ins Nachbarland protestierte –
und überzeugte den Präsidenten,
die von der Regierung verfügte Aus-
lieferung zu stoppen (Seite 178).
Bruni, Oehmke
im Fokus der Deutschen. Das neue SPIEGEL SPECIAL
GESCHICHTE schildert den Aufstieg und die Krise der Vereinig-
ten Staaten. Namhafte Wissenschaftler und SPIEGEL-Redakteure
beschreiben unter anderem, wie die Gründerväter das Land be-
siedelten, warum manche Bürgerrechtler den Präsidentschafts-
kandidaten Barack Obama nicht schätzen und wie es kommt, dass
die Wall Street immer wieder für gefährliche Börsencrashs sorgt.
Im Internet: www.spiegel.de
der spiegel
43/2008
5
I hr Lächeln war bezaubernd, als die First Lady und Sängerin Carla Bruni, 40, SPIE-
O b Wall Street oder Präsidentenwahl – die USA stehen
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In diesem Heft
Titel
Trotz des Rettungspakets für die Banken
wächst die Sorge vor einer tiefen Rezession
und neuen Risiken ................................................ 22
Die Koalition will die Konjunktur stärken ............. 26
Wie Manager für ihr Versagen zur Rechenschaft
gezogen werden können ........................................ 32
Die Parteien rücken zusammen ............................. 34
SPIEGEL-Gespräch mit Banken-Präsident
Klaus-Peter Müller über staatliche Kapitalhilfen
und die Sozialisierung von Verlusten .................... 38
Anmerkungen eines Kleinsparers .......................... 42
Deutschland
Panorama: Starke Sanktionen gegen Iran /
Rente steigt 2009 deutlich / Fahndungsflop
im Fall des Islamisten Breininger ........................... 17
Atom: Wie Angela Merkel als Umweltministerin
den Betrieb des Endlagers Morsleben durchsetzte ... 46
Karrieren: Horst Seehofer hat seine künftige
Rolle als CSU-Parteichef und
Ministerpräsident längst eingenommen ................. 50
Koalition: Nach der voreiligen Einigung über den
Einsatz der Bundeswehr im Inneren wächst
die SPD-Kritik an Kanzlerkandidat Steinmeier ..... 52
SPD: Den Sozialdemokraten fehlt profilierter
Nachwuchs für die Familienpolitik ........................ 56
Kulturpolitik: In deutschen Bibliotheken stehen
etwa eine Million Raubbücher aus der Nazi-Zeit ... 58
Kirche: Die Lutherstadt Wittenberg soll Zentrum
einer religiösen Missionsbewegung werden ............. 62
Sozialstaat: Die undankbare Arbeit der
Hartz-IV-Kontrolleure ........................................... 66
Datenschutz: Sensible Informationen
von Anzeigenkunden des Springer-Konzerns
kursierten ungeschützt im Netz ............................. 70
Umwelt: In Sachsen streiten sich Jäger und
Tierschützer über den Umgang mit Wölfen ........... 72
Verkehr: Wie Eltern ihre Kinder auf
dem Schulweg gefährden ....................................... 74
Wirtschaft
Trends: Autokonzerne bangen um ihre
Zulieferer / Siemens zahlt viel Geld für Aussteiger /
Die Pläne des neuen Hapag-Lloyd-Investors ......... 78
Ausbildung: Der Fachkräftemangel wird
zum Standortnachteil ............................................ 80
Konzerne: Wie Aldi Nord versuchte, Betriebsräte
systematisch mit Wunschkandidaten zu besetzen ... 86
Mittelstand: Der Wohnwagenbauer Knaus
Tabbert sieht sich als Opfer der Kreditkrise .......... 88
Gesellschaft
Szene: Sachbuch über die Herkunft unserer
alltäglichen Gegenstände / HI-Virus verhindert
Adoption indischer Waisenkinder ......................... 91
Eine Meldung und ihre Geschichte – wie eine Katze,
die sieben Wochen eingemauert war, überlebte ...... 92
Automobile: Porsche gegen die EU –
Duell zweier Lebenswelten ................................... 94
Ortstermin: Die Hamburger Verbraucherzentrale
berät Rentner, die ihr Erspartes in Papiere von
Lehman Brothers investiert haben ....................... 104
Medien
Trends: RTL-Chef attackiert Reich-Ranicki /
Bundesliga-Pläne verärgern ARD ........................ 107
Fernsehen: Vorschau / Rückblick ........................ 108
TV-Stars: SPIEGEL-Gespräch mit
ZDF-Unterhalter Thomas Gottschalk über
gutes und schlechtes Fernsehen ........................... 110
Ausland
Panorama: Hat Autor Milan Kundera einst in
Tschechien einen Spion verraten? / Der ukrainische
Präsident Juschtschenko stürzt sein Land
ins Chaos / Geldverschwendung im französischen
Präsidentenpalast ................................................. 115
Bundestagsabstimmung zum Bankenrettungsplan
GABBERT / DAVIDS
Zwischen Hoffen und Bangen Seiten 22 bis 42
In einer historisch einmaligen Kraftanstrengung hat die Regierung innerhalb weniger Tage ein
beispielloses Rettungspaket für die angeschlagene Kreditwirtschaft verabschiedet. Noch weiß
niemand, ob es den Zusammenbruch der Banken und den Absturz der deutschen Wirtschaft
in die Depression tatsächlich verhindern kann. Denn die Risiken in den Bankbilanzen sind nach
wie vor gewaltig. Die Führungselite der Republik schwankt zwischen Hoffen und Bangen.
Merkels Müllentsorgung Seite 46
Die deutsche Vereinigung bescherte der Re-
gierung Kohl ein besonderes Geschenk, das
DDR-Atomendlager Morsleben. Weil im Wes-
ten eine solche Anlage fehlte, sorgte die dama-
lige Umweltministerin Merkel dafür, dass die
marode Grube weiterbetrieben werden konn-
te. Nun kostet die Sanierung Milliarden.
Atommüllkippe Morsleben
Betriebsrat à la carte Seite 86
Mit Hilfe der arbeitgeberhörigen Gewerkschaft AUB hat der Lebensmittel-Discoun-
ter Aldi Nord über Jahre hinweg versucht, unliebsame Ver.di-Vertreter aus den Be-
triebsräten zu drängen – und durch AUB-Leute zu ersetzen. Neue Dokumente bele-
gen, dass auch die Führungsspitze des Unternehmens in die Aktionen eingeweiht war.
Vernunft gegen Freiheit
Seite 94
Die EU fordert von der
Automobilindustrie eine
drastische Reduzierung des
CO 2 -Ausstoßes. Porsche,
Symbol für Freiheit und
Luxus, sieht sich bedroht.
Dahinter steht der Zusam-
menstoß zweier Lebens-
welten, die nicht mitein-
ander vereinbar sind.
Porsche-Präsentation
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Rice
Obama
Österreich: Trauer um Jörg Haider .................... 118
Türkei: Staatspräsident Abdullah Gül über
Ankaras Weg in die EU ....................................... 120
USA: Condi Rice – Aufbruch aus dem
Schatten des Chefs ............................................... 124
SPIEGEL-Gespräch mit dem Soziologen Michael
Eric Dyson über Barack Obamas Wahlchancen und
den tiefsitzenden Rassismus in den USA ............. 132
Großbritannien: Premier Brown
lässt sich feiern .................................................... 136
Global Village: Auf einer Müllhalde in Manila
schließt sich die globale Verwertungskette ........... 138
Sport
Szene: Der Niedergang der deutschen
Radrennen / DSV-Direktor Wolfgang Maier
über die Krise bei den Ski-Alpin-Herren ............. 141
Fußball: SPIEGEL-Gespräch mit Hoffenheim-Mäzen
Dietmar Hopp über den Neid der Konkurrenz ..... 142
Sportmedizin: Exzessiver Einsatz von
Schmerzmitteln im Profisport .............................. 146
Wissenschaft · Technik
Prisma: Rauchen kann zu Depressionen führen /
Viele britische Lehrer sind für die Prügelstrafe .... 149
Jagd: Das lautlose Töten mit Pfeil und Bogen ..... 152
Finanzkrise: Der Neuroökonom Ernst Fehr
über die Gier des Menschen ................................ 154
Verkehr: Die Bahn bekommt die technischen
Probleme beim ICE nur schwer in den Griff ........ 156
Medizin: Warum bringen sich so viele Ärzte um? 160
Gedächtnistraining: Intelligentes Pauken –
die Lernsoftware „Supermemo“ .......................... 164
Kultur
Szene: Die Verfilmung der Bergsteigertragödie
Eiger-„Nordwand“ / Hitlers Edeljude – das Leben
des österreichischen Armenarztes Eduard Bloch ... 167
Kino: Der neue James-Bond-Film
„Ein Quantum Trost“ .......................................... 170
SPIEGEL-Gespräch mit den Produzenten
Barbara Broccoli und Michael G. Wilson über ihr
streng kontrolliertes Familienimperium ............... 172
Bestseller ........................................................... 174
Essay: Klimapolitik im Schatten
der Finanzkrise .....................................................176
Pop: Ein Besuch bei Carla Bruni ......................... 178
Theater: Interview mit Harald Schmidt und
Angela Winkler über ihre Shakespeare-Rollen .... 184
Nahaufnahme: Mehmet Kurtulus – erster
türkischer Kommissar im „Tatort“ ....................... 186
Durchbruch an die Spitze Seiten 124, 132
Erfolg für das schwarze Amerika: George W. Bushs Außenministerin und der demo-
kratische Präsidentschaftskandidat haben das politische Gefüge der USA neu definiert.
Ein Porträt von Condoleezza Rice und ein Gespräch über den Wahlfavoriten Barack
Obama, der das Verhältnis von Schwarz und Weiß entkrampfen könnte, beleuchten
die Durchsetzungskraft einer lange vernachlässigten Minderheit.
Quote und Niveau Seite 110
Thomas Gottschalk ließ sich für die Quote in Senf
tauchen und diskutierte nach dem Eklat beim Deut-
schen Fernsehpreis mit Marcel Reich-Ranicki über
die Qualität des deutschen TV. Im SPIEGEL-Ge-
spräch kritisiert der 58-Jährige die Arroganz der Eli-
ten und spricht über seine persönliche Exit-Strategie.
Reich-Ranicki, Gottschalk
Die lautlose Jagd S. 152
Eine wachsende Zahl von Jägern will
Rehe, Hasen und Wildschweine wieder
mit Pfeil und Bogen zur Strecke brin-
gen. Doch bislang ist die archaische
Methode in Deutschland verboten, die
Bogenjäger müssen deshalb im Aus-
land auf die Pirsch gehen. Ist das laut-
lose Töten womöglich sogar tierschutz-
gerechter als die Gewehrjagd?
Bogenjäger beim Übungsschießen
Briefe ..................................................................... 8
Impressum, Leserservice ................................ 188
Register .............................................................. 190
Personalien ........................................................ 192
Hohlspiegel /Rückspiegel ................................ 194
Titelbild: Foto Frank Krems für den SPIEGEL
Das Bond-Imperium S. 170, 172
Der in Deutschland geborene Regisseur Marc Fors-
ter will im neuen James-Bond-Film „Ein Quan-
tum Trost“ die Schattenseiten des von Daniel Craig
gespielten Agenten zeigen. Die Produzenten der
Serie, Barbara Broccoli und Michael G. Wilson, er-
klären im SPIEGEL-Gespräch den Mythos 007.
Haltet sie!
Wir müssen dringend netter
sein zu Studenten aus dem
Ausland. Außerdem im Uni-
SPIEGEL: Prüfungsangst, NC-
Flüchtlinge, ein Iraker in New
York und Fotostudenten, die
ihre besten Bilder zeigen.
Craig in „Ein Quantum Trost“
der spiegel
43/2008
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Briefe
„Virtuelles, spekulatives Geld jagt zurzeit
um den Globus, einfach irre! Geld, mit
dem man die eigentlichen Probleme unserer
Zivilisation endlich mal angehen könnte:
solche Kleinigkeiten wie die drohende
Überbevölkerung der Erde, die daraus
resultierenden gewaltigen Probleme wie
Klimawandel, Umweltzerstörung, Hunger,
Kriege, Artensterben, Aids et cetera.“
tels Zertifikaten entwickelt, der eigentlich
eine eigene fiktive Währung benutzen müss-
te. Das hat dazu geführt, dass aus der rea-
len Wirtschaft zeitweilig nicht benötigtes,
aber reales Geld in den Spekulationsbetrieb
eingebracht wurde und dort von Spekulan-
ten wieder abgeschöpft werden konnte.
Dresden
Siegfried Arnold
SPIEGEL ONLINE Forum
Jeder Kredit ist letztlich ein Vertrauens-
vorschuss und beinhaltet ein mal geringe-
res und mal höheres Risiko. Daran ist auch
nichts auszusetzen. Die Börsen und sons-
tigen Finanzmärkte haben sich aber in
meinen Augen längst vom allgemeinen
wirtschaftlichen Geschehen isoliert und
organisieren ihren Handel natürlich im
eigenen Interesse vollkommen intranspa-
rent. Daran wird sich nach meiner Pro-
gnose auch nichts ändern, bis das System
am Boden liegt. Nur ein völliger Crash
würde zu einer Reformierung führen, und
zwar – wie es halt immer im Leben ist –
nicht aus besserer Einsicht, sondern weil
keine andere Möglichkeit besteht.
Berlin
SPIEGEL-Titel 42/2008
Marcel Christof aus Halle in Sachsen-Anhalt zum Titel
„Not!Halt! Wer stoppt den freien Fall des freien Marktes?“
Maßlose Raffgier
Nr. 42/2008, Titel: Not!Halt! Wer stoppt
den freien Fall des freien Marktes?
US-amerikanische, ließe sich komplett auf
Pump finanzieren. Renditen von 20 Pro-
zent und mehr sind realwirtschaftlich nie-
mals zu erreichen, das lernt jeder Betriebs-
und Volkswirtschaftler im Grundstudium.
Bielefeld
Wenn schon eine Bankenkrise mit einiger-
maßen überschaubaren Milliardenverlusten
die Funktion der Weltwirtschaft auszuhe-
beln droht, wie schlimm soll es erst wer-
den, wenn zum Beispiel Länder wie die
USA mit ihrem Staatsschuldenberg von der-
zeit 10 Billionen Dollar oder Deutschland
mit aktuell 1,5 Billionen Euro Verschuldung
die Rückzahlungen nicht mehr gewährleis-
ten können? Das macht mir richtig Angst!
Reinbek (Schl.-Holst.)
Harald Zähringer
Was wir erleben, ist nichts anderes als rea-
les Monopoly. Die meisten Straßen sind
mit hohen Hypotheken belastet, alle Spie-
Birgit Müller
SPIEGEL ONLINE Forum
Klaus Herder
Der Schweinezyklus ist so alt wie die
Menschheit und hat mit Neoliberalismus
genauso viel zu tun wie die Gier nach
Gold. Es ist die menschliche Veranlagung,
dass Gier und Angst über den Verstand
siegen. Der Glaube, man könne das durch
staatliche Regelungen ändern, ist so naiv
wie der Glaube, die Gebote der Religionen
würden alle Menschen zum Guten bekeh-
ren. Man braucht die Weltwirtschaft nicht
zu retten, denn nach dem Crash wird sie
wieder in die nächste Blase wachsen. So
war das immer, und es wird immer so sein!
Simbach Kr. Dingolfing-Landau (Bayern)
Richard Kotlarski
SPIEGEL ONLINE Forum
Was wirklich versagt hat, sind nicht die
Märkte, sondern die moralischen Werte
unserer Gesellschaft. Moralische Grundsät-
ze sind die notwendige Basis nicht nur für
eine stabile Weltwirtschaft, sondern auch
für weitere Bereiche unserer Gesellschaft.
Außenpolitik oder die nachhaltige Nut-
zung von Umweltressourcen sind Pulver-
fässer von ähnlichem Potential wie die
gegenwärtige Weltwirtschaftskrise. Ein
Wert wie „Nachhaltigkeit“ muss das Ideal
„Wachstum“ ersetzen. Wir müssen nicht
auf die nächste Krise warten, um zu be-
greifen, auf welche Weise vielerlei Fakto-
ren vernetzt sind. Leider sind ausgerechnet
die Eliten unserer Gesellschaft ein schlech-
tes Beispiel für den Rest.
Barcelona
Börsianer in New York
Großes Casino
ler sind in Panik. Es wird nach neuen Spiel-
regeln gerufen, nach sozialem Zusammen-
halt am finanzpolitischen Spielbrett. Wenn
wir aber über Los gegangen sind und
die Runde überstanden haben, dann wird
alles wieder von vorn losgehen, weil wir
vergesslich sind, gewinnen wollen und gern
spielen.
Berlin
Die Menschen glauben, das System habe
einen Fehler gemacht. Aber jetzt fangen sie
an zu glauben, der Fehler sei das System.
Lübeck
Karl-Heinz Havekost
Dr. Georgios Tsounis
Rico-Thore Kauert
Willkommen an Bord des Passagierschiffs
„Titanic Earth“. Der Eisberg ist bereits hart
backbord voraus für alle sichtbar, und die
Kollision wird in Kürze erfolgen. Was
macht die Bordzeitung? Sie berichtet in
Vielen Leuten wird jetzt klar, dass die Bör-
se nicht viel mehr war als ein großes Casi-
no, in dem man Wetten abschließt.
Freiburg (Bad.-Württ.)
In der realen Wirtschaft wird mit realem
Geld gearbeitet. Daneben hat sich ein Bör-
sen-, ein Lotterie- und ein Wettbetrieb mit-
Dr. Jan Brix
Ein enthemmter Turbokapitalismus ver-
nichtet binnen Stunden durch Platzen
einer Spekulationsblase Werte, die in Jahr-
zehnten geschaffen worden sind, und führt
die Welt an den Rand des Abgrunds. Wur-
zel allen Übels ist nicht der Kapitalismus in
erster Linie – eine Rückkehr zur Tausch-
wirtschaft wird niemand ernsthaft erwä-
gen. Die Ursachen sind maßlose Raffgier,
kriminelle Energie sowie der Glaube, eine
ganze Volkswirtschaft, allen voran die
Diskutieren Sie auf SPIEGEL ONLINE
• Titel Wie hart trifft die Finanzkrise die Deutschen?
www.spiegel.de/forum/Rezessionsangst
• Bundeswehr Soll der Einsatz im Innern möglich werden?
www.spiegel.de/forum/Bundeswehr_im_Innern
• Gottschalk-Gespräch Was taugt das Fernsehen?
www.spiegel.de/forum/Fernsehdebatte
8
der spiegel
43/2008
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Zgłoś jeśli naruszono regulamin