Spektrum der Wissenschaft 2007 01.pdf

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DEUTSCHE AUSGABE DES
S I N N E
K O S M O L O G I E
M E D I Z I N
Krebstherapie
mit Stammzellen
Warum Vögel die Welt
bunter sehen
Das Weltall vor
der Geburt der Sterne
Wie Genies denken
Untersuchungen an Schach-
Großmeistern enthüllen
das Geheimnis überragender
geistiger Fähigkeiten
www.spektrum.de
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E DI TO R I A L
Reinhard Breuer
Chefredakteur
Rätselhafte Anfänge und der Papst
WIR HABEN, WIE SIE SICHER BEMERKT HABEN, unsere »Außenansicht« verändert. Auch
im Heftinnern haben wir an einigen Stellen Optimierungen vorgenommen. Der Grund:
Jede Gestaltung »veraltet« einmal, vor allem weil sich die visuelle Symbolsprache der
Zeit wandelt. Die Änderungen haben wir mit ausgewählten Gruppen unserer Leser und
mit Nichtlesern getestet: mit detaillierten Fragen in Verbindung mit einer so genannten
Blicksteuerungsanalyse, insbesondere für das Titeldesign. Die Resultate haben uns den
Weg gewiesen und auf die jetzige Form geführt. Hofentlich gefällt es auch Ihnen!
DIE FRAGE, WIE EINST DAS LEBEN AUF DER ERDE ENTSTAND, hat uns bei »Spektrum«
über die Jahre immer wieder beschäftigt. Begann alles in kleinen Tümpeln? Kamen erste
Lebenskeime aus dem Weltall – als extraterrestrische Starthilfe? Oder lieferten eher
heiße Tiefseequellen die nötigen Ressourcen, um erste Lebensformen zu erschafen?
Diese letzte These verfolgt schon seit Längerem Michael Russell. Ab S. 74 schildert der
Geologe, wie sich im Umkreis alkalischer Quellen an mittelozeanischen Rücken schaumar-
tige mineralische Strukturen abscheiden konnten, in deren Hohlräumen buchstäblich die
Chemie stimmte. Auch der Münchener Chemiker und Patentanwalt Günter Wächtershäu-
ser sowie Claudia Huber von der TU München steuerten weitere Befunde bei, die belegen,
dass in diesem Milieu für die Lebensentstehung wichtige Katalyseprozesse ablaufen
können. Diese würden, wie die beiden Forscher kürzlich in »Science« (27. Oktober, S. 630)
notierten, das Tor öfnen für einen »vulkanischen, hydrothermalen Ursprung des Lebens«.
NOCH WEITER ZURÜCK ZU DEN ANFÄNGEN geht unser Artikel über die »Dunkle Ära« des
Kosmos. Verstärkt rücken die Astronomen jetzt dieser bislang eher vernachlässigten
Phase des jungen Weltalls zu Leibe, in der weder Sterne noch Galaxien das kosmische
Dunkel erhellten (S. 46). Die äußerst schwachen, niederfrequenten Radiostrahlen aus
dieser Zeit versuchen die Forscher mit neuartigen Teleskopen einzufangen, so etwa mit
dem Low Frequency Array (Lofar), über das wir noch einen eigenen Artikel planen.
Mit Anfängen ringen auch die Religionen dieser Welt. Aber verlässliche Erkenntnisse
über sie verdanken wir nun mal, trotz aller Mythen und Dogmen, nur den Naturwissen-
schaften. Als Papst Benedikt XVI. in seiner folgenreichen Regensburger Rede in diesem
September über die Beziehung von Vernunft und Glaube sprach, fühlte sich mancher,
unabhängig vom dadurch ausgelösten Islamismusstreit, an versunkene antiaufkläre-
rische Zeiten erinnert. Unser ständiger Mitarbeiter Michael Springer hat sich mit einigen
Thesen des katholischen Oberhirten auseinandergesetzt. Auch der gelernte Physiker
bekennt sich am Ende zum »Glauben«, wenn auch zu keinem religiösen (S. 118).
Herzlich Ihr
SPEKTRUM DER WISSENSCHAFT · JANUAR 2007
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I n h a lt
SpekTrogrAmm
SEitE28
pApyrologIe
DasPapierderAntike
es sind oft nur Fetzen von müllhalden
des Altertums. Doch selbst kleinste
papyrusfragmente können überra-
schungen bergen, von antiken
zollquittungen bis zu großer Welt-
literatur
12
Fit trotz Fett · Chilischarfes Spinnen-
gift · Hurrikan auf Saturn · roboter
mit Selbstbild u. a.
15
BilddesMonats
goldenes gitter
ForSCHung AkTuell
16
KimsnuklearerBlindgänger
Wieso der Atomtest nordkoreas
fast misslungen wäre
17
ErdbebenderanderenArt
Selbst schwache unterirdische Atom-
tests sind heute sicher nachweisbar
SEitE6
18
ComputerentdecktneueWelten
ASTronomIe
DunkleÄradesAlls
kosmologen suchen in der insteren
Frühzeit des universums nach den
keimen der ersten galaxien. neue
riesenteleskope helfen ihnen dabei
Spezialprogramm errechnet Struktur
von materialien unter Höchstdruck
22
Eine»zweiteNase«
Wie mäuse Signalstofe im urin
ihrer Artgenossen erschnüfeln
THemen
28
geSCHICHTe
Papyrologenrekonstruierendie
SchriftzeugnissederAntike
36
TITelTHemA kognITIonSForSCHung
r
DasGeheimnisderGenialität
6
koSmologIe
DunkleÄradesAlls
r
56
BIomeDIzIn
VerursachenStammzellenKrebs?
SEitE56
r
BIomeDIzIn
Stammzellenals
VerursachervonKrebs?
Stammzellen können entarten. Das
macht sie verdächtig, und bei
einigen krebsformen sind sie inzwi-
schen sogar als Täter überführt
6
FoToDeTekToren
SupraleitendeLichtsensoren
7
BIoCHemIe
WoherdasLebenkam
8
SICHere SoFTWAre
DasEndederAbstürze?
96
FArBenSeHen
WarumVögelbuntersehen
118 eSSAy
r
GlaubeundWissen
kommenTAr
2
SprIngerS eInWürFe
BeimGeldhörtdieFreundschaftauf
SEitE6
FoToDeTek Toren
SehenmitSupraleitern
Detektoren aus Supraleitern reagieren sogar auf einzelne lichtquanten.
Solche hyperempindlichen Sensoren entdecken extrem lichtschwache Him-
melsobjekte, analysieren Chemikalien und Biopolymere
Die auf der Titelseite angekündigten
Themen sind mit r gekennzeichnet;
die mit markierten Artikel können
Sie als Audiodatei im Internet beziehen,
siehe: www.spektrum.de/audio
SPEKTRUMDERWISSENSCHAFT·JANUAR2007
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WISSenSCHAFT Im …
27
Rückblick:Breitbandilme · Bienen als
Strahlungsdetektoren · Ansteckungsgefahr
am Telefon · Straßenviagraph u. a.
Alltag:Aus alt mach’ neu – das Duale
System
Junge WISSenSCHAFT
92
Siemens-Wettbewerb»JoinMultimedia«
rezenSIonen
10 DasAll!von mary k. Baumann, Will
Hopkins, loralee nolletti und michael Soluri
Hubblevon lars l. Christensen
und Bob Fosbury
PhilosophiederBiologievon ulrich krohs
und georg Toepfer
Kollapsvon Jared Diamond
GrenzendesWachstums
von Donella meadows, Jørgen randers
und Dennis meadows
Wasistwirklichdrin?von georg Schwedt
MathematikfürSonntagmorgen
von george g. Szpiro
MathematikfürSonntagnachmittag
von george g. Szpiro
FünfMinutenMathematik
von ehrhard Behrends
PhysikderSuperhelden
von James kakalios
titELtHEMA kognITIonSForSCHung
SEitE36
Worauf beruht Genialität?
große Denker oder begnadete künstler vollbringen geistige leistungen,
die ans Wunderbare grenzen. Was befähigt sie dazu? Ist ihr gehirn
irgendwie anders – besser – als das normaler menschen?
mATHemATISCHe unTerHAlTungen
SEitE7
11 DerEnzensberger-Stern:Dem Dichter wird
eine algebraische Fläche gewidmet
BIoCHemIe
DieheißenAnfängedesLebens
Immer mehr spricht dafür, dass Hydrothermalquellen in der Tiefsee die
Brutstätten des irdischen lebens waren
WeITere ruBrIken
3
Editorial
neues Design für Spektrum
8
Leserbriefe
10 impressum
SEitE8
InFormATIk
NeueWegezusichererSoftware
Wer Computerabstürze und fehlerhafte Software satt hat, kann jetzt hofen:
neuartige prüfsoftware soll die macken schon im entwurf aufspüren
9 Preisrätsel
122 Vorschau
titELBiLD
SEitE96
geniale Schach-
spieler brauchen
Talent, aber noch
mehr Fleiss, um
ihre Höchstleistun-
gen zu erzielen
SInneSpHySIologIe
VögelsehendieWeltbunter
Dank eines alten erbes der
Wirbeltiere erkennen Vögel mehr
Farben als wir
DEUTSCHE AUSGABE DES
Warum Vögel die Welt
bunter sehen
S i n n e
Das Weltall vor
der Geburt der Sterne
K o S m o l o G i e
m e D i Z i n
Krebstherapie
mit Stammzellen
Wie Genies denken
Untersuchungen an Schach-
Großmeistern enthüllen
das Geheimnis überragender
geistiger Fähigkeiten
www.spektrum.de
Titelillustration: Jean-François Podevin
SPEKTRUMDERWISSENSCHAFT·JANUAR2007
5
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L E S E R B R I E F E
Schlummernde
Begabungen
Blick in ein Supergedächtnis
Oktober 2006
Ofensichtlich kommt es immer wieder
vor, dass durch Entwicklungsstörungen
und Schädigungen des Gehirns bezie-
hungsweise dessen linker Hälfte, Spit-
zenbegabungen in Erscheinung treten.
Wie kann das ausgerechnet bei einem so
komplizierten Organ geschehen?
Aus dem, was die Autoren schreiben,
kann man schließen: Der normale
Mensch hat wesentlich mehr Intelligenz,
als er nutzen kann, und es gibt Bereiche
im Gehirn, die Intelligenz unterdrücken.
Also können mehr vorhandene Fähig-
keiten genutzt und dadurch Verbesse-
rungen erzielt werden, wenn die Verlet-
zungen oder Störungen den Bereich be-
trefen, der Intelligenz unterdrückt.
Es ist nicht vorstellbar, dass Fähig-
keiten und deren komplette Unterdrü-
ckung gleichzeitig entstehen können, zu-
erst müssen die Begabungen, dann deren
Gegenspieler aufgetreten sein.
Das würde aber bedeuten, das es frü-
her Menschen gab, die mit einem besse-
ren Intellekt ausgestattet waren als die
heutigen. Reste der frühen Fähigkeiten
würden heutzutage als Inselbegabung in
Erscheinung treten. Ein Puzzle dieser
Reste könnte den Horizont der früher le-
benden Menschen ergeben, den ich als
Frühintelligenz bezeichnen möchte.
Roland Maier, Riemerling
Vorbildcharakter für den Automobilbau:
Mit einer Ablugmasse von 472,5 Kilo-
gramm (inklusive 90 Liter Treibstof) und
einer Reisegeschwindigkeit von 240 Kilo-
metern pro Stunde erzielt ein modernes
Ultraleichtlugzeug heute eine Reichweite
von 1200 Kilometern. Wird die Reisege-
schwindigkeit auf 200 Kilometer pro
Stunde reduziert, erhöht sich die Reich-
weite immens. Warum nicht das Auto
von Grund auf neu konstruieren? Autos
würden dann weniger wie Panzer und
mehr wie Flugzeuge entworfen.
Martin Rabe, Hagen
o so genannte Plug-in-Hybride fahren
mit benzin und strom. sie können
einfach an einer steckdose aufgeladen wer-
den – in Zukunft auch zu Hause?
anlage, Generator, Tank, vielleicht sogar
das Wechselgetriebe. Dieses eingesparte
Gewicht kann dann in den elektrischen
Speicher investiert werden. So sollte es
möglich sein, ein Fahrzeug mit einer aus-
reichenden Leistung und Reichweite für
den täglichen Normalbedarf zu versehen.
Johannes Peter Figgen, Cadolzburg
Wie funktioniert ein Atkinson-Motor?
Die Beschreibung des Atkinson-Motors
bleibt unverständlich: Wie kann man
durch elektronische Ventilsteuerung eine
bessere Ausdehnung des Benzin-Luft-
Gemischs erreichen? Eine Funktionsbe-
schreibung, die an dieser Stelle wirklich
interessant wäre, sollte so vollständig
sein, dass sie zu verstehen ist.
Dr.-Ing. Hans-Walter Lorch, Kamen
Antwort des Koautors Reinhard Löser:
Leider ist ein Austausch des Verbren-
nungsmotors und seiner Nebenaggregate
gegenüber einem Hybrid- beziehungs-
weise Elektroantrieb nicht sofort mit
einem Gewichts- und Raumvorteil ver-
bunden. Die heutigen Technologien er-
fordern im Gegenteil noch viel Aufwand
beim Packaging und beim Abspecken
des Gewichts. Leichte Materialien und
innovative Bauweisen bis hin zu neuen
Energiespeichern – vielleicht mit Hilfe
der Nanotechnologie – sind hierbei ak-
tuelle Stichworte. Heute sind die Reich-
weiten von Batterien noch stark einge-
schränkt, weil sie im Vergleich zu lüs-
sigen Kraftstofen eine sehr geringe
Energiedichte besitzen und deswegen ein
großes Gewicht mit sich bringen.
Mobile Zukunftstechnik?
Hybride auf der Überholspur
November 2006
Antwort von Reinhard Löser:
Der Atkinson-Motor wurde zehn Jahre
nach der Erindung des Ottomotors
durch James Atkinson entwickelt. Dabei
handelt es sich um eine Modiikation der
Ventilsteuerung, bei der die Einlassventile
sehr spät schließen. So gelangt ein Teil
des Gemischs zurück in den Ansaugtrakt
und kann wieder verwendet werden.
Atkinson erreichte 1886 mit dieser
Technologie eine zehnprozentige Leis-
tungssteigerung gegenüber einem Otto-
motor gleichen Hubraums. Allerdings ver-
fügte sein Prinzip im unteren Drehzahlbe-
reich über ein verhältnismäßig geringes
Drehmoment und konnte sich deswegen
nicht durchsetzen. Beim Hybridantrieb
erlebt es jetzt eine Renaissance.
Autos wie Flugzeuge bauen
Im Artikel wird der Toyota Prius mit
Vollhybrid-Antrieb als »Europas umwelt-
freundlichstes Auto« mit einem Ver-
brauch von 4,3 Litern auf 100 Kilome-
ter angegeben. Wie wenig eindrucksvoll
dies ist, zeigt ein Blick zurück in das Jahr
1994, wo ein Honda Civic mit VTEC-
Economy-Motor bei der Eco Tour of
Europe mit einem bis dahin unerreich-
ten Verbrauch von 4,9 Litern pro 100
Kilometer siegte.
Die vergleichsweise junge Geschichte
der zweisitzigen Ultraleichtlugzeuge zeigt
jetzt schon beachtliche Leistungen mit
Zusätzliche elektrische Speicher
statt Verbrennungsmotor
Ein (Basis-) Auto erhält einen reinen
Elektroantrieb; dies erlaubt eine starke
Gewichtsreduzierung eines solchen Fahr-
zeugs, da ja nicht nur der Verbrennungs-
motor wegfällt, sondern auch einige – teil-
weise schwere und/oder sperrige – Neben-
aggregate wie Luftilter, Kühler, Auspuf-
SPEKTRUM DER WISSENSCHAFT · JANUAR 2007
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Zgłoś jeśli naruszono regulamin