Der Spiegel 48-2010.pdf

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Der Spiegel No 48 vom 29 November 2010
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DAS DEUTSCHE NACHRICHTEN - MAGAZIN
Deutschland-Redaktion des SPIEGEL, aus den Korrespondenten-Büros und
von SPIEGEL ONLINE hat in den vergangenen fünf Monaten einen Datenschatz
von 251 287 Dokumenten aus dem Bestand des amerikanischen Außenministeriums
auswerten können, den die Enthüllungsplattform WikiLeaks zur Verfügung gestellt
hatte. Wie bei der Veröffentlichung zu den
Kriegstagebüchern aus Afghanistan (im Juli)
und dem Irak (im Oktober) beginnt das SPIE-
GEL-Team um die Redakteure Hans Hoyng, 62,
Marcel Rosenbach, 38, und Holger Stark, 40,
seine Dokumentation der Botschaftsberichte
zeitgleich mit der „New York Times“ und dem
britischen „Guardian“; zusätzlich sind diesmal
auch „El País“ aus Madrid und „Le Monde“
aus Paris beteiligt. Weitere Berichte werden
täglich auf SPIEGEL ONLINE folgen.
Die Fülle der diplomatischen Depeschen zeigt
in Tausenden Facetten, wie die Vereinigten
Staaten die Welt sehen – und wie sie die Welt-
läufte nach ihren Interessen zu beeinflussen
suchen. Rund 1700 Berichte trug dazu die ame-
rikanische Botschaft in Berlin bei, die am Pari-
ser Platz liegt – genau wie das Berliner Büro
des SPIEGEL. Mit Blick auf das Botschafts-
gebäude arbeiteten sich die Berliner SPIEGEL-
Leute durch die Deutschland-Dokumente. Sie
zeigen, wie erschreckend wenig die amerikani-
schen Diplomaten von deutschen Spitzenpoli-
tikern halten – und in welch klarer Sprache sie ihre Einschätzungen nach Hause
senden (Seite 20). Abzuwägen ist in solchen Fällen das Nachrichteninteresse der
Öffentlichkeit gegen berechtigte Geheimhaltungsinteressen des Staates. Das hat
der SPIEGEL getan.
Wie bei den vorangegangenen Veröffentlichungen hat der SPIEGEL das Material
unabhängig ausgewertet, analysiert, aufbereitet und alles dafür getan, solche
Informanten zu schützen, die womöglich um ihr Leben oder ihre Freiheit fürchten
müssten. Die Redaktion hat – wie andere beteiligte Medien auch – unter anderem
das Weiße Haus und das State Department, aber auch die amerikanische Botschaft
in Berlin um Stellungnahmen gebeten und lässt Botschafter Philip Murphy zu Wort
kommen (Seite 26). In einigen Fällen brachte die US-Regierung Sicherheitsbedenken
vor, manche Einwände hat der SPIEGEL akzeptiert, andere nicht. Ein Ergebnis
dieser Bitten war, dass die US-Diplomaten zwischen Canberra und London Anfang
voriger Woche damit begannen, ihren wichtigsten örtlichen Gesprächspartnern die
Geheimhaltungspanne zu erklären und sie vor den Veröffentlichungen zu warnen.
Stark, Rosenbach, Hoyng vor der
US-Botschaft in Berlin
Schrecken Europas, als populäre Helden sind sie quick-
lebendig. Doch wer waren die Nordmänner wirklich? Was trieb
sie von den heimischen Küsten bis Amerika und Russland? Ge-
nial konstruierte Schiffe, wuchtige Runensteine und faszinieren-
de Sagas beweisen: Die Leute mit dem Draufgänger-Image waren
mehr als nur trinkfeste Barbaren. SPIEGEL GESCHICHTE „Die
Wikinger“ ist ab Dienstag im Handel und kostet 7,50 Euro.
Im Internet: www.spiegel.de
DER SPIEGEL 48/2010
5
H aus m itteilung
29. November 2010 Betr.: Botschaftsdepeschen, SPIEGEL GESCHICHTE
E in Team von 50 Redakteuren und Dokumentaren aus der Auslands- und der
A ls sturmerprobte Seeräuber waren die Wikinger einst der
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In diesem Heft
Wie Amerika die Welt sieht
251 287 geheime Dokumente aus dem Washingtoner
Außenministerium enthüllen die Sicht der US-Diplomatie
auf Freund und Feind – mal arrogant, mal realistisch.
Titel
„Teflon“-Merkel und der überschäumende
Westerwelle – Amerikas Psychogramme
deutscher Politiker ............................................. 20
Interview mit Philip Murphy, dem amerikanischen
Botschafter in Deutschland, über Merkel,
Westerwelle und die Diplomatenberichte ........... 26
Die deutsch-amerikanischen Verhandlungen um
die Aufnahme von Guantanamo-Häftlingen ...... 28
Die geheimen Depeschen des
State Department – über 251 000 Dokumente
offenbaren Amerikas Sicht auf die Welt ............. 96
Außenministerin Hillary Clinton fordert
Spionagedienste von ihren Diplomaten ............ 108
Botschaftsdokumente zeigen die Sorge
arabischer Machthaber wegen Iran .................... 110
US-Diplomaten zeichnen ein düsteres Bild
des türkischen Premiers Erdogan ...................... 116
Deutschland
Panorama: Teilabzug der Bundeswehr aus
Afghanistan schon im kommenden Frühjahr? /
Staatsanwaltschaft ermittelt wegen
NRW-Landesarchiv / Kindertagesstätten
hoch mit Schadstoffen belastet ........................... 15
Klimapolitik: Der Balanceakt von Umweltminister
Röttgen auf dem Uno-Gipfel in Cancún ............. 32
Innere Sicherheit: Justizministerin Leutheusser-
Schnarrenberger über ihr Amtsverständnis ........ 35
Finanzen: Wie Schwarz-Gelb die eigene
Klientel schröpft ................................................. 37
Ärzte: Fälschungsvorwurf nährt Zweifel
an wichtigem Notfallmedikament ...................... 38
Affären: Der Fahrer des in Kunduz bombardierten
Tanklastzugs vor dem Untersuchungsausschuss ... 39
Kirche: Die Versäumnisse des früheren Kardinals
Ratzinger im Fall eines pädophilen Kaplans ....... 42
FDP: Die Nachkriegs-Liberalen und die Alt-Nazis 44
Prozesse: Im Kachelmann-Verfahren beginnt
der Aufmarsch der Gutachter ............................. 46
Bildung: Die Studenten entdecken die Ost-Unis ... 50
Strafjustiz: Michael Buback im Prozess gegen
die ehemalige RAF-Terroristin Verena Becker .... 54
Gesellschaft
Szene: Gefährliche Nilpferde / Seminare
für Nachkommen von NS-Tätern ....................... 58
Eine Meldung und ihre Geschichte – ein Kind
stürzt aus einer Dachwohnung und überlebt ...... 59
Medizin: Die zwei Leben des Kriegs- und
Schönheitschirurgen Enrique Steiger .................. 60
Ortstermin: In Berlin wird der
„Pfeifenraucher des Jahres“ gekürt .................... 74
Wirtschaft
Trends: Agentur für Arbeit droht Finanzminister
mit Klage / VW-Chef Winterkorn verlängert ..... 83
Staatsschulden: Wie sich Angela Merkel
gegen Euro-Partner und Märkte stemmt ............ 84
Im Auswärtigen Amt wächst die Angst ums
Image der deutschen Regierung ......................... 87
Manager: SPIEGEL-Gespräch mit dem
JP-Morgan-Chase-Banker Jes Staley über
die Schwäche des Euro und die Zukunft
des Investmentbankings ..................................... 88
Finanzindustrie: Ihr schlampiges Geschäft
mit US-Hypotheken kann
etliche Banken Milliarden kosten ....................... 91
Bauindustrie: Die Übernahme des Bauriesen
Hochtief durch ACS soll untersagt werden ......... 93
Ausland
Panorama: Versöhnung auf dem OSZE-Gipfel in
Astana? / Der Historiker Henrik Berggren über
die Krise der Sozialdemokratie in Schweden ....... 94
Nordkorea: Bringt China den schießwütigen
Kim Jong Il zur Räson? ..................................... 118
6
DEUTSCHLAND Die Berichte der US-Botschaft in Berlin enthüllen, wie abschätzig
und kritisch die Diplomaten deutsche Politiker beurteilen: Sie fremdeln mit
Kanzlerin Angela Merkel, Außenminister Guido Westerwelle halten sie für eine
„überschäumende Persönlichkeit“ mit wenig eigenen Ideen.
SEITE 20
Der Sonnyboy der Klimapolitik Seite 32
Kann sich die Staatengemeinschaft beim Uno-Gipfel in Mexiko zu einer
Strategie gegen die Erderwärmung durchringen? Bundesumweltminister
Norbert Röttgen (CDU) zeigt sich optimistisch, die Experten sind skeptisch.
Euro unter Druck, Merkel auch Seite 84
Frankreich sperrt sich gegen deutsche Pläne einer Insolvenzordnung für
die Euro-Länder, und die EU-Kommission will den Rettungsschirm erweitern.
Kann Bundeskanzlerin Angela Merkel dem Druck standhalten?
Frauen gegen Berlusconi
Seite 130
Italien, das Land der ur-
alten Rollenklischees,
liegt in einer Studie zur
Gleichberechtigung noch
hinter Kolumbien und
Vietnam. Jetzt aber for-
miert sich eine neue
Frauenbewegung. Sie hat
genug von Silvio Berlus-
conis One-Man-Show
und kämpft dagegen,
wie Frauen in Fernsehen
und Öffentlichkeit zur
Schau gestellt werden.
Berlusconi, Begleiterinnen
DER SPIEGEL 48/2010
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IRAN Neue Allianzen am Golf: Weit
mehr als bisher bekannt fürchten
arabische Machthaber einen nuklear
bewaffneten Iran.
TÜRKEI Premier Erdogan erhält von den
US-Diplomaten ein vernichtendes Urteil:
Sie halten ihn für einen ignoranten
Islamisten.
SEITE 116
Frankreich: Die Karatschi-Affäre bedroht
Präsident Nicolas Sarkozy ................................ 119
Polen: Die Hintermänner des Auschwitz-Raubs ... 121
Kolumbien: Das Geschäft mit den Kokain-
Tauchbooten – ein Aussteiger berichtet ............ 124
Italien: Das Frauenbild im Berlusconi-Land ..... 130
Global Village: Zipfelmützen für europäische
Weihnachtsmänner aus China ........................... 132
Sport
Szene: Die gescheiterte Ryder-Cup-Bewerbung /
In Afghanistan entsteht ein
Cricket-Nationalteam der Frauen ..................... 135
Sportpolitik: Parlamentarier in der Schweiz
forcieren eine Verschärfung des Strafrechts für
bestechliche Spitzenfunktionäre ....................... 136
Biathlon: Olympiasiegerin Magdalena Neuner
über ihr Leben in der Öffentlichkeit ................. 139
Wissenschaft · Technik
Prisma: Tattoos aus Leuchtdioden / Wie
sprintstark war Tyrannosaurus rex? .................. 143
Klima: Der Meeresspiegel steigt – aber
in jedem Teil der Erde anders ........................... 146
Archäologie: Ägyptens historischer
Hundefriedhof ................................................... 150
Gesundheit: Viele osteuropäische
Pflegehelfer arbeiten illegal .............................. 152
Artenvielfalt: Altes bewahren oder Neues schaffen –
Zukunftssorgen der Genbank in Gatersleben ... 154
Automobile: Porsches 700-PS-Ökogefährt ......... 156
Kultur
Szene: Größenwahn und HipHop – der
Rapper Kanye West und sein neues Album /
Eklat beim Schriftstellerkongress in Istanbul .... 158
Protest: Die neuen Wutbücher für das
aufgebrachte Bürgertum ................................... 160
Irland: Wie aus einem verträumten Land
eine Krisenregion wurde ................................... 164
Autoren: Die Memoiren des „Gossen-Goethe“
und „Bild“-Kolumnisten Franz Josef Wagner .... 168
Bestseller .......................................................... 173
Essay: Heiner Geißlers Schlichtermarathon in
Stuttgart belebt die Demokratie ........................ 174
Filmkritik: Woody Allens Beziehungskomödie
„Ich sehe den Mann deiner Träume“ ................ 178
Medien
Trends: Johannes B. Kerner über den Wettlauf
der TV-Rückblicke / Stefan Raab und Anke
Engelke sollen Song Contest moderieren .......... 181
Jubiläen: Jopie Heesters ist zum Maskottchen
des Boulevards geworden ................................. 182
Dynastien: Verlegerspross Konstantin Neven
DuMont plant seine Karriere neu ..................... 184
Arzt an zwei Fronten Seite 60
Am Zürichsee strafft er schlaffe Gesichter, im pakistanischen Peschawar
kämpft er als Kriegschirurg gegen den Tod. Der Schweizer Mediziner Enrique
Steiger sieht in seinen beiden Jobs keinen Widerspruch: „Patient ist Patient.“
Die Bücher zur Wut Seite 160
Sie haben Titel wie „Die Kunst, kein Egoist zu sein“ oder „Der kommende
Aufstand“: Wutbücher wie diese liefern dem Bürgertum die Theorie-Grund-
lage für seine Proteste und begründen den Ekel am Kapitalismus.
Rätselhafter Meeresspiegel-Anstieg
Seite 146
Briefe ................................................................... 8
Impressum, Leserservice .................................. 186
Register ............................................................ 190
Personalien ....................................................... 192
Hohlspiegel / Rückspiegel ................................. 194
Titelbild: Fotos action press (4), ddp (1), Reuters (2), Getty images (1),
Imago (2), Reflex (1), AFP (1)
Der Klimawandel lässt
die Ozeane anschwellen –
aber nicht überall. Denn
das Schmelzwasser ver-
teilt sich ungleich über
die Weltmeere: Taut das
Grönland-Eis, steigen die
Pegel am stärksten auf
der Südhalbkugel. An der
deutschen Küste dagegen
ändert sich kaum etwas.
In Norwegen und in
Grönland sinkt der
Meeresspiegel sogar.
Eisberg in Grönland
Zuckerschock
Der Cupcake bedroht die
deutschen Weihnachtsplätz-
chen. Außerdem im Kultur-
SPIEGEL: der Regisseur
Tom Tykwer über moderne
Beziehungsmodelle und
seinen neuen Film „Drei“.
DER SPIEGEL 48/2010
7
SEITE 110
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Briefe
SPIEGEL-Titel 47/2010
„Dass die meisten Deutschen
bis zum Ende – und manchmal
sogar darüber hinaus –
an ,ihren‘ Führer glaubten,
das war das verbrecherische
Werk dieses Mannes.“
Martin Henniger aus Potsdam zum Titel
„Der Hetzer – Joseph Goebbels: Der Mann, der Hitler machte“
Was bleibt da noch?
Nr. 46/2010, SPD: Die Erosion einer Volkspartei
In unserem Ortsverein haben wir die Be-
fragung der Mitglieder zu einer gewissen-
haften Positionierung genutzt, anhand der
wir nun die Maßnahmen einzuleiten ha-
ben, die uns in der politischen Landschaft
weiterhelfen. Wir wollen nicht dasitzen
und darauf warten, dass uns die Partei-
spitze sagt, was wir zu tun haben. Nur so
können wir an Glaubwürdigkeit zurück-
gewinnen und wieder Erfolg haben.
KALLETAL (NRDRH.-WESTF.)
MAREI WEDDY-POENICKE
„Satan in Menschengestalt“
Nr. 47/2010, Titel: Der Hetzer – Joseph Goebbels:
Der Mann, der Hitler machte
In der NS-Zeit lautete die Ergänzung des
Sprichwortes „Lügen haben kurze Beine“
mit Bezug auf den hinkenden Reichspro-
pagandaminister Goebbels so: „Die Lüge
hat ein kurzes Bein.“
LANGENFELD (NRDRH.-WESTF.)
Der schlechte Zustand der SPD ist kein
Wunder. Wir leben in einer Zeit des Kon-
sums, getragen von der Klientel der FDP
und weiten Teilen der CDU. Gegen diese
Haltung engagieren sich immer mehr Leute:
die Klientel der Grünen. Andere, die sich
nicht so viel leisten können, wählen Die
Linke. Was bleibt da noch für die SPD?
WIESBADEN
Die Aufschrift „Der Mann, der Hitler mach-
te“ verschleiert die Tatsachen: Goebbels
war das „Sprachrohr“ Hitlers, gemacht ha-
ben ihn die Thyssens, die Krupps, die Ha-
niels, die Quandts et cetera. Ohne das Geld
dieser Großindustriellen wäre Hitler das
geblieben, was er 1923 war, der geifernde
Vorredner einer kleinen, radikalen Gruppe.
LUTHERSTADT WITTENBERG (SACHS.-ANH.)
DR. ECKHARD SCHICHT
H. OCHS
Bei der durchaus interessanten Beschrei-
bung sollte nicht vergessen werden, dass
eine simple Reduktion von Goebbels’ Ein-
PETER SKUBELLA
Sigmar Gabriel wird es aufgrund seiner in-
neren Zerrissenheit nicht schaffen, der er-
schöpften Partei Mut zu machen und die
Attraktivität für die Wähler zu erhöhen.
Er trägt wesentlich dazu bei, dass die Grü-
nen so rasant an Zuspruch gewinnen, denn
die haben mehr Glaubwürdigkeit und
Nachhaltigkeit zu bieten.
NIENSTÄDT (NIEDERS.) ALFRED RECKMANN
1986 BIS 2003 SPD-ABGEORDNETER
IM NIEDERSÄCHSISCHEN LANDTAG
Der herausragende Artikel über Goebbels
bestätigt wieder einmal die Feststellung
Immanuel Kants: „Der Mensch ist von
Natur böse.“ Ein ganzes Volk, das so
leicht einem Scharlatan glaubte.
GROSS JEHSER (BRANDENB.)
SIEGFRIED KÜHN
Kriegsherr Hitler, Minister Goebbels 1943
Gemeinsames Gedankengut
Sie bezeichnen Goebbels als „sexuell äu-
ßerst umtriebig“. Das ist nicht übertrieben.
In Bayern, wo der rheinische Goebbels
nicht beliebt war, kursierte folgender Witz
über seine Neigung zur Filmwelt: „Was ist
der Unterschied zwischen (dem Tierfilmer)
Bengt Berg und Goebbels: Bengt Berg
filmt die Vogelwelt, Goebbels …“ Und
Gustav Fröhlich, der das Villengrundstück
neben Goebbels bewohnte, soll dem um-
triebigen Propagandachef, der ihm seine
Freundin ausgespannt hatte, am Garten-
zaun zur Rede gestellt und geohrfeigt ha-
ben. Darauf sang ganz Berlin den damals
bekannten Schlager: „Einmal möcht’ ich
fröhlich (Fröhlich) sein“.
FRANKFURT AM MAIN
HANS GEORG GRAF LAMBSDORFF
Grob zusammengehauenes Bild
Nr. 45/2010, TV-Sender: Bei RTL wächst der Unmut
77 Prozent unserer Mitarbeiter sind stolz
darauf, für ihre Firma zu arbeiten, 91 Pro-
zent sind bereit, sich über das erwartete
Maß hinaus für deren Erfolg einzusetzen.
Auch das sind Ergebnisse der Mitarbeiter-
befragung bei der Mediengruppe RTL
Deutschland. Bei Ihnen tauchen sie nicht
auf, wohl, weil sie nicht in Ihr recht grob
zusammengehauenes Bild des Fernseh-
Bergwerks passen. Stattdessen verallgemei-
nern Sie: Aus Einstiegsgehältern werden
solche für gestandene Journalisten, bei uns
übliche Zusatzleistungen fallen unter den
fluss auf Hitler nicht ausreicht. Die von bei-
den geteilten ideologischen Ansichten wur-
den nicht von einer Seite forciert, sondern
waren gemeinsames Gedankengut. Hitler
schrieb in „Mein Kampf“ seine späteren
Absichten nieder, so dass nicht von einer
Beeinflussung Goebbels, sondern eher um-
gekehrt, von einer Aufnahme dieser Ge-
danken vom Propagandaminister die Rede
sein kann. Darüber hinaus stand Goebbels
vielleicht an der Spitze des Propaganda-
Apparates, aber im Hintergrund wirkten
Tausende an den Produktionen mit.
ST. WENDEL (SAARL.) SEBASTIAN MORITZ WAGNER
Diskutieren Sie auf SPIEGEL ONLINE
Titel Beschädigen die Wikileaks-Dokumente das Ver-
hältnis zwischen den USA und ihren Bündnispartnern?
www.spiegel.de/forum/Wikileaks
Finanzkrise Reichen die Maßnahmen zur Stützung
des Euro aus? www.spiegel.de/forum/Eurokrise
Bildung Sind die Ost-Unis zu echten Konkurrenten der
West-Unis geworden? www.spiegel.de/forum/Ostuni
Nach seinem Bruch mit Hitler 1933 soll Gre-
gor Strasser gesagt haben, wobei er sich
auf Hitler, Ernst Röhm und Goebbels be-
zog: „Von jetzt an ist Deutschland in den
Händen eines geborenen Lügners aus
Österreich, eines perversen Ex-Offiziers
und eines Klumpfußes. Und glauben Sie
mir: Der Letzte ist der Schlimmste. Das ist
der Satan in Menschengestalt.“
BERLIN
RONALD FRIEDMANN
8
DER SPIEGEL 48/2010
399296550.011.png 399296550.012.png 399296550.013.png 399296550.014.png 399296550.015.png
Zgłoś jeśli naruszono regulamin