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begrüßen
Hallo erst mal!
Wie ist das, wenn man den ganzen Tag damit verbringt,
Menschen professionell willkommen zu heißen? Ulrike verdient so ihr Geld:
als Rezeptionistin im Hotel.
Protokoll: Christine Zerwes
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Guten Tag!
Nach meiner zweieinhalbjährigen Ausbil-
dung zur Hotelfachfrau, war mir klar, dass ich
am Empfang arbeiten wollte: Dort hat man
am meisten mit den Gästen zu tun.Angefan-
gen habe ich als so genannter Reception
Clerk, inzwischen bin ich Reception Super-
visor, das heißt Schichtleiter.Während der Ar-
beit trage ich Make-up in dezenten Farben,
die Haare habe ich zusammengebunden und
ich habe natürlich unsere Hoteluniform an:
grauer Rock, Blazer, weiße Bluse und mein
Namensschild. Sichtbare Piercings, Tattoos
und mehr als ein Ring pro Hand und Ohr
sind verboten. In großen Hotels hat man es
meistens mit Geschäftsreisenden zu tun, die
meisten sind leicht zu erkennen: Anzug, Kra-
watte,Trolley und ein sehr zielstrebiger Gang.
Stadtreisende dagegen kommen deutlich zö-
gerlicher auf die Rezeption zu, sie tragen
meist legere Kleidung und haben Reiseta-
schen dabei. Prominente Gäste begrüßen der
Empfangschef oder der Direktor persönlich.
Der neueste Klatsch entgeht mir aber trotz-
dem nicht: Ich weiß oft lange bevor es in den
Zeitungen steht, wer mit wem und seit wann.
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Herzlich willkommen!
Die anstrengendste Zeit ist zwischen 16
und 21 Uhr – in diesen Stunden stehen die
Gäste an der Rezeption Schlange. Da muss
ich in wenigen Stunden achtzig- bis hun-
dertmal sagen: „Herzlich willkommen bei
uns, hatten Sie eine angenehme Anreise?“ Ita-
liener und Franzosen kann ich in ihrer je-
weiligen Sprache begrüßen, darüber freuen
sie sich. Die anderen ausländischen Gäste be-
grüße ich auf Englisch: „We are delighted to
welcome you“. Ich stimme mit dem Gast ab,
wie lange er in welchem Zimmer mit wie
vielen Personen bei uns wohnen wird und
ob er ein Raucher- oder Nichtraucherzim-
mer gebucht hat – das ist besonders wichtig.
Ich habe gelernt, während des Check-in im-
mer Blickkontakt zu halten und den Gast
dreimal mit seinem Namen anzusprechen.
Das gibt ihm das Gefühl, besonders ernst ge-
nommen zu werden. Wenn diese Stunden
vorüber sind, habe ich immer einen ganz
trockenen Mund.
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Angenehmen Aufenthalt!
Mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt,
immer wieder das Gleiche zu erklären. Zum
Beispiel den Meldeschein: Bevor die Gäste
auf ihr Zimmer dürfen, müssen sie einen Mel-
deschein mit Adresse und Geburtsdatum aus-
füllen, in bayrischen Hotels ist dasVorschrift.
Einige sind zu eitel, ihr Alter zu verraten, und
ich darf von deutschen Gästen keinen Pass
verlangen – das darf nur die Polizei. Manche
Touristen fühlen sich auch angegriffen, wenn
sie, wie es üblich ist, ihre Kreditkarte oder
Bargeld als Sicherheit hinterlegen sollen. Dar-
an merkt man, dass sie nicht oft in großen
Hotels absteigen. Gästen, die lange auf ihr
Zimmer warten müssen, weil es vor ihrer An-
kunft noch nicht gereinigt wurde, schicke ich
am Abend einen Obstkorb als kleine Ent-
schuldigung. Nach der Anreise sind viele mü-
de und gereizt, deshalb ist es besonders wich-
tig, zuvorkommend und freundlich zu sein:
„Bitte, Herr Meier, Ihr Schlüssel. Sie wohnen
im dritten Stock.Wir wünschen Ihnen einen
angenehmen Aufenthalt“, dazu lächeln, die
Zimmernummer nie laut sagen – das istVor-
schrift, denn es wäre indiskret – und der
Check-in ist beendet.
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Ein freundlicher Gruß zum Bootsfest; Starnberger See.
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Was kann ich noch für Sie tun?
Reiche arabische Gäste faszinieren mich,
denn sie wirken nie gestresst, obwohl sie oft
mit der ganzen Familie, also mehreren Frau-
en und Kindern reisen. Und sie haben selten
Kreditkarten, sondern meist große Mengen
Bargeld dabei. Einmal musste ich einem klei-
nen arabischen Jungen den Hotelkiosk zeigen
– der kam an die Rezeption, hatte einen 500-
Euro-Schein dabei und wollte sich nur zwei
Schokoriegel kaufen. Es kommt vor, dass
mich Gäste zu einem Drink nach Feierabend
einladen wollen, aber als Angestellte des Ho-
tels ist mir das strikt verboten und zudem sehr
unangenehm. So unangenehm wie verheira-
tete Geschäftsleute, die mit ihrer Geliebten
auf dem Zimmer wohnen. Ich werde unge-
wollt zur Mitwisserin, denn am Empfang
müssen wir die Zahl der anwesenden Perso-
nen wissen, falls es brennt und das Hotel eva-
kuiert werden muss. „Übrigens, offiziell rei-
se ich allein!“, ist ihr Standardsatz. Bei der Ab-
reise bedanken sich manche für meine Dis-
kretion. Ich antworte dann: „Habe ich eine
andere Wahl?“
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Auf Wiedersehen!
Unsere Stammgäste kommen jede Woche,
Montag bis Freitag, um in München zu ar-
beiten. Zu ihnen habe ich ein fast freund-
schaftliches Verhältnis und bekomme oft
Schokolade oder Blumen geschenkt. Aber
auch Stammgäste können schwierig sein,
wenn sie zum Beispiel nicht dasselbe Zim-
mer bekommen wie bei ihrem letzten Auf-
enthalt. Manche drohen dann, nie wieder zu
kommen. Aber über das Wochenende ver-
gessen sie ihren Ärger und stehen montags
wieder bei mir an der Rezeption.Trotzdem:
Ich nehme jede Beschwerde ernst, in der Aus-
bildung habe ich die so genannte l.e.a.r.n.-
Regel gelernt. Das bedeutet:
listen
– dem Gast
aufmerksam zuhören,
empathize
– sich in den
Gast hineinfühlen,
apologize
– sich höflich
beim Gast entschuldigen,
react
– handeln und
das Problem lösen – und
notify
– den Gast in-
formieren, wenn das Ärgernis behoben wur-
de. Seit ich im Hotel arbeite, achte ich in mei-
ner Freizeit sehr auf das Benehmen von An-
gestellten in Restaurants oder Hotels.Wenn
sie freundlich sind – nur dann –, gebe ich viel
Trinkgeld. Schließlich weiß ich, wie schlecht
man in unserer Branche verdient.
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Ulrike Gerth, 25, lebt in München, hat
eine Ausbildung zur Hotelfachfrau ge-
macht und schon in mehreren renom-
mierten Häusern in Europa gearbeitet.
Sie reist am liebsten nach Italien.
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