Der Spiegel 49-2011.pdf

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Reuter, 43, ein Interview mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karzai ver-
abredet, zuvor fuhr Reuter Richtung Kunduz, und zwar noch vor Sonnenaufgang.
Denn die Straße zwischen Kabul und Kunduz gilt als Gradmesser für die politische
Unsicherheit: Wenn die Überfälle auf der Route
wieder zunehmen, so wie jetzt, dann drohen auch
im Rest des Landes mehr Unruhen. Also brach
Reuter frühmorgens auf, gewandet in Shalwar
Kameez, der traditionellen Tracht. In Khanabad,
in der Nähe von Kunduz, traf er den dortigen
Distriktchef Nizamuddin Nashir. Der beschrieb
die schwierige Lage der Nach-Taliban-Zeit als
Diktatur der Miliz: Fast 4000 Bewaffnete würden
allein in seinem Distrikt um Macht und Schutz-
gelder kämpfen. „Afghanistan“, so Reuters Ein-
schätzung, „steht kurz vor dem Bürgerkrieg“
(Seite 94).
Reuter
der Schrotflinte empfängt, konnte SPIEGEL-Reporter Guido Mingels, 41, fast
verstehen: Pam Kohler war von Journalisten belagert worden – wegen ihres Sohnes
Colton Harris-Moore, 20, des „Barfuß-Banditen“, der eine Spur von Einbrüchen
quer durch die USA gezogen, fünf Flugzeuge geklaut hatte, bis er gefasst wurde.
Sein Urteil wird für Mitte Dezember erwartet, indes arbeitet Hollywood bereits an
der Verfilmung. Mingels, der am Wohnwagen der Mutter anklopfte, wurde emp-
fangen: Pam Kohlers Hund hatte den SPIEGEL-Redakteur als freundlich identifi-
ziert. „Wenn Melanie bellt“, erklärte Pam Kohler, „schieße ich.“ Die Schrotflinte
lag auf dem Tisch (Seite 58).
der Besuch begann besser als erwartet. Im Sommer des vergangenen Jahres
sprachen die SPIEGEL-Redakteure Susanne Beyer, 42, und Volker Hage, 62, bei
der Schriftstellerin Christa Wolf vor. Hage kannte die ehemalige DDR-Autorin
seit 1977, aber 1993 war es zwischen Wolf und dem SPIEGEL zum Bruch gekommen:
Der SPIEGEL hatte aufgedeckt, dass Wolf sich bereits 1959 von der DDR-Staats-
sicherheit hatte anwerben lassen, unter dem Decknamen „IM Margarete“. Wolf,
lange Zeit Galionsfigur, galt spätestens nach dieser Enthüllung als ängstlich und
opportunistisch – was sie dem SPIEGEL lange nicht verzeihen wollte. Hage bemühte
sich um den Kontakt, besuchte sie in Kalifornien, wo sie an ihrem letzten Buch ar-
beitete, und das Interview in Berlin
sollte eines der letzten großen Ge-
spräche vor Christa Wolfs Tod sein.
Obwohl ihr äußerlich wenig anzu-
merken war, sprach sie über das
Sterben. „Sie war ahnungsvoll, sie
sagte, ihre Frist sei wohl bald abge-
laufen“, erinnert sich Hage, der jetzt
den Nachruf verfasste. „Aber sie
hatte ihren Frieden gemacht – es sei
doch gut, dass sie noch ein Buch
habe schreiben dürfen“ (Seite 138).
Hage, Wolf, Beyer 2010
Im Internet: www.spiegel.de
DER SPIEGEL 49/2011
5
H aus m itteilung
5. Dezember 2011 Betr.: Afghanistan, Bandit, Wolf
I n Kabul hatten die SPIEGEL-Redakteure Matthias Gebauer, 37, und Christoph
D ass Pam Kohler aus Camano Island bei Seattle Journalisten gelegentlich mit
E hemann Gerhard Wolf servierte den Kaffee, der Erdbeerkuchen war köstlich –
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