Nalini Singh - Gestaltwandler 7 - Ruf der Vergangenheit_neu.pdf

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Nalini Singh
Roman
Ins Deutsche übertragen von
Nora Lachmann
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Für Anu fua, weil sie Bücher so mag … und
ihr meine Bücher gefallen!
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Tod
Der Tod war die Geißel der Vergessenen. Ein erbarmungsloser
Geselle, der kein Mitleid kannte.
Voller Zuversicht hatten sie sich vom Medialnet gelöst, auf der
Suche nach einem Leben, das anders war als die kalte, gefühllose
Welt ihrer Brüder und Schwestern im Netz. Doch die dort ver-
bliebenen Medialen, gefangen in eisigem Silentium, wollten sie
nicht in Frieden ziehen lassen – die Hoffnungen und Träume der
Vergessenen versperrten ihnen den Weg zur absoluten Macht.
Denn unter den Abtrünnigen befanden sich viele Telepathen
und Mediziner, Männer und Frauen, die über psychometrische
Fähigkeiten verfügten, in die Zukunft sehen konnten und vieles
mehr. Solche Rebellen stellten die einzig ernst zu nehmende Ge-
fahr für den beinahe allmächtigen Rat der Medialen dar.
Deshalb ließ er sie auslöschen.
Jeden Einzelnen.
Ganze Familien.
Vater, Mutter und Kind.
Ohne Ende.
Die Vergessenen mussten fliehen und sich verbergen.
Nach und nach ging die Erinnerung an sie verloren, die Wahr-
heit wurde unter einer dicken Staubschicht begraben, und die
Vergessenen verschwanden beinahe vollständig.
Aber Geheimnisse können nicht für immer im Verborgenen
bleiben. In den letzten Monaten des Jahres 2080 wird der Staub
hochgewirbelt, lange Verschwiegenes kommt ans Licht, und die
Vergessenen stehen vor einer schweren Entscheidung: Sich dem
Kampf zu stellen, erneut dem Tod ins Gesicht zu sehen und damit
vielleicht endgültig vernichtet zu werden oder abermals zu flie-
hen … aber wäre das nicht dasselbe wie Vernichtung?
4
1
Sie schlug die Augen auf, und einen Moment war ihr, als wäre
die Welt eine andere. Nie zuvor hatte sie Augen von einem sol-
chen Braun gesehen. Gold schimmerte in ihnen. Bernstein. Und
Bronze. Unglaublich viele Farben.
„Sie ist wach.“
Die Stimme kam ihr bekannt vor, sie hatte sie schon einmal ge-
hört.
Ganz ruhig. Ich halte Sie.
Sie schluckte, versuchte zu sprechen.
Ein kaum wahrnehmbares Fauchen. Beinahe unhörbar. Körper-
los.
Der Mann mit den braunen Augen schob die Hand unter ihren
Kopf, hob ihn ein wenig an und hielt ihr etwas an die Lippen.
Kalt.
Eis.
Gierig öffnete sie den Mund, um die Eisstückchen darin
schmelzen zu lassen. Ihre Kehle wurde feucht, aber es war nicht
genug. Sie brauchte Wasser. Wieder versuchte sie zu sprechen.
Hörte sich selbst nicht, aber er hatte sie verstanden.
„Setzen Sie sich auf.“
Es war, als versuchte sie gegen eine gefährliche Flut anzukämp-
fen – ihre Knochen waren wie Gummi, ihre Muskeln ohne jede
Kraft.
„Warten Sie.“ Fast musste er sie hochheben. Ihr Herz schlug so
schnell, war das wilde Flattern eines Vogels in der Falle.
Klopf-klopf.
Klopf-klopf.
Klopf-klopf.
Warme Hände umfingen ihren Kopf und bewegten ihn. Ein Ge-
sicht tauchte vor ihren Augen auf und verschwand wieder.
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